Eine Metropole macht auch Müll – aber wie kommt er weg?

  • Wohin mit dem Müll? Die Abfallentsorgung auf der Muswiese funktioniert. Foto: Sebastian Unbehauen
  • Ortsbaumeister Ralf Walter weiß, wo's auf der Muswiese langgeht. Foto: Harald Zigan

Organisation Viel Freud, viel Müll: Die Abfallentsorgung auf der Muswiese verläuft in gut geplanten Bahnen. Ortsbaumeister Ralf Walter gibt einen Einblick.

Wenn sich ein Dorf mit ein paar Dutzend Seelen an fünf Tagen urplötzlich in eine Großstadt verwandelt, wie das in Musdorf der Fall ist, hat das auch Effekte, die sich eher im Verborgenen abspielen. Da stellt sich beispielsweise die Frage: wohin mit dem ganzen Müll? Für die Gemeinde Rot am See ist damit ein nicht gerade geringer Aufwand verbunden. Damit der Jahrmarkt (und mit ihm das ganze Dorf) nicht in Abfall aller Art versinkt, hat die Kommune schon seit Jahren ein ausgeklügeltes Entsorgungssystem für den Unrat entwickelt.

Man kann sich gut vorstellen, wie es in den Budengassen ohne die Arbeit von vielen Männern und Frauen aus einschlägigen Branchen aussehen würde: Die Straßen wären wohl schon nach kurzer Zeit mit einer nicht gerade appetitlichen Schicht aus allen möglichen, achtlos weggeworfenen Hinterlassenschaften der Besucher überzogen – von Bratwurst-Resten, Papierservietten, Getränkedosen bis hin zu Glasscherben.

Ralf Walter, seit drei Jahren Ortsbaumeister auf dem Rathaus in Rot am See und in dieser Funktion auch für eine möglichst saubere Muswiese zuständig, stellt schon im Frühsommer die ersten Weichen für die Aktion „Müllentsorgung“. Er terminiert dann mit dem Fachunternehmen Schneider & Sohn aus Gammesfeld sowie der Firma Pfahler aus Dinkelsbühl, die in der Gemeinde auch für die reguläre Müllabfuhr zuständig ist, die Einsätze auf der Muswiese.

Eine wichtige Rolle für die Muswiese spielt auch der Zweckverband „Straßenkehrmaschine Nord-Ost“ mit Sitz in Schrozberg: Das Gefährt dreht schon kurz vor dem Jahrmarkt eine erste Runde durch Musdorf. An den Markttagen ist die Kehrmaschine dann quasi im Dauereinsatz – und zwar in aller Herrgottsfrühe, wenn noch ein problemloses Durchkommen in den Budengassen möglich ist. In den Ecken, die für die Maschine nicht erreichbar sind, machen die Mitarbeiter des kommunalen Bauhofes klar Schiff.

Die Wege allen Muswiesen-Mülls führen schließlich in ein regelrechtes Entsorgungszentrum, das unweit der Wirtschaft Uhl aufgebaut ist und von zwei Mitarbeitern des Bauhofes betreut wird. Papier aller Art schluckt ein 20 Kubikmeter fassender Presscontainer, hier entsorgen auch die Händler ihre Kartonagen. Jeweils 15 Kubikmeter fassen Container für Plastik und für gewerblichen Abfall, zwei Behältnisse mit je zehn Kubikmeter schlucken den Restmüll und für Glasflaschen stehen weitere drei Container bereit. Summa summarum, so schätzt Ralf Walter, landen fünf Tonnen Papier in dem Musdorfer Entsorgungszentrum, jeweils zwei Tonnen Plastik und Restmüll kommen noch hinzu.

Die Muswiesen-Wirtschaften entsorgen ihren Müll in aller Regel mit eigenen Behältnissen. Und die Besucher können ihren Abfall auch direkt auf dem Gelände in 15 strategisch gut platzierten Restmüllbehältern mit jeweils 240 Litern Fassungsvermögen loswerden, die bei Bedarf vom Bauhof geleert werden.

Spülgang für die Kanalisation

Unter die Rubrik „Hinterlassenschaften“ fallen natürlich auch die kleinen und großen „Geschäfte“ der Besucher. Zusätzlich zu den Toiletten in den Wirtschaften stehen auf dem Muswiesengelände neun WC-Anlagen für die Notdurft zur Verfügung, nebst fünf Dixi-Klos. Damit es nicht zu einem äußerst unliebsamen Stau in den Leitungen zur Kläranlage in Rot am See kommt, spült die Firma Schön aus Ilshofen schon im Vorfeld des Jahrmarktes die Musdorfer Kanalisation kräftig durch.

Wenn die Händler ihre Stände abgebaut und die Besucher schon längst wieder mit Wehmut an eine vergangene Muswiese denken, folgt noch ein finaler „Großputz“, wie Ralf Walter das letzte Kapitel der Reinigungsarbeiten nennt: Die Kehrmaschine beseitigt am Freitag die letzten Reste – und die Mitarbeiter des Bauhofes, die „nicht nur an der Muswiese einen tollen Job machen“ (so der Ortsbaumeister), schwärmen nochmals aus, beseitigen zum Beispiel Schäden an den Straßenbanketten und laufen alle Parkplätze und Wiesen rings um Musdorf auf der Suche nach Abfall ab. Und wenn es dann so aussieht, als ob es die Metropole Musdorf nie gegeben habe, dann haben alle Beteiligten eine prima Arbeit im Kampf gegen den Müll geleistet.

NÄCHSTER ARTIKEL