Senioren abgezockt

Betrug Drei Männer haben für Handwerkerleistungen immens hohe Preise verlangt. Die Geschädigten bekommen jetzt Geld zurück – allerdings nur einen Teil.

Es war ein ungewöhnlicher Anblick, der sich den Zuschauern am Freitagvormittag im Amtsgericht Ulm bot: Auf dem Tisch der Verteidigung lag jede Menge Bargeld. 9000 Euro, um genau zu sein, geordnet in Stapel. Geld, das für Seniorinnen und Senioren aus Ehingen und Biberach gedacht war: als Wiedergutmachung. Sie sind Opfer von unseriösen Handwerkern geworden, die als Angeklagte im Saal saßen. Am Ende des kurzen Prozesses konnten die drei Männer gehen – das Verfahren wurde eingestellt. Geld bekamen die Geschädigten trotzdem: ein Ehepaar, das vor Ort war, „bar auf die Kralle“, wie es die ältere Dame ausdrückte. Die anderen Senioren per Überweisung.

Was war passiert? Die drei Männer, die rumänische Staatsangehörige sind und keine deutsche Anschrift besitzen, hatten im Jahr 2022 eine bereits bekannte Masche in der Region abgezogen: Dabei verlangen Handwerker viel zu viel Geld für ihre Arbeit und fordern vehement, dass die überteuerte Rechnung sofort beglichen wird. Oft handelt es sich bei den Vertragspartnern um Seniorinnen und Senioren, die eingeschüchtert und von der Situation überfordert sind – und irgendwann auf die unverschämten Forderungen eingehen. So auch in den drei vorliegenden Fällen, in denen die Handwerker Arbeiten an Dachrinnen durchführten.

Wucher und Erpressung

Angeklagt waren die Männer – zwei 26-Jährige und ein 33-Jähriger – unter anderem wegen Betrugs, Wuchers und räuberischer Erpressung. Noch bevor die ersten Zeugen gehört werden konnten, baten ihre Verteidiger allerdings um ein Rechtsgespräch. Er habe vergleichbare Fälle herausgesucht, sagte ein Anwalt.

Diese Verfahren seien eingestellt worden. Zwar sei das Vorgehen der Männer „nicht schön“ und die Vertragspartner „vulnerable Gruppen“, es handele sich aber um einen Graubereich. „Die Vertragspartner könnten ja auch Nein zu dem geforderten Preis sagen.“ Einer Wiedergutmachung sei man nicht verschlossen. „Wir könnten heute was bezahlen.“ Auch der Staatsanwalt sagte, er könne sich eine solche Lösung „zum Wohle der Geschädigten vorstellen“. Diese müssten so nicht mehr ins Gericht kommen und aussagen. Da alle dem Deal zustimmten, wurde das Verfahren vorläufig eingestellt – und das Geld kam auf den Tisch. Da ein geschädigtes Ehepaar aus Ehingen bereits im Gericht war, wurde es direkt in den Saal gebeten. Eigentlich hätten die Senioren eine Zeugenaussage machen sollen. Laut Schätzungen der Staatsanwaltschaft beläuft sich der Schaden der beiden auf etwa 12.000 Euro. Die ältere Dame kam mit Krücken herein, ihr Mann mit Gehstöcken. Noch bevor Richter Oliver Chama die Sachlage erklären konnte, ergriff die Frau das Wort: Ob sie zuerst dran kommen könnten? Ihr Mann habe manchmal Sprechblockaden wegen seiner Erkrankung. „Das ist gar nicht nötig“, sagte Richter Chama und erklärte, dass der Prozess eingestellt wurde. Zunächst bekomme das Ehepaar 4000 Euro. „Zunächst?“, fragte die ältere Dame kritisch nach, war mit der Wiedergutmachung aber grundsätzlich einverstanden. Nach wenigen Minuten verließen die beiden schon wieder den Saal.

Ob das Paar tatsächlich noch mehr Geld zurückbekommen wird? Bei den Rumänen wurden 2700 Euro sichergestellt, wie im Prozess mehrfach erwähnt wurde. Laut Richter Chama wird das Geld wohl komplett an das Ehepaar gehen, weil es auch im Zusammenhang mit dieser Tat beschlagnahmt wurde.

Neue Orgel wird eingeweiht

Kirche Das neue Instrument wird feierlich in Betrieb genommen. Mit einem Konzert, Mittagstisch, Kaffee und Kuchen.

Allmendingen. Nach etlichen Jahren der Planung ist es nun so weit: Die katholische Kirchengemeinde Allmendingen kann die neue Orgel in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt einweihen. Die Orgelweihe findet an Allerheiligen, am Samstag, 1. November, statt. Den Rahmen bildet ein Festgottesdienst. Beginn der Messe, die der Jubilate-Chor gestaltet, ist um 10 Uhr. Repetent Roman Fröhlich, der frühere Diakon der Kirchengemeinde, wird die neue Orgel segnen. Im Anschluss gibt es im Pfarrer-Sailer-Haus Mittagessen sowie Kaffee und Kuchen, informiert die Kirchengemeinde.

Nachmittags werden Orgelführungen angeboten. Um 16.30 Uhr findet ein Orgelkonzert mit Kirchenmusikdirektor Volker Linz statt. Auf der neuen Orgel werden dann unter anderem Werke von Ferenc Farcas, Johann Sebastian Bach, Maurice Durufle und Josef Gabriel Rheinberger gespielt. Den Abschluss des Tages bildet gegen 18 Uhr der Vespergottesdienst zum Allerheiligentag.

Im Sommer begann der Einbau der neuen Allmendinger Orgel. Sie hat 1378 Pfeifen und verfügt über 23 Register. Das Konzept hat die Firma Orgelbau und Intonation Tilman Trefz aus Kernen im Remstal entworfen. Berücksichtigt werden dabei die schwierigen räumlichen und akustischen Verhältnisse in der Pfarrkirche, informiert der Orgelförderkreis. Dieser sammelt bereits seit mehr als zehn Jahren Spenden für den Kauf einer neuen Kirchenorgel, die nun rund 550.000 Euro kostet. Unter anderem können – gegen eine Spende – Pfeifen-Patenschaften übernommen werden.

Spenden nach wie vor gefragt

Das neue Instrument habe das Potenzial, „über Generationen hinweg die Orgellandschaft Oberschwabens zu bereichern“, schreibt die Kirchengemeinde. Ohne die vielen Spenden wäre der Kauf nicht möglich gewesen. Die Kirchengemeinde sei jedoch weiter auf Zuwendungen angewiesen: Die Finanzierung durch Spenden zeige noch eine Lücke, die es zu schließen gelte.

Die frühere Orgel von 1919/1963 hatte etliche Mängel aufgewiesen. Im Herbst 2024 wurde das Instrument abgebaut und fand schließlich ein neues Zuhause in Polen, in einer Kirche in einem Ort zwischen Warschau und Krakau. Dort war bislang lediglich ein Harmonium genutzt worden.

Am Tag der Orgelweihe verkaufen die Ministranten sowie die Katholische junge Gemeinde aus Allmendingen Kaffee und Kuchen. Dafür werden noch Kuchenspenden benötigt. Wer einen Kuchen beisteuern möchte, meldet sich im Pfarrbüro. Dieses ist am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag unter Tel. (07391) 53735 zu erreichen oder per E-Mail an: SE5.Ehingen-Ulm@drs.de

Dreiste Betrüger machen Beute

Blaulicht Am Donnerstag hatten es falsche Polizisten in Sontheim auf das E-Bike eines 28-Jährigen abgesehen.

Heroldstatt. Wie die Polizei mitteilt, war der 28-Jährige gegen 20.15 Uhr mit seinem Haibike in Sontheim auf der Hauptstraße unterwegs. Plötzlich stoppten ihn zwei Männer in ziviler Kleidung und gaben sich als Polizeibeamte aus. Im Anschluss einer vorgetäuschten Fahrradkontrolle teilten sie dem Geschädigten mit, sein Fahrrad sei nicht ordnungsgemäß. Deshalb musste er vor Ort eine Verwarnung von 25 Euro bezahlen. Anschließend luden sie sein E-Bike in einen schwarzen VW Passat, mit dem Hinweis, er könne das Rad in den nächsten Tagen beim Polizeiposten Sontheim wieder abholen. Dort flog der Betrug am Freitag auf.

Die Polizei Sontheim hat die Ermittlungen nach den Betrügern aufgenommen und bittet um Zeugenhinweise unter Telefon (07322) 965 30. Ein Täter soll etwa 35 Jahre alt und schlank sein. Er trug eine braune Jacke mit Reißverschluss an den Ärmeln und eine schwarze Hose. Er hatte blonde, etwas längere Haare, ein Nasenpiercing und sprach Hochdeutsch. Der zweite Täter ist ungefähr 30 Jahre alt und schlank. Er trug eine schwarze Jacke und eine blaue Jeans. Er hatte kurze, dunkle und gegelte Haare und sprach wohl mit türkischem Akzent. Beide Täter trugen an ihren Gürteln augenscheinlich eine Pistole, einen Schlagstock sowie einen auffallenden grünen Taser. Das Kennzeichen des schwarzen VW Passat ist nicht bekannt. Da die Täter wohl auch Dienstmarken vorzeigten, ermittelt die Polizei neben dem Verdacht des Betrugs auch wegen Amtsanmaßung.

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