Schopper: Wir halten Kurs
Wie in allen Bundesländern gehen auch in Baden-Württemberg die Kompetenzen der Neuntklässler zurück. Doch das Land liegt klar über dem Bundesschnitt. Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) im Interview über die Ergebnisse der neuen Schülerleistungsstudie IQB-Bildungstrend.
Baden-Württemberg liegt bei den Schülerleistungen über dem Durchschnitt der deutschen Länder. Dass der Bildungserfolg immer noch stark von der Herkunft abhängt, bereitet Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) Sorge, wie sie im Interview sagt.
Frau Schopper, der IQB-Bildungstrend 2024 liegt vor. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Befunde?
Theresa Schopper: Insgesamt zeigen die Ergebnisse ein besorgniserregendes Bild der Schülerleistungen im Bereich Mathematik und Naturwissenschaften. Bundesweit sehen wir einen deutlichen Abwärtstrend. Was uns aber freut: Baden-Württemberg liegt durchgängig über dem Bundesdurchschnitt, gemeinsam mit Bayern und Sachsen. Auch haben wir, im Unterschied zum Bundestrend, keine großen Kompetenzrückgänge an Gymnasien. Allerdings hängt auch bei uns im Land der Bildungserfolg weiter stark von der sozialen Herkunft ab. Diese Spaltung bleibt eine große Herausforderung.
Wo sehen Sie die Ursachen des Abwärtstrends?
Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Schulschließungen hatten sicher starke Auswirkungen. Auch die Integration von zugewanderten Kindern bleibt eine riesige Aufgabe für Schulen. Sorgen rund um Krisen, Krieg und Klimawandel belasten die Kinder. Neu ist, dass erstmals auch die sozialen Medien als Einflussfaktor genannt werden. Hier sehen wir weiteren Aufklärungsbedarf, sowohl bei den Schülerinnen und Schülern als auch bei Eltern, etwa was sprachliche Entwicklung, gemeinsames Sprechen und Vorlesen betrifft.
In Baden-Württemberg wurden vor rund zehn Jahren unter dem Eindruck damaliger Bildungstrends große Reformen angestoßen. Sehen Sie heute Wirkung?
Ja, ich denke schon, dass das langsam Früchte trägt. Viele der Empfehlungen, die das IQB jetzt ausgesprochen hat, setzen wir bereits mit großer Energie um: Wir stärken grundlegende Kompetenzen – vor allem im sprachlichen Bereich – in Kitas, Grundschulen und in der Sekundarstufe I. Die Qualität der Lehrerfortbildungen wurde verbessert, der wissenschaftliche Beirat eingeführt, und wir verfolgen eine datengestützte Qualitätsentwicklung. Wir haben den damals eingeschlagenen Kurs konsequent beibehalten und sogar das Tempo erhöht. Kontinuität ist ein ganz entscheidender Faktor. Wir drehen an vielen Stellschrauben, um die Basiskompetenzen zu stärken. Aber insgesamt halten wir Kurs.