In die Wüste geschickt
Seine Telefonnummer stand mal in der Bild-Zeitung. Damit die Leute dem „Bahnsinnigen“ selbst die Meinung geigen können. Man kann Claus Weselsky vieles vorwerfen – aber langweilig wurde es mit ihm nie. Der ehemalige Boss der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) führte Arbeitskämpfe noch nach guter, alter Tradition. Wenig Arbeit, viel Kampf. Seine Marathon-Streiks legten den Bahnverkehr in Deutschland lahm. Seine Knallhart-Forderungen provozierten die leidgeprüften Pendler zusätzlich. Und bis heute fragt man sich: War das wirklich nötig? Oder hätte man den Weselsky nicht einfach zum Tennis schicken können?
Da hätte der Dresdner nämlich viel, viel Spaß gehabt. Keine knausrigen Bahn-Chefs mehr, aus denen man jeden Cent rausquetschen muss. Sondern potente Öl-Scheichs, die sich locker über den Tisch ziehen lassen. So locker, dass das sogar der Gewerkschafts-Laie Alexander Zverev hinbekommt. Der 27-Jährige trat am Mittwoch beim Six-Kings-Slam in Saudi-Arabien auf. Und kassierte ordentlich ab. Stundenlohn: 1,5 Millionen US-Dollar. 1,5 Millionen für 59 Minuten Tennis – und das war nichtmal gut. Der Deutsche verlor in der ersten Runde gegen Taylor Fritz 3:6, 4:6. Es war bereits die siebte Pleite in Folge gegen den US-Amerikaner.
Das Antrittshonorar durfte Zverev trotzdem behalten. Die Saudis zahlten sie ihm gerne. Der Wüsten-Staat nutzt die Sport-Stars, um sein angeknackstes Image aufzupolieren. Vielleicht wäre das auch mal eine Idee für die Deutsche Bahn.