Gibt‘s hier keine Wildsão?

Comic-Band Prügeln, wo andere Urlaub machen: Die Gallier erleben im heutigen Portugal ein Abenteuer zwischen Kacheln, Kabeljau und anderen Klischees.Asterix in Lusitanien“ ist sehr unterhaltsam.

Im Portugal von heute würde sich Obelix vermutlich wohler fühlen. Leitão, also Spanferkelbraten, ist ein beliebtes Gericht in dem Land am Atlantik, meistens verkauft in speziellen Imbissen. Die übliche Portionsgröße dürfte den hungrigen Hinkelsteinlieferanten zwar nicht zufriedenstellen, aber die Portugiesen sind bekanntermaßen gastfreundliche Menschen. Sie sollten es auch sein, derzeit strömen jährlich rund 30 Millionen ausländische Touristinnen und Touristen in den 10,4-Millionen-Einwohner-Staat. Darunter viele „Foodies“.

Im Jahr 50 vor Christus war es im damaligen Lusitanien mit der kulinarischen Vielfalt offenbar nicht so weit her, wenn man „Asterix in Lusitanien“, dem am 23. Oktober 2025 veröffentlichten, sehr unterhaltsamen 41. Band der französischen Comic-Serie, glaubt. Hart für Obelix, der durch den heimischen Fischhändler Verleihnix aber auch traumatisiert ist: ständig nur Bacalhau, also eingesalzener Kabeljau. Oder Kabeljão, wie die Lusitaner den Fisch selbst nennen in dem Comic. So wie sie in der deutschen Übersetzung auch „Lagerhãos“ und „Tãosend Dank“ sagen, wenn sie nicht gerade ihrer „Emoçion“ freien Lauf lassen.

„Asterix in Lusitanien“ ist der siebte Asterix-Band des Zeichners Didier Conrad und der zweite im Duo mit dem Texter Fabcaro. Und wie schon im Vorgänger „Die weiße Iris“ führen die beiden das Erbe der Ur-Gallier René Goscinny (1926–1977) und Albert Uderzo (1927–2020) mustergültig fort, wenn auch inhaltlich nicht übermäßig originell: Die Story hat man so oder so ähnlich schon in früheren Heften erlebt. Aber das ist für Fans nicht unbedingt eine schlechte Nachricht.

Asterix, Obelix und Idefix müssen wieder einmal einen Unschuldigen vor den bösen Römern retten. Der Lusitaner Schnurres kommt mit dem phönizischen Händler Epidemais ins gallische Dorf, um die Bewohner um Hilfe zu bitten: Sein bester Freund Schãoprozes sitzt in Olisipo (Lissabon) im Kerker und soll den Löwen zum Fraß vorgeworfen werden. Der Garum-Hersteller, dessen Fischsoße Cäsars bevorzugte Marke ist, soll versucht haben, den römischen Diktator mit seinem Würzsud zu vergiften. Was natürlich eine „Desinformaçion“ ist. Klar, dass die Freunde dem Lusitaner, der das Opfer einer vom Präfekten Fetterbonus angezettelten Intrige geworden ist, in dessen Heimat folgen und Schãoprozes raushauen. Wortwörtlich und im übertragenen Sinn.

Die Rahmenhandlung ist egal, der Witz liegt vor allem in den Bezügen zur Gegenwart, die in der fabelhaften Übersetzung von Klaus Jöken auch auf Deutsch bestens funktionieren.

Wie die Gallier in „Der Arvernerschild“ in Gergovia allesamt Wein und Kohlen verkauften, besteht das Sortiment in Olisipo nur aus Kacheln und Kabeljau, was ziemlich nah an der Lissabonner Unterstadt von heute ist. Obelix ist zwar mit dem kulinarischen Angebot eher unzufrieden („Gibt‘s hier keine Wildsão?“), aber der Vinho Verde mundet selbst ihm. Ebenso die süßen „Pastéis de nata“, die aber auch als Wurfgeschosse gegen Römer taugen.

Schwermut und Defätismus

Das Spiel mit Klischees, das schon frühere Asterix-Reisehefte auszeichnete (man denke nur an die putzwütigen Helvetier) beherrschen Fabcaro und Didier Conrad: Ihre Lusitaner sind freundliche Menschen mit Hang zu Schwermut und Defätismus („Irgendwann kehrt er nicht wieder, so ist das Leben, daran ändert man nichts“), die ihre „Saudade“ gerne mit tieftraurigen Liedern ausdrücken. Der Fado von heute hat offenbar jahrtausendealte Wurzeln. Und über den Spruch „Der ist blau wie eine Kachel“ können nicht nur erfahrende Portugal-Touristen lachen. Apropos: Ein reifes Wohnwagen-Urlauber-Paar mit Hang zum Wutbürgertum, das die Helden an der „Essão“-Heustelle treffen, hat tolle Auftritte in dem Heft. Und Cäsar ist persönlich anwesend.

Prügeln, wo andere Urlaub machen: Die Reise-Comics mit Asterix und Obelix gehören nicht umsonst zu den bei Fans beliebtesten Heften. In Conrads Zeichnungen steckt einiges an Portugal-Kolorit, wenn auch ausgerechnet die „Azulejos“, also die berühmten blauen Kacheln, leider kaum eine Rolle spielen. Dafür bekommt man Lust auf die portugiesische Küche. Die übrigens, das dürfte dem Wildsão-Fan Obelix gefallen, für Vegetarier eher kein Reisegrund ist.

Der Nachbar, der immer hilft

Literatur In Sebastian Fitzeks neuem Psychothriller wird die Fürsorge schnell zur Bedrohung.

Berlin. Es klingt eigentlich harmlos: Ein Nachbar kauft für seine Nachbarin ein, er entsorgt Abfälle für sie und installiert sogar ein Nachtlicht im Schlafzimmer. Doch der neue Psychothriller von Bestseller-Autor Sebastian Fitzek wäre kein richtiger Fitzek, wenn diese vermeintliche Idylle nicht dramatisch umschlägt. Die Gefahren lauern in der Nachbarschaft. Darum geht es im neuen Buch des Berliner Autors, der mit Thrillern („Die Therapie“, „Der Heimweg“), Sachbüchern und humorvollen Titeln („Elternabend“) häufig auf dem ersten Platz der Bücherlisten landet. Naheliegend ist die Wahl des Buchtitels: „Der Nachbar“. Er möge Titel, die auf den ersten Blick harmlos klingen, aber auch eine düstere Bedeutung haben könnten, sagt Fitzek. „Nur durch ein einziges Wort kann schon ein Bild im Kopf entstehen.“ So sei es auch beim „Nachbarn“. Menschen seien gerne in einer guten Nachbarschaft. Es gibt tolle Nachbarn, aber man hat eben auch die andere Sorte. Mit dieser „anderen Sorte“ sieht sich Fitzeks Protagonistin Sarah Wolff im neuen Thriller auf extreme Art konfrontiert.

Die Strafverteidigerin, die mit ihrer Tochter an den Stadtrand Berlins gezogen ist, leidet an einem traumatischen Erlebnis aus ihrer Kindheit und hat Probleme mit dem Alleinsein. Eine Person, die sich selbst als der „Nachbar“ bezeichnet, kümmert sich auf zunächst fürsorgliche (und übergriffige) Weise um sie – bleibt dabei aber unsichtbar. Sarahs Kühlschrank wird etwa mit Lebensmitteln von einer Einkaufsliste aufgefüllt, die sie zu Hause hat liegen lassen. In einer anderen Stelle im Buch wundert sich die Protagonistin, wer ihr das Nachtlicht im Schlafzimmer angebracht hat, das sie sich online zwar ausgesucht, aber bisher nicht bestellt hatte. Doch die Fürsorge kippt schnell in Bedrohung um, als der „Nachbar“ sich immer mehr in ihr Privatleben einmischt. Er bestraft Menschen aus Sarahs Umfeld brutal, die seiner Ansicht nach für ihre psychischen Probleme verantwortlich sind.

Wer einen Fitzek liest, gibt das Buch nicht so schnell mehr aus der Hand. So ist es auch bei „Der Nachbar“. Der Schriftsteller beschäftigt sich auf den knapp 370 Seiten nicht nur mit den Gefahren aus der nahen Umgebung, sondern auch mit der Angst vor dem Alleinsein und dem Thema Stalking.

Rapper Bad Bunny soll auftreten

Superbowl Trotz Kritik aus konservativen Kreisen bleibt die National Football League bei ihrem Act für die Halbzeit-Show.

New York. Trotz großer Kritik aus konservativen Kreisen am Halbzeitshow-Auftritt von Rapper Bad Bunny beim Superbowl will die National Football League (NFL) an der Entscheidung festhalten. NFL-Chef Roger Goodell verteidigte die Wahl laut US-Medien als „sorgfältig durchdacht“. Der puerto-ricanische Weltstar wird der erste Künstler sein, der die komplette Show des meistgesehenen TV-Ereignisses der USA auf Spanisch performt. Bad Bunny sei „einer der führenden und populärsten Entertainer der Welt“, so Goodell.

Die Entscheidung, den puerto-ricanischen Musiker für die Halbzeitshow des Superbowls am 8. Februar 2026 im kalifornischen Santa Clara zu verpflichten, hat in den USA eine hitzige Debatte ausgelöst. Konservative Politiker und Trump-nahe Gruppen kritisieren die Wahl als „politisches Statement“ und fordern eine „All-American“-Alternative. Erika Kirk, Witwe des ermordeten rechten Aktivisten Charlie Kirk, die nun dessen Organisation „Turning Point USA“ leitet, kündigte eine eigene Show an, die „Glaube, Familie und Freiheit“ feiern soll. Eine Petition, die den puerto-ricanischen Weltstar durch Countrysänger George Strait ersetzen will, zählt über 50.000 Unterschriften. Darin heißt es, der Musiker könne „die amerikanische Kultur nicht ehren“.

US-Präsident Donald Trump bezeichnete die Entscheidung der NFL als „lächerlich“. Corey Lewandowski, Berater des Heimatschutzministeriums, kündigte an, die Einwanderungsbehörde ICE werde beim Super Bowl in erhöhter Zahl präsent sein. Er begründet das damit, unter den erwarteten Besucherinnen und Besuchern seien vermehrt Menschen lateinamerikanischer Herkunft und spanischsprachige Fans zu vermuten. Bad Bunny hatte zuvor Kritik an Abschiebungen und Razzien geübt und angekündigt, aus Sorge vor ICE-Einsätzen im Rahmen seiner Welttournee vorerst keine Konzerte in den USA zu spielen.

Für Bad Bunny, der mit bürgerlichem Namen Benito Antonio Martínez Ocasio heißt, ist die Einladung US-Medien zufolge ein Statement für die Kultur und Geschichte seines Volkes. Deshalb habe er sich entschieden, doch diesen einen Auftritt zu machen. Der 30-jährige Musiker zählt zu den erfolgreichsten Künstlern der Gegenwart: Er ist seit Jahren der meistgestreamte Künstler weltweit.

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