Libellenfrau spricht für die Insekten

  • Die Blauflügelige Prachtlibelle zeigt sich hier mit Organisator Heiko Reinhardt. Foto: Ufuk Arslan

Artenschutz Warum Katharina Schertler mit blauer Maske auf dem Podium saß: Insekten haben keine Lobby.

Rot am See. Das hat’s auch noch nicht gegeben. Auf dem Podium des Bioland-Forums in der Hofburk nahm eine Blauflügelige Prachtlibelle, Calopterix virgo, Platz, um denen eine Stimme zu geben, um die es geht. Als Sprecherin agierte Katharina Schertler, Diplom-Landschaftsökologin und seit 17 Jahren Naturschutzberaterin bei Bioland.

Was die Libellenfrau über die rund 33.000 bekannten Insekten zu sagen hatte? Nichts Gutes. „Uns geht’s schlecht.“ Sie gab einen Überblick über den aktuellen Stand des Artensterbens, etwa mit Blick auf die Krefelder Studie, die über einen langen Zeitraum die Biomasse fliegender Insekten in Schutzgebieten untersucht und einen Rückgang von mehr als 75 Prozent festgestellt hat. Und sie machte eines deutlich: „Insekten haben keine Lobby.“

Auch wenn sich die Blauflügelige selbst durch sauberere Klein- und Kleinstgewässer etwas zu erholen scheint: So vieles bedroht die Insekten. Einige Arten können sich den Folgen des Klimawandels entziehen, etwa aus Südeuropa über den Rheingraben nach Norden wandern, aber das gelte nur für die mobilen Arten, so Sprecherin Schertler; am immer schneller fortschreitenden Artensterben ändere das nichts. Zu schnell verändere sich die Umwelt, zu klein sei mittlerweile bei vielen Arten die genetische Vielfalt.

Konstruktive Ansätze

In der Hofburk machte sich die Libellenfrau für Multifunktionalität stark. Menschen und Insekten gleichermaßen könnten Lebensräume nutzen, wenn nur die traditionellen Bilder im Kopf ersetzt würden, wenn also beispielsweise ein Park nicht länger aus englischem Rasen bestehe, sondern aus Wiesen und heimischen Stauden. „Das finden Kinder ohnehin viel spannender.“

Was sich die Libelle wünscht

Sie wünsche sich, so die Mensch gewordene Insektenstimme, dass mehr Menschen ihre Stimmen erheben. Dass über anderen Sorgen wie Kriegsangst oder Wirtschaftseinbruch die Biodiversität nicht ins Abseits gedrängt und nicht noch mehr Mittel gestrichen werden. Und: „Wir müssen offen sein für Neues.“

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