Alexander Gräff: „Geht nicht, gibt‘s nicht!“
Sonnenbühl Vom Motorsportler zum Bürgermeister? Der Trochtelfinger spricht über seine Vorbilder und welche Schwerpunkte er setzen würde.
Traumberuf Schultes? „Ich wollte schon immer Bürgermeister werden“, sagt Alexander Gräff im Gespräch mit unserer Zeitung. Kurz vor Ablauf der Bewerbungsfrist, sozusagen auf den letzten Drücker, hat der 56-Jährige seine Unterlagen in den Briefkasten am Undinger Rathaus geworfen (wir berichteten). Er sei zwar Parteimitglied, trete aber in Sonnenbühl nicht als AfD-Kandidat an. Die Albgemeinde kennt er seit seiner Kindheit, verbindet damit touristische Attraktionen wie Nebelhöhle, Bärenhöhle oder die Sommerbobbahn. „Als Kind war Sonnenbühl mega“, erinnert er sich.
Gräff gibt offen zu, dass er – anders als seine Mitbewerber – keine Verwaltungserfahrung vorweisen kann. Der 56-jährige Kfz-Mechatroniker arbeitet bei Paravan in der Entwicklung von Bauteilen für autonomes Fahren. Dennoch traut er sich zu, die rund 7100 Einwohner zählende Albgemeinde Sonnenbühl zu führen. Als „Praktiker“, wie er sich selbst bezeichnet, verweist Gräff auf seine umfassende Organisationserfahrung bei großen Motorsportveranstaltungen weltweit. Als Motorsportler, der zwei Guinness-Weltrekorde im Driften hält, habe er gelernt, dass man alle Schwierigkeiten überwinden könne, betont er. Sein Motto: „Geht nicht, gibt’s nicht!“ Außerdem, so Gräff, gebe es zahlreiche Bürgermeister in Deutschland, die ebenfalls kein Verwaltungsstudium absolviert hätten.
Klaus-Peter Kleiner als Vorbild
Ein Vorbild hat Gräff in Klaus-Peter Kleiner gefunden, der Engstingen als Bürgermeister drei Jahrzehnte lang gesteuert hat. Besonders schätze er an Kleiner dessen Umgang mit den Menschen und dessen Fähigkeit, große Projekte wie das Automuseum oder die Umwandlung der Eberhard-Finckh-Kaserne in den Gewerbepark Haid erfolgreich umzusetzen. „Kleiner war einfach bürgernah. Das möchte ich auch sein“, sagt der gebürtige Engstinger, der heute in Trochtelfingen lebt.
Anders als viele Mitglieder seiner Partei lehnt Gräff Windkraftanlagen nicht grundsätzlich ab. Er befürworte den Ausbau erneuerbarer Energien, allerdings müssten solche Projekte in einem „erträglichen Rahmen“ stattfinden. Für ihn ist dabei entscheidend, dass die Bürgerinnen und Bürger an den Entscheidungen beteiligt werden und gegebenenfalls darüber abstimmen.
In Sachen touristische Infrastruktur sieht der Kandidat Sonnenbühl gut aufgestellt. Dieses Potenzial gelte es zu erhalten und weiter zu fördern, etwa durch mehr Werbung. Auch der Ausbau der Radwege ist ihm ein Anliegen, damit die touristischen Attraktionen besser erreichbar werden.
Gewerbe ansiedeln
Ein weiteres Ziel ist die Ansiedlung neuer Gewerbebetriebe in der Gemeinde. Das würde nicht nur die Gewerbesteuereinnahmen erhöhen, sondern auch zusätzliche Ausbildungs- und Arbeitsplätze für Jugendliche schaffen. „Wir müssen Arbeitsplätze auf dem Land sichern, damit die Familien hierbleiben“, betont der Vater dreier erwachsener Kinder.
Auch im Bereich öffentlicher Nahverkehr sieht er Verbesserungsbedarf. Gräff schlägt vor, mehr Busse einzusetzen, um die Erreichbarkeit der Albgemeinde zu verbessern. Denkbar seien zudem die Einführung eines Bürgerbusses oder die Ansiedlung eines Taxiunternehmens.
Im laufenden Wahlkampf hat sich Gräff bisher zurückgehalten. Neben der Teilnahme an den von der Gemeinde organisierten Kandidatenvorstellungen und dem Wahlpodium am 29. Oktober setzt er vor allem auf die sozialen Medien, um seine Ideen zu vermitteln. Firmen, Vereine oder Institutionen will er nicht gezielt besuchen. Versprechen, die er nicht halten kann, wird es von ihm nicht geben: Das führe nur zu Enttäuschungen und erschüttere die Glaubwürdigkeit der Politik – egal ob auf kommunaler oder nationaler Ebene, sagt Gräff.
Trotz der starken Konkurrenz sieht er für sich eine Chance, am 9. November ein akzeptables Ergebnis zu erzielen. Was das für ihn bedeutet? „Ich lasse mich überraschen. Aufgeben ist aber keine Option“, so der Kandidat.
Bürgermeister wollte ich schon immer werden. Alexander Gräff kandidiert in Sonnenbühl