Aus für Auto-Notruf droht

Mobilfunk Im Jahr 2028 schalten Vodafone und Telekom ihr 2G-Netz ab. Sind Besitzer älterer Autos nun ohne Schutz?

Die Frau kommt von der Autobahn ab. Ihr Wagen stürzt nach 500 Metern einen schrägen Abhang zu einer Unterführung hinunter und bleibt auf dem Dach liegen. Die Feuerwehr befreit die schwer verletzte 53-Jährige. Ein Rettungshubschrauber fliegt sie ins Krankenhaus. Ihr automatisierter Notruf im Auto hatte die Retter zur Unfallstelle bei Gilching im Landkreis Starnberg geführt. Ohne den sogenannten eCall, ein automatisches Notrufsystem, wäre die Frau vermutlich gestorben, teilt die Polizei mit.

Im Jahr 2028 könnte der Unfall weniger glimpflich ablaufen. In diesem Jahr beginnt die Abschaltung des 2G-Mobilfunknetzes, das die Daten der automatischen Notrufsysteme weiterleitet. eCall erkennt etwa durch das Aufgehen eines Airbags eine Notsituation und informiert daraufhin automatisch die Retter. Es lässt sich auch per Knopfdruck aktivieren. Seit 2019 müssen alle neu zugelassenen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge mit dem europaweit einheitlichen System ausgestattet sein. In Deutschland wären 5,5 Millionen Fahrzeuge von der Handynetz-Abschaltung betroffen, schätzt der Tüv-Verband.

Vodafone will sein 2G-Netz im Herbst 2028 abklemmen, die Deutsche Telekom im Sommer desselben Jahres. Der Nachfolger 3G, über den ebenfalls Notrufe abgesetzt wurden, ist bei den Bonnern bereits seit Mitte 2021 Geschichte. „Das 2G-Netz wird so gut wie gar nicht mehr genutzt. Wir brauchen die Frequenzen, um unsere anderen Netze zu verstärken“, sagt ein Telekom-Sprecher. „Jeder wünscht sich eine bessere Abdeckung und höhere Geschwindigkeit.“ In der Schweiz gebe es 2G auch nicht mehr.

Zudem verweist die Telekom auf die Konkurrenz. Telefónica mit ihrer Marke O2 nennt kein Datum, wann und ob sie ihr 2G-Netz in Rente schickt – es könnte also auch nach 2028 zur Verfügung stehen. „2G als Basisnetz für mobile Telefonie, SMS und eCall bleibt vorerst bestehen“, bestätigt Telefónica. „Die Abdeckung durch 2G ist gut, Notrufe werden immer in jedes zur Verfügung stehende Netz geleitet, egal ob man Kunde ist oder nicht“, sagt der Telekom-Sprecher. „Bis eCall nicht mehr funktioniert, fließt noch eine Menge Wasser den Rhein hinunter.“

Das sieht der Tüv-Verband allerdings anders: „Mit der geplanten Abschaltung der 2G-Netze um 2028 in Deutschland werden Millionen Fahrzeuge mit standardisiertem eCall nicht mehr in der Lage sein, einen Notruf abzusetzen“, heißt es in einer Erklärung. „Langfristig braucht es europaweit abgestimmte Lösungen. Nachrüstungen durch Hersteller gelten als kaum praktikabel.“ Daher sei vorgesehen, dass der Zubehörmarkt Lösungen für Fahrzeuge mit nicht mehr funktionierendem eCall entwickle.

Durch das Aus für 2G gibt es möglicherweise noch ein weiteres Problem. Wenn eCall nicht mehr seine Arbeit macht, könnten die Halter der betroffenen Autos theoretisch Probleme bei der Hauptuntersuchung bekommen. Müssen bald Millionen ansonsten gut funktionierende Fahrzeuge abgemeldet werden, weil ihr gesetzlich vorgeschriebener Notrufsender keinen Hilferuf absetzen kann? Der Tüv meint, nein: Funktioniere das Gerät durch die Abschaltung des Mobilfunknetzes nicht mehr, „liegt dies außerhalb des Einflussbereichs von Fahrzeughalter und Hersteller und sollte daher aus unserer Sicht nicht als erheblicher Mangel bewertet werden“, argumentiert die Prüforganisation. Doch sicher ist das nicht. Die Einordnung der Mängel liege beim Gesetzgeber.

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) fordert unterdessen einen „flächendeckenden Weiterbetrieb zumindest des 2G-Netzes in den kommenden 10 bis 15 Jahren“. Im Falle eines schweren Unfalls zähle jede Sekunde. Hier könne der eCall wichtige Zeit sparen. „Fahrzeuge deutscher Hersteller werden weltweit geschätzt – gerade auch wegen der ihrer hohen Sicherheitsstandards.“ Der VDA weise bereits seit mehreren Jahren auf die Auswirkungen, die sich durch eine Abschaltung der Netze ergeben könnten.

„Die Bundesregierung muss die entsprechenden Telekommunikationsnetze für die Funktion gemeinsam mit anderen EU-Mitgliedsländern sicherstellen, sodass der eCall weiterhin europaweit genutzt werden kann. Ebenso ist die EU-Kommission aufgefordert, ihre Evaluierung zügig abzuschließen und die Ergebnisse ihrer Studie schnell vorzulegen“, schreibt der VDA auf Anfrage.

Gewinn geht erneut stark zurück

Tesla Absatz steigt, weil sich viele E-Auto-Käufer in den USA Prämie sichern. Elons Musk schwärmt derweil von Robotern.

Austin. Tesla hat im vergangenen Quartal so viele Autos wie noch nie verkauft und trotzdem den nächsten Gewinnrückgang erlitten. Der von Elon Musk geführte Elektroauto-Hersteller verdiente gut 1,37 Milliarden Dollar, das waren 37 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Auslöser für den Verkaufsrekord war der Schlussspurt am Ende der US-Elektroauto-Subventionen Ende September. Viele Interessenten wollten sich noch schnell die Steuergutschrift von 7500 Dollar sichern, die US-Präsident Donald Trump auslaufen ließ. Die Auslieferungen stiegen im Jahresvergleich um 7,4 Prozent auf 497.099 Fahrzeuge. In den beiden ersten Quartalen waren sie noch um jeweils rund 13 Prozent gefallen. Der Quartalsumsatz stieg im Jahresvergleich um 12 Prozent auf knapp 28,1 Milliarden Dollar (rund 24,2 Milliarden Euro). Das übertraf die Erwartungen von Analysten.

Experten gehen davon aus, dass die vorgezogenen Käufe ab dem laufenden Quartal fehlen dürften. Tesla versucht, mit etwas günstigeren abgespeckten Modellvarianten gegenzusteuern.

Musk erklärte allerdings, dass autonomes Fahren und humanoide Roboter die Zukunft von Tesla sein würden. Bisher startete Tesla einen Robotaxi-Service für vom Konzern ausgewählte Kunden in Teilen der texanischen Stadt Austin und der Region um San Francisco. In Austin fährt bisher ein Aufpasser auf dem Beifahrersitz mit. In Kalifornien sitzt sogar ein Mensch am Steuer, weil Tesla keine Lizenz für den Betrieb eines fahrerlosen Beförderungsdienstes hat.

Zertifikathandel fällt weg

Trotz dieser Zukunftsvisionen ist Tesla vorerst mit handfesten Problemen konfrontiert. Dazu gehören wachsende Konkurrenz und auch Trumps Importzölle, die neben Autos auch Bauteile treffen. Im vergangenen Quartal hätten die Zölle Tesla mehr als 400 Millionen Dollar gekostet, sagte Finanzchef Vaibhav Taneja. Trumps Politik dürfte nach Einschätzung von Marktbeobachtern auch eine wichtige Geldquelle von Tesla versiegen lassen: den Verkauf von CO2-Emissionsrechten an andere Hersteller. Diese Erlöse hatten Tesla schon oft durch schwierige Zeiten geholfen.

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