Krankschreibung erst ab Tag vier?
Gesundheit Kassenärzte-Chef sieht hohes Einsparpotenzial – Arbeitgeber warnen.
Berlin. Zur Entlastung des Gesundheitssystems schlägt der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung erneut weniger strenge Regeln bei der Krankschreibung vor. Arbeitnehmer sollten generell erst ab dem vierten Tag zum Arzt müssen, um sich eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung zu holen, sagte Andreas Gassen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die aktuell geltende Möglichkeit für Arbeitgeber, schon in den ersten drei Tagen eine Krankschreibung zu verlangen, führe zu abertausenden Arztbesuchen, die nicht zwingend notwendig wären.
Vorgeschrieben ist die Krankschreibung derzeit, wenn Beschäftigte länger als drei Kalendertage arbeitsunfähig sind. Es gilt aber auch laut Entgeltfortzahlungsgesetz: „Der Arbeitgeber ist berechtigt, die Vorlage der ärztlichen Bescheinigung früher zu verlangen.“ Laut Gassen dauern gut ein Drittel der jährlich 116 Millionen Krankschreibungen maximal drei Tage. Fielen sie weg, könnte das Gesundheitswesen um 1,4 Millionen Arbeitsstunden oder 100 Millionen Euro Kosten entlastet werden.
Die Arbeitgeber wiesen den Vorstoß zurück. „Eine pauschale Verlängerung der Karenzzeit würde die Arbeitgeberseite zusätzlich belasten, ohne die strukturellen Probleme zu lösen“, sagte Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Das Gesundheitsministerium äußerte sich nicht.