Augen auf!

Museum Würth 2 Im „Focus“: Nach der großen Nolde-Ausstellung zeigen die Künzelsauer jetzt „Neue Blicke“ auf die Sammlung und präsentieren Neuerwerbungen.

Es wird gebaut, und es wird unverdrossen gesammelt. Nebenan in Schwäbisch Hall wird bei laufendem Ausstellungsbetrieb („Die dritte Dimension im Bild“) die Kunsthalle Würth erweitert, nicht zuletzt um einen neuen „Willkommensbereich“ mit großzügigem Café – schließlich wollen bis zu 250.000 Besucherinnen und Besucher pro Jahr bewältigt werden. Nebenan in Künzelsau, nur eine halbe Autostunde entfernt, zeigt das Museum Würth 2 nahe der Konzernzentrale nach dem Publikumsansturm auf die große Nolde-Schau (rund 100.000 Gäste) jetzt „Neue Blicke“ auf die Sammlung. Also auf zum Kunst-Hotspot Hohenlohe.

Gelbe Karten werden im Museum Würth 2 verteilt, aber das sind keine Verwarnungen wie im Sport, und es gibt auch keine roten. Sondern das sind Wahrnehmungshilfen: „Focus“ steht drauf, der Ausstellungstitel. Das „O“ ist ausgeschnitten: ein Loch, durch das die Besucherinnen und Besucher die Kunst „focussieren“ dürfen – am besten auch mit dem Smartphone, und dann gleich ab auf Instagram, unter dem Hashtag #MyWürthCollection.

Nette Spielerei. Es geht ums bewusste wie individuelle Sehen. Aber bei einer Sammlung, die weit mehr als 20.000 Werke zählt und wächst und wächst, hat das Fokussieren noch eine andere Qualität. Allein schon für die Arbeit der Kuratorinnen Maria Würth und Beate Elsen-Schwedler: So präsentieren sie namhafte Neuzugänge der vergangenen zehn Jahre, im spannenden Dialog mit dem Bestand. Oder sie haben, banal gesagt, Bilder im Depot entdeckt, die sie jetzt ins Rampenlicht rücken, gerahmt von prominenten Neuerwerbungen.

So passt neben einen erst in diesem Jahr gekauften Juan Miró, „Frau und Vogel“ (1963 entstanden), farblich und motivisch-abstrakt ideal der „Sommertag“ von Corneille (1952): „Abenteuer Malerei“ heißt dieses Ausstellungskapitel. Oder es erhalten zwei Architekturbilder von Stefan Hoenerloh (geboren 1960), deren düster grauer Realismus nur vorgetäuscht ist, eine Betrachtungschance inmitten einer Reihe von Werken unterschiedlichen Stils von Superstar Gerhard Richter: „Das Dilemma zwischen Sehen und Erkennen“.

Frappant, wie sich das Ölgemälde „Schwanger“ (1965) von Norbert Tadeusz zur „Huldigung an das Quadrat“ (1963) von Josef Albers fügt – und zwar sehr grün in einem „Zwiegespräch zwischen Geometrie und Figuration“. Der Tadeusz hält es aber auch aus, neben Pablo Picassos verdreht kubistischer „Sitzender Frau im Lehnstuhl“ (1941) zu hängen: also neben einem Picasso!, wie Beate Elsen-Schwedler betont. So geht das fort. Mehr als 100 Werke sind zu sehen von rund 60 Künstlerinnen und Künstlern, von der Klassischen Moderne bis zur Gegenwart. Auch das Stammpublikum von Würth staunt über die Fülle an Neuem, Unbekanntem, registriert auf den Schildchen die Kaufdaten. Während staatliche oder städtische Museum nur über begrenzte Ankaufsbudgets verfügen, gehen die Künzelsauer in Galerien, auf Auktionen shoppen. Früher lästerten Kunstgroßkritiker, dass Würth wahllos den Markt abgrase, aber mittlerweile ist die Sammlung so groß, dass sich jedes Werk einreiht, dass sich wie von selbst Verknüpfungen, Beziehungen, Ergänzungen zum Bestand ergeben.

Was ist da alles zu entdecken? Um nur ein paar Erwerbungen der Sammlung Würth aus den letzten fünf Jahren zu nennen: ein „Stillleben mit zwei Blumenvasen“ (1912) von Expressionist Ernst Ludwig Kirchner. Ein  liegender, weiblicher Akt, üppig und fleischlich gemalt von Impressionist Lovis Corinth (1915). Eine späte Arbeit von Dada-Künstler Kurt Schwitters aus der Zeit seiner Internierung in England, „Bild abstrakt Hutchinson I“ (1941). Eine „Minster“-Gruppe von Tony Cragg, herrlich kathedralische Türme, geformt aus Schrott, aus Eisen, Gummi und Beton. Ein Riesenölgemälde von Georg Baselitz, „Andalusische Gitarre“, auch ein drei Meter auf 2,3 Meter großer „Gruß aus Holland“ des Altmeisters. Oder Rückenakte und Biblisch-Mystisches des auch schon 84-jährigen Markus Lüpertz aus jüngster Zeit.

In einfacher Sprache erklärt

Das alles haben die Kuratorinnen aufschlussreich sortiert, assoziationsreich gehängt und platziert in verschiedenen Themenbereichen. Und das Kabinett im Untergeschoss dient als „Reflexionsraum“, mit politischer Kunst vor allem von Daniel Richter und A.R. Penck. Ausgezeichnete Idee: Dass die erklärenden Texttafeln auch in einfacher Sprache formuliert sind. „Malerei kann uns Energie so gut zeigen, dass wir sie selber spüren. Mit ihren Bildern zeigen Maler und Malerinnen uns die Welt so, wie sie sie erleben.“ Aber auch: „Wir können unsere eigenen Ideen in die Bilder mit hineinnehmen.“ Das ist doch mal Kunstgeschichte auf den Punkt gebracht! Also Augen auf.

Geheimgang im Kolosseum wird geöffnet

Restaurierung Ab dem 27. Oktober ist der unterirdische Gang des Commodus erstmals für Besucher zugänglich.

Rom. Ein unterirdischer und lange Zeit verborgener Geheimgang im Kolosseum in Rom wird künftig für Besucher des antiken bei Touristen beliebten Amphitheaters zugänglich sein. Der sogenannte Gang des Commodus verband zu Zeiten des Römischen Reiches die Ehrentribüne des Kolosseums, auf der die höchsten Würdenträger Platz nahmen, mit dem Außenbereich.

Der Name des Ganges geht auf Kaiser Commodus (161-192) zurück. Der Kenner und Liebhaber von Gladiatorenkämpfen soll in diesem unterirdischen Bereich Opfer eines Attentats durch einen Verschwörer geworden sein. Dass dies genau in diesem Gang passierte, ist aber nicht klar gesichert. Commodus gehörte zu den vom römischen Volk am wenigsten beliebten Kaisern.

Ursprünglich war dieser exklusive kaiserliche Gang nicht in der Bauplanung des Kolosseums vorgesehen, das zwischen den Jahren 72 und 80 nach Christus errichtet wurde. Es wurde erst später durch das Ausschachten der Fundamente des Amphitheaters angelegt, damit die Elite des Römischen Reiches unbemerkt zur Ehrentribüne gelangen konnte, um die Spektakel zu beobachten.

Im 19. Jahrhundert ausgegraben

Der Gang wurde im 19. Jahrhundert entdeckt und ausgegraben, blieb bislang jedoch für die Öffentlichkeit geschlossen. Im September schlossen die Forscher des Archäologieparks die nötigen Restaurierungsarbeiten ab. Dabei wurden auch die antiken Oberflächen des Ganges vollständig wiederhergestellt.

Das Kolosseum gehört zu den beliebtesten Touristenattraktionen in Italien und gilt als das Symbol Roms. Es ist zudem das größte Amphitheater der Welt. In ihm fanden im antiken Rom teils grausame und brutale Gladiatorenkämpfe statt. Heute zieht es jedes Jahr Millionen von Besuchern an. Der Gang des Commodus ist ab dem 27. Oktober immer von Montag bis Mittwoch für Besucherinnen und Besucher zugänglich.

Trauer um US-Filmstar Diane Keaton

Schauspielerin Die amerikanische Oscar-Preisträgerin ist im Alter von 79 Jahren gestorben.

New York. Typ neurotische New Yorkerin mit Männerhosen, Krawatten und Hüten: Dem Stil von „Annie Hall“ blieb Diane Keaton stets treu. Mit „Annie Hall“ – auf Deutsch: „Der Stadtneurotiker“ – hatte Woody Allen ihr 1977 die Rolle ihres Lebens geschenkt. Keaton wurde damit über Nacht zum Star und bekam einen Oscar – der Anfang einer Erfolgskarriere in Hollywood. Nun ist Keaton mit 79 Jahren in Kalifornien gestorben, wo sie auch geboren und aufgewachsen ist.

Nach der Ausbildung zur Schauspielerin am Neighborhood Playhouse in New York gab sie mit 22 Jahren ihr Broadway-Debüt im Musical „Hair“. Das Theater sei aber eigentlich nie ihr Ding gewesen, sagte Keaton einmal. „Ich bin keine echte Schauspielerin. Die Wahrheit ist, ich möchte das nicht jede Nacht wieder machen. Was ich an Filmen mag, ist, dass man es immer wieder versuchen kann.“

Der Durchbruch mit „Annie Hall“ verschaffte ihr eine Rolle nach der anderen – fast immer waren sie mit Männern verknüpft. Auf die Woody-Allen-Phase folgt die Warren-Beatty-Phase mit Filmen wie „Reds“ und schließlich die Al-Pacino-Phase mit dem „Paten“. „Jeder Mann war ein anderes Jahrzehnt“, kommentierte Keaton. „Woody war meine Zwanziger, Warren meine Dreißiger und Al an der Grenze Dreißiger/Vierziger.“ Geheiratet hat sie keinen der drei – und auch nie einen anderen Mann.

In ihrer mehr als 50 Jahre dauernden Schauspiel-Karriere erfand Keaton sich immer wieder neu. Neben dem „Stadtneurotiker“ und „Reds“ war sie noch zwei weitere Male als beste Hauptdarstellerin für den Oscar nominiert, 1997 in „Marvins Töchter“ an der Seite von Leonardo DiCaprio und 2004 in „Was das Herz begehrt“, einem Liebesfilm mit Jack Nicholson. Ähnliche Komödienrollen als eher wohlhabende Frauen in beigefarbener Kleidung spielte sie auch im „Club der Teufelinnen“ mit Bette Middler und Goldie Hawn oder zuletzt in zwei „Book Club“-Filmen oder „Summer Camp“ mit Kathy Bates. Auch als Sprecherin war Keaton tätig und verkörperte 2016 die Mutter der Hauptfigur in dem Animationsabenteuer „Findet Dory“.

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