Eine Metropole macht auch Müll – aber wie kommt er weg?

Organisation Viel Freud, viel Müll: Die Abfallentsorgung auf der Muswiese verläuft in gut geplanten Bahnen. Ortsbaumeister Ralf Walter gibt einen Einblick.

Wenn sich ein Dorf mit ein paar Dutzend Seelen an fünf Tagen urplötzlich in eine Großstadt verwandelt, wie das in Musdorf der Fall ist, hat das auch Effekte, die sich eher im Verborgenen abspielen. Da stellt sich beispielsweise die Frage: wohin mit dem ganzen Müll? Für die Gemeinde Rot am See ist damit ein nicht gerade geringer Aufwand verbunden. Damit der Jahrmarkt (und mit ihm das ganze Dorf) nicht in Abfall aller Art versinkt, hat die Kommune schon seit Jahren ein ausgeklügeltes Entsorgungssystem für den Unrat entwickelt.

Man kann sich gut vorstellen, wie es in den Budengassen ohne die Arbeit von vielen Männern und Frauen aus einschlägigen Branchen aussehen würde: Die Straßen wären wohl schon nach kurzer Zeit mit einer nicht gerade appetitlichen Schicht aus allen möglichen, achtlos weggeworfenen Hinterlassenschaften der Besucher überzogen – von Bratwurst-Resten, Papierservietten, Getränkedosen bis hin zu Glasscherben.

Ralf Walter, seit drei Jahren Ortsbaumeister auf dem Rathaus in Rot am See und in dieser Funktion auch für eine möglichst saubere Muswiese zuständig, stellt schon im Frühsommer die ersten Weichen für die Aktion „Müllentsorgung“. Er terminiert dann mit dem Fachunternehmen Schneider & Sohn aus Gammesfeld sowie der Firma Pfahler aus Dinkelsbühl, die in der Gemeinde auch für die reguläre Müllabfuhr zuständig ist, die Einsätze auf der Muswiese.

Eine wichtige Rolle für die Muswiese spielt auch der Zweckverband „Straßenkehrmaschine Nord-Ost“ mit Sitz in Schrozberg: Das Gefährt dreht schon kurz vor dem Jahrmarkt eine erste Runde durch Musdorf. An den Markttagen ist die Kehrmaschine dann quasi im Dauereinsatz – und zwar in aller Herrgottsfrühe, wenn noch ein problemloses Durchkommen in den Budengassen möglich ist. In den Ecken, die für die Maschine nicht erreichbar sind, machen die Mitarbeiter des kommunalen Bauhofes klar Schiff.

Die Wege allen Muswiesen-Mülls führen schließlich in ein regelrechtes Entsorgungszentrum, das unweit der Wirtschaft Uhl aufgebaut ist und von zwei Mitarbeitern des Bauhofes betreut wird. Papier aller Art schluckt ein 20 Kubikmeter fassender Presscontainer, hier entsorgen auch die Händler ihre Kartonagen. Jeweils 15 Kubikmeter fassen Container für Plastik und für gewerblichen Abfall, zwei Behältnisse mit je zehn Kubikmeter schlucken den Restmüll und für Glasflaschen stehen weitere drei Container bereit. Summa summarum, so schätzt Ralf Walter, landen fünf Tonnen Papier in dem Musdorfer Entsorgungszentrum, jeweils zwei Tonnen Plastik und Restmüll kommen noch hinzu.

Die Muswiesen-Wirtschaften entsorgen ihren Müll in aller Regel mit eigenen Behältnissen. Und die Besucher können ihren Abfall auch direkt auf dem Gelände in 15 strategisch gut platzierten Restmüllbehältern mit jeweils 240 Litern Fassungsvermögen loswerden, die bei Bedarf vom Bauhof geleert werden.

Spülgang für die Kanalisation

Unter die Rubrik „Hinterlassenschaften“ fallen natürlich auch die kleinen und großen „Geschäfte“ der Besucher. Zusätzlich zu den Toiletten in den Wirtschaften stehen auf dem Muswiesengelände neun WC-Anlagen für die Notdurft zur Verfügung, nebst fünf Dixi-Klos. Damit es nicht zu einem äußerst unliebsamen Stau in den Leitungen zur Kläranlage in Rot am See kommt, spült die Firma Schön aus Ilshofen schon im Vorfeld des Jahrmarktes die Musdorfer Kanalisation kräftig durch.

Wenn die Händler ihre Stände abgebaut und die Besucher schon längst wieder mit Wehmut an eine vergangene Muswiese denken, folgt noch ein finaler „Großputz“, wie Ralf Walter das letzte Kapitel der Reinigungsarbeiten nennt: Die Kehrmaschine beseitigt am Freitag die letzten Reste – und die Mitarbeiter des Bauhofes, die „nicht nur an der Muswiese einen tollen Job machen“ (so der Ortsbaumeister), schwärmen nochmals aus, beseitigen zum Beispiel Schäden an den Straßenbanketten und laufen alle Parkplätze und Wiesen rings um Musdorf auf der Suche nach Abfall ab. Und wenn es dann so aussieht, als ob es die Metropole Musdorf nie gegeben habe, dann haben alle Beteiligten eine prima Arbeit im Kampf gegen den Müll geleistet.

Erinnerung an einen populären Sohn

Festabend Der Männerchor-Komponist Julius Wengert starb vor 100 Jahren. Im Dorfschulmuseum in Wallhausen-Hengstfeld stellt die Gemeinde am 25. Oktober dessen Leben und Werk vor.

Die Wiedereröffnung der Alten Schule in Wallhausen-Hengstfeld wurde vergangenen Mai nach einjähriger Sanierung gefeiert. Am Samstag, 25. Oktober, erinnert dort die Gemeinde Wallhausen an einen ihrer größten Söhne: den Lehrer, Chorleiter und Komponisten Julius Wengert. Er wurde 1871 geboren und steht für eine ungewöhnlich steile Karriere im Königreich Württemberg und einen Ruhm, der sich vor allem auf seine damals sehr populären Chorsätze für Männerchöre gründete.

Nicht abzusehen war, dass der Sohn der kleinbäuerlichen Familie Wengert zu solchen Ehren kommen würde. Sein Vater Johann Wengert musste neben seiner kleinen Landwirtschaft weitere Tätigkeiten annehmen, um seine neunköpfige Familie durchzubringen. Nach dessen Tod kamen noch vier Halbgeschwister aus der zweiten Ehe seiner Mutter Rosine hinzu. „Über seine Kindheit ist sonst fast nichts bekannt, aber er wuchs mit Sicherheit dorfgerecht auf“, schreibt Roland Jakel in seiner Biografie.

Dorfgerecht, das hieß damals, in der beengten einklassigen Dorfschule unterrichtet zu werden, Mitarbeit in Haus und Hof, aber etwas von der nationalen Euphorie nach dem gewonnenen Krieg 1870/71 und der Hochstimmung in der Bevölkerung musste ihn wohl erfasst und geprägt haben. Dass der Halbwaise in die evangelischen Lehrerbildungsanstalt Tempelhof aufgenommen wurde, war sicher seiner musikalischen Begabung zu verdanken.

Lehrer in Stuttgart

Diese prägte auch das Berufsleben Wengerts von Anfang an, denn neben der Lehrertätigkeit an Schulen im Stuttgarter Westen besuchte er Kurse in Kompositionslehre und übernahm bald die Chorleitung mehrerer Männerchöre. Und mit seinen eigenen vierstimmigen Chorsätzen, die er selbst textete, teilweise auch unter Pseudonym, traf er offensichtlich den Nerv der Zeit. Die nationale Hochstimmung und Begeisterung für Militär, Pathos und Naturerleben verbanden sich mit hymnischen und feierlichen Gesängen.

190 Chorsätze zeugen im Dorfschulmuseum Hengstfeld von Wengerts Schaffen, das besonders in Württemberg, Baden, im Rheinland und sogar bei deutschen Männerchören in den USA und Polen Anklang fand und seine Krönung mit der Ernennung zum Königlichen Hofmusikdirektor. Julius Wengert starb am 7. Oktober 1925 an einer Lungenentzündung. Er hat auf dem Waldfriedhof in Stuttgart ein Ehrengrab.

Am 25. Oktober wird bei einem Festabend sein Leben und Werk vorgestellt. Roland Jakel, der frühere Ortsvorsteher, hatte im ehemaligen Klassenzimmer der Oberklassen 5 bis 8 den von Wengerts Enkelin an die Gemeinde übergebenen Nachlass des Komponisten stilvoll eingerichtet. Städtisches Wohninterieur bildete so einen wirkungsvollen Gegensatz zur schlichten und funktionellen Ausstattung des Dorfschulmuseums in der ehemaligen Lehrerwohnung im Dachgeschoss. Allerdings ist das repräsentative Mobiliar Wengerts derzeit noch ausgelagert, da das endgültige künftige Nutzungskonzept des Raumes offen ist. Dafür kann hier gefeiert werden, denn eine Leader-Förderung hat die Generalsanierung des Gebäudes innen und außen möglich gemacht und damit auch den technischen Standard an heutige Anforderungen angepasst.

Nach dem Empfang und einem Grußwort von Bürgermeister Andreas Frickinger wird der Komponist in Wort und Bild sowie mit musikalischen Einlagen vorgestellt. Dabei steht die Chormusik im Mittelpunkt, denn sie ist schließlich das Bindeglied, das Wengert sowohl als Lehrer an seine Schüler, als Dirigent an seine Sänger und die hiesigen Gesangvereine an ihre Aktiven vermittelt haben. Wie Otto Ströbel in seiner Hengstfelder Chronik schreibt, wurde hier schon 1832 ein Männerchor gegründet. Und im Jahr 1863 betont der Pfarrgemeinderat sogar ausdrücklich, „dass die vom Schulverweser Mayer eingeübten und an Festtagen in der Kirche vorgetragenen vierstimmigen Choräle und Psalmen in der Gemeinde Beifall finden“. Viel Gesprächsstoff wird es für die ehemaligen Sänger der drei Männerchöre in der Gemeinde und alle Musikfreunde auf jeden Fall geben.

Info Das Schulmuseum kann von Gruppen und Schulklassen nach Voranmeldung bei der Gemeindeverwaltung Wallhausen, Telefon 0 79 55 / 93 81-0, im Zuge einer Führung besichtigt werden.

Kommentar

Abschied mit Magenbrot

Magenbrotmorgen

Noch träumt der Magen, leer und bang,/

vom Abend, schweren Speisen:/

Da naht – wie Trost nach Pilgergang –/

ein süßer Bissen, warm und lang./

Vom Magenbrot ich Heil empfang:/

Braunes Gold sei gepreisen!

Also, ich würde es nicht verkraften. Das Magenbrot nach langer Nacht. Hat doch ein Stück mit 30 Gramm bestimmt 50 Gramm Zucker drin. Nach fünf Stücken ist mir schlecht. Nach zehn ist der Sodbrand schon ganz enorm. Und trotzdem kaufe ich jedes Jahr für mich und alle Verwandten je eine Spitztüte.

Magenbrot gibt’s auf der Muswiese, horcht her, weil alter Pilgerort. Also Pilger zur Michaelskirche. Die Pilger waren oft lange unterwegs und hatten oder bekamen nix Gscheits zu essen. Oder Ungewohntes und schwer Verträgliches. Da war ein magenberuhigendes Gebäck sehr willkommen.

So griffen Pilgersfrau und Pilgersmann zum Magenbrot. Das hat den Namen tatsächlich, ob du es glaubst oder nicht, daher, dass es als besonders gut für den Magen galt. Magenbrot wurde traditionell mit Gewürzen wie Zimt, Anis, Nelken, Muskat und manchmal auch mit Kräutern gebacken. Das alles galt als gut für den Magen.

I will amoal sou soocha: Nedd jedi Gschichd is woor. Dia wua i glai vrzeil, is net woor. Dr Bärchrmaschdr und dr Pfarr (beide in Rende) wora uff dr Muswisa. Und hewwa viil Mocha­broad gässa. Und viiil Bier drunga. Dann sann’s hammgschwangd. Da Bärchrmaschdr habds in da Groowa nei. Schbugga muas’r, gaanz elend iss’m. Dr Pfarr: „Karl, iss sou schlimm – brauchsch die ledschde Eelung?“ Dr Bärchrmaschdr: „Naa, jezz bloaß nix Fäddichs.“

Als Kind glaubte ich immer, es heißt: „Magerbrot“. Aber mager wirst du davon garantiert nicht. Aber Magenbrot ist Pilgerbrot. Und jetzt, wo die Muswiese vorbei ist, gibt’s zwar kein Mager- oder Magenbrot mehr. Aber die Michaelskirche – das heurige Motto der Muswiese – gibt’s noch. Da kann man auch zwischen der Muswiese, also von Oktober bis Oktober, sonntags mal hinpilgern. Am besten, wenn Kirch ist. Und früh dran sein und schauen, wie da an den Seilen der beiden Glocken vom Lachamann aus Nürnberg gezogen wird.

Bleiben Sie wacker in einer wackligen Welt. Bis zur nächsten Muswiese.

Info Rainer Horn kommt aus Heroldhausen. Er ist Präsident der dortigen Schlepper- und Maibaumfreunde. Und er ist sehr verliebt – in sei Fraa, na klar, und in den Hohenloher Menschenschlag.

Immer mehr treue Badegäste

Saisonabschluss Die Gemeinde Wallhausen zieht eine positive Bilanz beim Naturfreibad.

Wallhausen. Trotz eines wechselhaften Sommers konnten sich die Besucherzahlen im Vergleich zum Jahr 2023 stabilisieren, während gleichzeitig der Verkauf von Saisonkarten und die Beliebtheit des Frühschwimmens im Naturfreibad Wallhausen deutlich zulegten.  Der Verkauf von Saisonkarten hat sich im Vergleich zum Vorjahr um rund zwei Drittel gesteigert – ein klares Zeichen für die wachsende Treue der Gäste und die Attraktivität des Wallhäuser Badeangebots.

Auch das Frühschwimmer-Angebot mittwochs von 6 bis 10 Uhr erfreute sich großer Beliebtheit: Die Zutrittszahlen haben sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Die leicht rückläufige Besucherzahl in dieser Saison (12.234 Gäste) im Vergleich zu 2024 (14.000) ist vor allem dem unbeständigen Wetter geschuldet. Verglichen mit 2023 (12.042) sind sie jedoch stabil. Die Badschließung in Crailsheim hat die Besucherzahlen nur geringfügig beeinflusst.

„Besonders hervorzuheben ist das Engagement der Rettungsschwimmer, Gemeindemitarbeiter Herrn Seebauer und das Engagement der vielen ehrenamtlichen Rettungsschwimmer des DLRGs Ortsgruppe Wallhausen, die das Naturerlebnisbad sicher machen“, schreibt die Verwaltung.

„Was auffällt: Wochenlang kommt fast keiner, da das Wetter so schlecht ist und dann gab es doch aber auch Wochen mit Sonnenschein und vielen Besuchern“, berichtet Claus Meider, Vorsitzender des Vereins „Familienfreibad Hengstfeld“, der in diesem Jahr sein 25. Jubiläum feiern durfte. „Wir betreiben das Freibad so lange schon nur mit Ehrenamtlichen. Darauf sind wir schon sehr stolz und haben dies mit einem Cocktailabend und einer Jubiläumsfeier mit Livemusik gefeiert.“

Die finalen Besucherzahlen des kleinen Freibades am Ortsrand von Wallhausen-Hengstfeld lägen zwar noch nicht vor, „aber eigentlich war es ein durchschnittlicher Sommer.  Toll its es, wenn man erfährt, dass uns eine junge Familie aus Obernzenn bei Bad Windsheim eine Woche jeden Tag besucht hat, weil es ihnen bei uns so gut gefallen hat.“

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