Ein Elch auf Irrwegen

Die Irrfahrt von Elch Erwin alias Lord Fynn, der aus dem Wildpark Pforzheim nach Bayern gebracht werden sollte und dann unverhofft im Schwarzwald landete, beschäftigt Öffentlichkeit und Polizei. Wie konnte es geschehen, dass der Jungbulle einem Tiertransporteur übergeben wurde – und dieser Transport so dubios endete?

Wie sind die Vorschriften? Um so ein Tier transportieren zu dürfen, braucht der Transporteur laut einem Polizeisprecher eine Genehmigung des zuständigen Veterinäramtes. Ob der von der Polizei mittlerweile kontaktierte Transporteur eine solche Genehmigung gehabt habe und welches Veterinäramt zuständig gewesen sei im Falle des Elches, müsse nun geklärt werden.

Der Wildpark selbst muss nach Worten von Carsten Schwarz, dem Leiter des Wildparks Pforzheim, einen Herkunftsnachweis für das Tier ausfüllen und dem Transporteur mitgeben. Des Weiteren ist eine Transportbescheinigung nötig, auf der Tag und Uhrzeit stehen, an dem das Tier verladen wurde und gegebenenfalls vermerkt ist, wann das Tier zuletzt getränkt und/oder gefüttert wurde. Außerdem müsse der Zielort – in dem Fall war es Passau – auf den Papieren stehen. All dies sei geschehen.

Welche besonderen Regeln gibt es noch? Elche sind keine streng geschützten Tiere, genauso wenig wie etwa Hirsche. Will man sie aber irgendwohin bringen, dann müssen laut der sogenannten EU-Verordnung zum Schutz von Tieren beim Transport bestimmte Bedingungen erfüllt sein: Für Langstreckentransporte bedarf es unter anderem eines Befähigungsnachweises und einer behördlichen Zulassung des Transportunternehmens.

Wer trägt letztlich die Verantwortung für das Tier? Die Verantwortung liegt in den Händen des Transporteurs, sobald ihm das Tier korrekt übergeben wurde, wie Schwarz sagt. Der Park selbst lege in Jahresberichten Rechenschaft darüber ab, welchen Zuwachs es im Bestand gegeben habe und welche Tiere wann und wohin abgegeben worden seien.

Einen direkten Kontakt zu dem Gehege in Passau, das nach Angaben des Transporteurs Elch Erwin alias Lord Fynn habe aufnehmen wollen, habe es nicht gegeben, man habe auf den Transporteur vertraut. Die Stadt Passau teilte auf Anfrage mit: „Dass ein Elch in unser Stadtgebiet überstellt werden sollte, ist uns nicht bekannt.“

War das zulässig? Das ist unklar und muss die Polizei ermitteln. Denn laut Veterinäramt des Landkreises Karlsruhe gilt ganz allgemein Folgendes: „In der Verantwortung des abgebenden Parks liegt es ebenso, zu prüfen, ob das Tier im aufnehmenden Park auch entsprechend seiner Bedürfnisse untergebracht werden kann. Diese Absprache findet zwischen den Parks direkt statt.“

Warum ist immer noch alles so nebulös im Casus Elch? Weil der langjährige Transporteur nach Worten von Schwarz schweigt. Für die Verladung des Jungbullen in den Transporter gibt es den Angaben zufolge Zeugen – was dann während des Transportes geschah, ist laut Wildpark und Polizei vollkommen unklar.

Der Transporteur sei mutmaßlich der Einzige, der darüber Auskunft geben könne, sagt der Polizeisprecher. Da er aber möglicherweise als Beschuldigter gelten könnte, müsse er nicht zwangsläufig aussagen. Die Polizei stehe noch am Anfang der Ermittlungen. Mehrere Vernehmungen, darunter die des Transporteurs, stünden an.

Tiere Elch Erwin sollte angeblich nach Bayern – doch plötzlich taucht er im Schwarzwald auf. Was lief beim Tiertransport schief? Und warum schweigt der Transporteur hartnäckig?

Absturz in den MINT-Fächern

IQB-Bildungstrend Jugendliche können immer schlechter Aufgaben in Mathe, Physik, Chemie und Bio lösen. Wo liegen die Ursachen?

Pisa, Iglu, Vera: Seit mehr als zehn Jahren halten verschiedene Bildungsstudien fest, dass die Schülerleistungen in Deutschland zurückgehen. Die neue Studie „IQB-Bildungstrend“ zeigt die Entwicklung seit 2012.

Worum geht es? Der IQB-Bildungstrend 2024 untersucht bundesweit die Kompetenzen von Neuntklässlern in Mathematik sowie in den naturwissenschaftlichen Fächern Biologie, Chemie und Physik. Die Studie wird in regelmäßigen Abständen vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) an der Berliner Humboldt-Universität durchgeführt, einer wissenschaftlichen Einrichtung aller 16 Bundesländer. Sie basiert auf den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz und ermöglicht mit den Erhebungsjahren 2012, 2018 und 2024 eine Trendanalyse über mehr als ein Jahrzehnt.

Was sind die wichtigsten Befunde? Die Ergebnisse fielen „wenig erfreulich“ aus, heißt es in der Studie. „In allen vier untersuchten Fächern werden die Regelstandards seltener erreicht und die Mindeststandards häufiger verfehlt als in den Jahren 2012 und 2018.“ Die mathematischen und naturwissenschaftlichen Kompetenzen der getesteten Neuntklässler verschlechterten sich in ganz Deutschland: Der Anteil der Jugendlichen, die die Mindeststandards für den Mittleren Schulabschluss verfehlen, stieg etwa in Mathematik auf knapp 24 Prozent, während der Anteil derjenigen, die den Regelstandard erreichen oder übertreffen, deutlich sank. Ähnlich negative Trends zeigen sich in Biologie, Chemie und Physik. Die Durchschnittsleistungen liegen in allen Fächern deutlich unter den Ergebnissen von 2018. Dabei bestehen weiter große soziale, geschlechtsbezogene und zuwanderungsbezogene Unterschiede.

Wie ist die Lage in Baden-Württemberg? Die Leistungsunterschiede zwischen den Bundesländern sind groß – mit besseren Ergebnissen vor allem in Bayern, Sachsen und Baden-Württemberg und unterdurchschnittlichen Leistungen etwa in Bremen, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Baden-Württemberg liegt in allen untersuchten Fächern und Kompetenzbereichen messbar über dem Bundesschnitt. Doch auch hier zeigt sich ein deutlicher Rückgang der Kompetenzen im Vergleich zu 2018, und damals gab es schon einen Absturz verglichen mit 2012. Die Durchschnittsleistungen sanken, der Anteil der Jugendlichen, die Mindeststandards nicht erreichen, stieg.

Was sind sonst noch wichtige Befunde? Es gibt Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Jungen schnitten etwa in Mathematik besser ab, während Mädchen in Biologie einen Vorsprung erzielten. Soziale und zuwanderungsbezogene Ungleichheiten blieben auf hohem Niveau stabil. Jugendliche aus sozial schwächeren oder zugewanderten Familien schnitten schlechter ab. Zudem ist das fachbezogene Interesse der Jugendlichen gering und weiter rückläufig, ebenso wie das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Gut ein Drittel schätzt die eigenen Fähigkeiten als gering ein, mehr als die Hälfte zeigt wenig Interesse an diesen Fächern. Die Studie zeigt, dass die negativen Trends nicht allein auf eine veränderte Zusammensetzung der Schülerschaft zurückzuführen sind, sondern auf eine breitere Verschlechterung der Bildungsleistungen hinweisen.

Wo liegen die Ursachen? Die Studie verweist auf ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Als ein möglicher Erklärungsfaktor werden die Einschränkungen des Schulbetriebs während der Corona-Pandemie genannt: Die Jahre 2018 bis 2024 umfassen die Pandemiezeit, in der Unterricht phasenweise ausfiel oder in Distanz stattfand. Die getesteten Jugendlichen waren zu Beginn der Pandemie gerade ein halbes Jahr in der fünften Klasse. „Dass sie durch die Pandemie aus diesem für sie noch recht neuen Alltag herausgerissen wurden, dürfte für viele von ihnen ein großer Einschnitt gewesen sein. Dieser könnte ihre Entwicklung stark beeinträchtigt haben und auch noch vier Jahre später nachwirken.“

Welche Rolle spielt das Thema Zuwanderung? In allen Fächern haben Schüler aus zugewanderten Familien signifikant geringere Kompetenzen. In der ersten Zuwanderungsgeneration ist das besonders stark ausgeprägt. Doch obwohl der Anteil von Jugendlichen mit Migrationshintergrund im Untersuchungszeitraum gestiegen ist, erklärt dies laut IQB nur einen kleinen Teil der Kompetenzrückgänge. Diese seien auch unabhängig vom Migrationsgeschehen. Zudem ließen sich zuwanderungsbezogene Disparitäten zu einem bedeutsamen Anteil auf das durchschnittlich geringere sozioökonomische und kulturelle Kapital der Familien von Jugendlichen mit Zuwanderungshintergrund zurückführen. Lehrer weisen aber darauf hin, dass auch Schüler getestet wurden, die erst seit rund einem Jahr Regelklassen besuchten. Dass diese die Aufgaben sprachlich so gut verstehen wie Muttersprachler, sei unwahrscheinlich.

Wie kann die Lage verbessert werden? Die Autoren der Studie halten sich mit konkreten Ratschlägen zurück, nennen aber doch Ansatzpunkte: Sie empfehlen, den Fokus stärker auf die Förderung grundlegender mathematischer und naturwissenschaftlicher Kompetenzen zu legen, damit mehr Schüler Basiskompetenzen erreichen. Zudem gehe es um gezielte Sprachförderung, eine Verbesserung der Unterrichtsqualität und Maßnahmen zur Stärkung sozial benachteiligter Kinder. Eine Umkehr der negativen Trends könne jedoch nicht allein durch die Schule erreicht werden, auch Familien, Kitas und beispielsweise die Kommunalpolitik müssten ihren Teil beitragen. „Nur durch ein abgestimmtes Zusammenwirken aller Beteiligten können die Lern- und Entwicklungsziele für Kinder und Jugendliche in Deutschland nachhaltig gesichert werden.“

Gemeinde pocht auf Rückkehr der Blumenkübel

Schwanau. Im badischen Schwanau gelangen örtliche Blumenkübel auf das Areal des Maschinenherstellers Herrenknecht - die Gemeinde im Ortenaukreis pocht nun darauf, dass die großen Pflanzenbehälter wieder auf ihren ursprünglichen Platz in einer Tempo-30-Zone zurückkehren. „Die Möblierung in den beiden Straßenzügen muss wiederhergestellt werden“, sagte Bürgermeister Marco Gutmann (parteilos) der Deutschen Presse-Agentur.

Es werde mit dem Unternehmen und Behörden gesprochen, um zu einer Lösung zu kommen, sagte der Rathauschef. Einen Zeitplan dafür gebe es aber bisher nicht. „Es müssen noch rechtliche Fragestellungen final geklärt werden.“

Es könnte bei der Straßenmöblierung an der betreffenden Stelle nachjustiert werden, sagte Gutmann. Er brachte die Beschilderung der Kübel ins Gespräch und sprach von rot-weißen Barken, um die Sichtbarkeit zu erhöhen. Konzernchef Martin Herrenknecht hatte die „viel zu kleinen Katzenaugen“ kritisiert, die nicht sichtbar seien. Der Familienkonzern Herrenknecht hatte bestätigt, dass der Gründer mehrere Pflanzenbehälter entfernen ließ. Ein Grund dafür waren laut Unternehmen potenzielle Gefährdungen im Straßenraum. Rund 20 Blumenkübel waren laut Gemeinde vor rund zwei Monaten aufgestellt worden. Ein Teil der Behälter steht laut Unternehmen nun bei Herrenknecht. Es stellt große Tunnelbohrmaschinen her und beschäftigt rund 5000 Menschen.

Das zuständige Landratsamt teilte auf Anfrage in Offenburg mit, die Behörde habe gemeinsam mit der Gemeinde ein Möblieren der Straße - dazu zählten auch die Pflanzenkübel - als ein geeignetes Mittel gesehen, um den Verkehr zu beruhigen. „Solche Gestaltungselemente tragen dazu bei, das Straßenbild im Sinne der angeordneten Verkehrsregelung klar zu strukturieren und das Geschwindigkeitsniveau zu senken“, berichtete ein Sprecher. Das sei weiter die Auffassung der Behörde. Ob und wann nun wieder eine Möblierung erfolge, sei Sache der Gemeinde.

Verkehr Wirbel im badischen Schwanau: Firmenchef ließ Pflanzenbehälter von öffentlicher Straße entfernen.

17-Jährigen erpresst und gequält

Hechingen. Menschenraub, Erpressung, Körperverletzung: Im Streit um vermeintliche Schulden aus Drogengeschäften soll ein Jugendlicher über mehrere Tage hinweg festgehalten und misshandelt worden sein. Sieben mutmaßliche Täter – zum Tatzeitpunkt zwischen 16 und 19 Jahre alt – stehen unter anderem wegen erpresserischen Menschenraubs vor dem Landgericht Hechingen. Angeklagt sind insgesamt zwölf Männer, von denen fünf nicht in U-Haft sitzen. Die Angeklagten haben ihren Wohnsitz überwiegend im Raum Mössingen/Bodelshausen und in einem Fall in Bisingen.

Laut Anklage wurde das 17 Jahre alte Opfer ab dem 11. April von den Angeklagten an wechselnden Orten festgehalten und erpresst. In der Nacht zum 15. April wurde der Jugendliche von der Polizei befreit. Bereits Anfang 2025 soll die Gruppe das Opfer in einer Kellerwohnung in Mössingen geschlagen haben. Daraufhin habe die Familie des Opfers 3100 Euro bezahlt. Am 11. April sollen sich die Angeklagten den Jugendlichen erneut geschnappt und nach Mössingen gebracht haben. In einem Hotelzimmer sollen sie 4500 Euro gefordert sowie den 17-Jährigen bedroht und geschlagen haben. Weil er das Geld nicht beschaffen konnte, sollen die Angeklagten am 13. April einen gleichaltrigen Bekannten an eine Bushaltestelle in Haigerloch (Zollernalbkreis) gelockt und auch ihn geschlagen haben. Von ihm sollen sie 5000 Euro gefordert haben. Der junge Mann floh und informierte die Polizei.

Prozess Streit um Schulden aus Geschäften mit Drogen eskaliert: Sieben junge Männer stehen vor Gericht.

AfD überholt im Südwesten die Grünen

Stuttgart. Fünf Monate vor der Landtagswahl in Baden-Württemberg verliert die CDU an Boden, bleibt aber stärkste Kraft. Wenn an diesem Sonntag Landtagswahl wäre, kämen die Christdemokraten mit Spitzenkandidat Manuel Hagel auf 29 Prozent – ein Minus von 2 Prozentpunkten im Vergleich zum Mai, wie eine repräsentative Umfrage von Infratest dimap im Auftrag des SWR und der „Stuttgarter Zeitung“ ergab.

Die AfD gewinnt zwei Prozentpunkte hinzu und liegt mit 21 Prozent erstmals auf Rang zwei. Die Grünen von Spitzenkandidat Cem Özdemir verharren bei 20 Prozent. Die SPD bleibt mit 10 Prozent auf niedrigem Niveau. Die FDP kann ihr Ergebnis von 5 Prozent halten und würde es damit knapp wieder in den Landtag schaffen. Die Linke wäre mit 7 Prozent stärker als die Liberalen und würde erstmals einziehen. 40 Prozent der Befragten würden eine CDU-geführte Landesregierung bevorzugen. Dagegen hätten unverändert 29 Prozent lieber weiter einen Grünen in der Regierungszentrale. Eine Landesregierung unter Führung der AfD favorisieren 21 Prozent. Zuwanderung bleibt für ein Viertel der Menschen das wichtigste Problem. Für 22 Prozent zählt die Bildung zu den zentralen Aufgaben. Die Lage der Wirtschaft nennen 20 Prozent.

Würden die Menschen ihren Ministerpräsidenten direkt wählen können, würden sich 41 Prozent für Özdemir entscheiden, nur 17 Prozent für Hagel.

Landtagswahl Vorsprung der CDU schmilzt in einer aktuellen Umfrage. Allerdings bleibt die Partei stärkste Kraft.

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