Verständigung bei 1, 2 Bier

  • Rainer Horn sinniert über die Muswiese privat

Katermorgen

Im Nebel ruh ich noch, draußen eine Keld,/ Noch hämmert Hirn, gestern spät gewesen:/

Bald seh ich, wenn der Blick in Spiegel fällt,/ des Bieres Folgen unverstellt,/

und denk, oh du gnädge Muswiesenwelt,/ man kann am freien Montag schön genesen.

Ah, die Muswiese, dieses bunte Durcheinander zwischen Kuttel und Schlachtplatte, Halbe und Schnaps, Magenbrot und Lebkuchenherz, Besen und Hosenträger – wird da dem westlichen Einfluss Einhalt geboten? Die westliche Zufahrt, die Gerabronner Straße, die Donald Trump nehmen müsste (von Westen her kommend) – ist gesperrt. Aber von Osten her, von Bayern, bis zur Taiga, die Wege offen? Soll die Muswiese, wie einst schon von Goethe empfohlen, zu einem West-Östlichen Diwan der gleichgewichteten Verständigung werden? Ein Brückenschlag zwischen zwei Welten? West und Ost, Landwehr und Beimbacher Stausee? So sagt weise, der alte Goethe, als wär er schon mal auf der Muswiese gewesen: „Wer sich selbst und andere kennt, / Wird auch hier erkennen: / Orient und Okzident / Sind nicht mehr zu trennen.“

Wisst Ihr noch, wie es letztes Jahr war? Du bist auf der Muswiese. Und willst Deine Frau anrufen. Oder Sie sucht Dich. Oder Du den Kumpel. Für ein Bier. Aber: Kein Netz.

I will amoal sou soocha: Dass jezz mehr Funggmaschda uff dr Muswisa sann und mr sich doomiid bessr Wootsäpp schreiwa kou, iss schoo a Vordaal. Schreibd aanr seim Freind: „Luuschd uff 1, 2 Bier?“ Schreibt der zrigg: „Zwölf schreibt mr oahne Komma.“

Wir blieben am Samstag bei 1, 2 Bier. Na ja, vielleicht auch 3, 4. Und hatten Filip dabei. Unseren Austauschschüler aus Polen. Schlachtplatte heißt auf polnisch: „wędlina“ (Wurstwaren) oder „mieszanka mięs“ (Fleischteller). Naja, Schlachtplatte gibt’s halt nicht in Polen. Wir haben sie dann gezeigt. Die Platte. Man kann ja voneinander lernen. Goethe sagt: „Denn es ist eine Lust zu lernen, / Wenn Unebenes sich glattet.“ Und sich in den Teller plattet. Übrigens: Döner gibt’s auch.

Seien Sie wacker in einer wackligen Welt. Gehen Sie auf die Muswiese. Egal ob Sie aus Ost oder West kommen.

Info Rainer Horn kommt aus Heroldhausen. Er ist Präsident der Schlepper- und Maibaumfreunde. Und er ist verliebt – in sei Fraa, klar, und in den Hohenloher Menschenschlag.

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