„Unterschätzen die Gefahr“

Brandschutz Vermutlich wegen einer Gasflasche explodierte ein Anbau im Kreis Karlsruhe. Wie sich solche Unfälle vermeiden lassen, erklärt ein Kreisbrandmeister.

Nach Erkenntnissen der Polizei war ein Bedienfehler an einer Gasflasche in der Küche Auslöser für die Explosion, die am vergangenen Montag den Anbau eines Wohnhauses in Ubstadt-Weiher (Landkreis Karlsruhe) zerstörte. Zwei Menschen wurden bei dem Unglück verletzt, einer davon schwer. Schludrigkeit und falsch gelagerte Gasflaschen sind für den Karlsruher Kreisbrandmeister Jürgen Bordt die Hauptursachen für derartige Unfälle. Er erklärt, wie man es besser macht.

Herr Bordt, Sie waren am vergangenen Montag selbst im Dienst. Mit welchem Gefühl sind Sie zum Einsatzort gefahren?

Jürgen Bordt: Definitiv angespannt. Ich arbeite seit 18 Jahren im Landkreis Karlsruhe im feuerwehrtechnischen Bereich und so eine Alarmierung habe ich genau zweimal erlebt – beide Male in diesem Jahr. Das sind mit die schwierigsten Einsätze, bei denen im Gegensatz zu normalen Bränden jedoch die Routine fehlt.

Wie kann ein Bedienfehler an einer Gasflasche einen ganzen Anbau einstürzen lassen?

In einer klassischen elf Kilogramm schweren Propangasflasche steckt eine gigantische Menge Energie. Wenn sich das Gas im Haus verbreitet und entzündet, setzt sich die Energie, die man normalerweise über viele Stunden verbraucht hätte, in Sekundenbruchteilen um. Dadurch entstehen extreme Hitze und ein enormer Druck, der schließlich genau das bewirkt, was die Bilder zeigen: Die Explosion drückt die Wände nach außen, Decken stürzen ein und das gesamte Haus bricht zusammen.

Was sind die häufigsten Ursachen, wenn es um Gas-Explosionen geht?

Ich würde sagen, unsachgemäßer Umgang und mangelnde Sorgfalt. Eigentlich müsste man jedes Mal, bevor man eine Gasflasche aufdreht, prüfen, ob die Dichtung intakt und der Schlauch richtig angeschraubt ist. Es gibt sogar ein Spray, mit dem man erkennen kann, ob Gas entweicht. Aber das macht kein Mensch. Jeder von uns, der einen Gasgrill anschließt, schraubt einfach die Flasche an und gut ist. Wir unterschätzen die Gefahr.

Woran erkenne ich, ob ein Bauteil der Gasflasche defekt oder veraltet ist?

Das Produktionsjahr steht auf dem Schlauch, alle zehn Jahre sollte man diesen austauschen – oder früher, wenn er verfärbt ist oder Knicke hat. Der Druckminderer, der den hohen Druck in der Flasche auf ein passendes Maß für zum Beispiel den Grill reduziert, kostet auch nicht die Welt. Im Zweifel kann man diesen alle paar Jahre ersetzen.

Wie bemerke ich, dass Gas austritt?

Das Problem ist, dass man Flüssiggas, also zum Beispiel Propan oder Butan, gar nicht so richtig riecht. Nur dem Erdgas aus der Leitung ist ein Duftstoff beigemischt, der knoblauchartig riecht. Es passiert aber sehr selten, dass Gasheizungen oder Gasleitungen ursächlich für einen Unfall sind.

Das heißt, nur die Gasflaschen sind das Problem?

Wenn sie im Gebäude gelagert werden, ja.

Gesetzlich ist das doch aber erlaubt, oder?

Von den Propan- oder Butangasflaschen, wie sie im privaten Bereich verbreitet sind, dürfen Sie pro Gebäude maximal zwei Gasflaschen mit je elf Kilogramm in unterschiedlichen Räumen lagern, allerdings nicht im Schlafzimmer oder Keller. Meiner Meinung nach gehören die Gasflaschen aber gar nicht erst in ein Gebäude, sondern ins Freie an einen Ort, wo sie vor praller Sonne geschützt sind. Draußen passiert mit Gas nicht viel, aber drinnen kann es zu einer Explosion kommen.

Wie sollte ich reagieren, wenn eine Gasflasche leckt?

Falls es gefahrlos möglich ist, sollten Sie die Gasflasche einfach zudrehen, dann geht das Feuer von allein aus. Ansonsten sollten Sie sich und alle anderen im Haus zügig in Sicherheit bringen. Den Rest macht die Feuerwehr. Ein Zigarettenfunken oder ein nicht geschützter, elektrischer Verbraucher, wie ein Lichtschalter, können ausreichen, um das Gas zu entzünden.

Was halten Sie von Gaswarnmeldern?

Gesetzlich vorgeschrieben sind sie nicht und für die private Gasheizung im Keller brauchen Sie auch keinen Gaswarnmelder. Wenn die Gasleitung vom Keller bis ins Dachgeschoss verläuft, müssten Sie theoretisch den ganzen Bereich überwachen. Hinzu kommt, dass diese Geräte deutlich teurer als Rauchmelder sind. Ob ein Gaswarnmelder tatsächlich Sinn macht, muss sich jeder selbst überlegen.

Kochen oder grillen Sie selbst mit Gas?

Ich persönlich nicht, aber meine Frau grillt sehr gern auf der Terrasse. Bei uns gibt es die eiserne Regel, dass die Gasflasche auch dort bleibt.

Und Sie haben beim Grillen kein Bauchgrummeln?

Nein. Wir gehen sehr sorgsam damit um, darum bin ich völlig entspannt. Manche schaffen es, sich beim Entzünden vom Holzkohlegrill Verbrennungen zuzuziehen, weil sie Spiritus verwenden. Wenn man leichtsinnig handelt, ist es immer gefährlich.

Neue Eskalation im Handelsstreit

Zollkonflikt Trump hat neue Zölle gegen China angekündigt. Die Volksrepublik droht nun den USA.

Peking/Washington. Im Handelsstreit zwischen den USA und China haben sich die Fronten zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt deutlich verhärtet. Nach der Ankündigung von Präsident Donald Trump, weitere Zölle in Höhe von 100 Prozent gegen chinesische Importe zu erheben, warf Peking den USA „Doppelmoral“ vor und drohte mit Gegenmaßnahmen.

„Wenn die USA stur an ihrem Kurs festhalten, wird China entschlossen entsprechende Maßnahmen ergreifen, um seine legitimen Rechte und Interessen zu schützen“, teilte das Handelsministerium in Peking mit. Washington verallgemeinere seit langem das Prinzip der nationalen Sicherheit, missbrauche Exportkontrollen, wende diskriminierende Maßnahmen gegen China an und dehne einseitig seine Gerichtsbarkeit bei Produkten wie Halbleitern oder Computerchips aus.

China hielt den USA zudem vor, globale Lieferketten zu stören. Peking fordere die USA auf, ihr „falsches Vorgehen“ zu korrigieren, die Ergebnisse aus den vergangenen Handelsgesprächen zu wahren und die gegenseitigen Bedenken durch Dialog zu lösen, hieß es.

Export nur mit Genehmigung

Trump hatte zuvor angekündigt, wegen Chinas jüngster Handelspolitik ab dem 1. November zusätzliche Zölle verhängen zu wollen und drohte Exportkontrollen für jegliche wichtige Software an, ohne Details zu nennen. Auch ein geplantes Treffen mit Chinas Präsident Xi Jinping am Rande des Gipfels der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (Apec) Ende Oktober in Südkorea stellte er infrage.

Verärgert hatte Trump Pekings Ankündigung vom 9. Oktober, in der die Chinesen mitgeteilt hatten, unter anderem den Export weiterer seltener Erden nur nach Genehmigung zu erlauben. Ausfuhren für militärische Zwecke würden grundsätzlich nicht zugelassen, betonte das Handelsministerium.

Die Behörde argumentiert, die Maßnahmen seien legitim, weil damit das Exportkontrollsystem in Übereinstimmung mit dem Gesetz verbessert werde. Das Ministerium verwies auf die Bedeutung seltener Erden für militärische Zwecke und wiederkehrende Konflikte auf der Welt. Ziel sei auch, den Weltfrieden zu sichern.

< VORHERIGE SEITE NÄCHSTE SEITE >