Lob für die Wiesenmeister

  • So sehen Siegerinnen und Sieger aus, denn: „Bei der Wiesenmeisterschaft sind alle 29 Teilnehmer Sieger", hatte Regierungspräsident Klaus Tappeser betont. Foto: Norbert Leister

Münsingen Die Wiesenmeisterschaften 2025 im Biosphärengebiet Schwäbische Alb enden mit 29 Siegerinnen und Siegern und viel Lob für die Landwirte.

Heute ist es ja leider nicht mehr selbstverständlich, dass durch die Landwirtschaft die Artenvielfalt geschützt wird“, sagte Münsingens Bürgermeister Mike Münzing am Donnerstag im Biosphärenzentrum anlässlich der Preisverleihung bei der Wiesenmeisterschaft 2025. Zweimal wurde dieser vermeintlich wenig bekannte Wettbewerb bislang durchgeführt – der aber anders als sportliche Meisterschaften deutlich nachhaltiger wirkt.

Wie bei den beiden ersten Malen vor zehn und vor 20 Jahren ging es auch 2025 darum, möglichst artenreiche Wiesen und Weidewiesen zu präsentieren. „Das Grünland mit hoher Artenvielfalt ist nicht nur wichtiger Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Insekten“, betonte Dr. Rainer Oppermann vom Institut für Agrarökologie und Biodiversität in Mannheim. Gleichzeitig ist er Vorsitzender des Vereins Blumenwiesen-Alb und eben Mitinitiator der Wiesenmeisterschaft.

Wozu ein Wettbewerb?

„Große Artenvielfalt auf Grünland hat viele Funktionen“, so Oppermann. Sie diene nicht nur der Futterproduktion und dem Grundwasserschutz, sondern auch dem Tourismus und der Heimatidentität. Wozu aber braucht es einen Wettbewerb der Wiesen? „Es geht um die verstärkte Wahrnehmung und Würdigung der Arbeit in der Landwirtschaft“, sagte Oppermann.

Gleichzeitig sei die Wertschöpfung aus artenreichen Wiesen größer. Ob denn das Futter von solchen Wiesen den Kühen besser schmecke, wollte Regierungspräsident Klaus Tappeser wissen. „Wenn man die Wiese zum richtigen Zeitpunkt mäht, ist das wie ein guter Salat – richtig saftiges Futter mögen Kühe halt auch mehr“, sagte Rainer Oppermann. Vielleicht könne man bei der nächsten Meisterschaft in die Bewertung mit einbeziehen, wie der Artenreichtum der Pflanzen den Rindviechern mundet, regte Tappeser augenzwinkernd an.

„Die Landwirtschaft steht heute im Zwiespalt zwischen der Produktion von Lebensmitteln und Energie, sie soll die Kulturlandschaften erhalten und auch die Artenvielfalt – da braucht es schon wahre Meister der Landwirtschaft dazu, um alle Aspekte abzudecken“, hatte Mike Münzing betont. Insgesamt 29 Landwirte hatten sich mit 52 Wiesen beworben. „Die Verbindung zwischen Ökologie und Ökonomie wird durch die Wiesenmeisterschaft unterstrichen“, so der Regierungspräsident Tappeser.

Der Wettbewerb sei im Jahr 2005 quasi eine Initialzündung gewesen: Zahlreiche Regionen, auch in anderen Bundesländern, Kommunen und gar Ländern hätten danach ebenfalls solche Wettbewerbe durchgeführt. In Frankreich etwa würden sie regelmäßig jedes Jahr in 50 Naturparks durchgeführt, betonte Oppermann. Und im Naturpark Südschwarzwald gehen Landwirte ebenfalls jährlich bei der Wiesenmeisterschaft an den Start.

Vielzahl von Kriterien

Doch zurück zum Biosphärengebiet: In diesem Jahr hatten sich die fast 30 Landwirte aus den Landkreisen Reutlingen, Esslingen, Göppingen und Ulm-Ehingen gemeldet. Eine Vielzahl an Kriterien hätten sie laut Oppermann erfüllen müssen. Eine war der Artenreichtum, eine andere betraf die gute Produktion von Viehfutter mit einem ausgewogenen Kräuter- und Heuanteil.

Reutlingens Kreisbauernvorsitzender Gebhard Aierstock betonte: „Landwirte müssen heute nachhaltig produzieren, sie brauchen viel Fachwissen, Erfahrung und Innovationsgeist.“ All das hätten sie bei der Wiesenmeisterschaft bravourös unter Beweis gestellt. „So eine artenreiche Wiese ist vom Geschmack her wie aus der Apotheke“, so Aierstock.

Aber: Der öffentliche Zuschuss zum artenreichen Anbau reiche nicht aus. Nachhaltige Landwirtschaft sei nur „im Zusammenspiel aller möglich“, betonte der oberste Kreisbauer. „Als Jurymitglied bei der Meisterschaft war ich vom Ergebnis der Betrieb sehr begeistert – auch wenn sich das wirtschaftlich nicht immer für die Höfe rechnet.“

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