Ermittlerin in Gummistiefeln

TV-Krimi Im neuen „Tatort“ mit Maria Furtwängler muss Kommissarin Lindholm den Mord an einem rumänischen Aushilfsbauern aufklären.

Normalerweise werden damit Heuballen gespalten, doch in diesem Fall funktioniert die klobige Maschine mit dem riesigen Messer als Guillotine: Gleich zu Beginn des neuen „Tatorts“ mit Maria Furtwängler rollt ein Kopf. Die makabre Szene ist der gruselige Clou eines ansonsten an Höhepunkten armen Sonntagskrimis. Die von Furtwängler gespielte Kommissarin Charlotte Lindholm, die nach fünf Jahren in Göttingen wieder zum LKA in Hannover zurückgekehrt ist, muss auf dem platten Land ganz alleine aufklären, wer einen rumänischen Aushilfsbauern um einen Kopf kürzer gemacht hat.

Die Ermittlungen auf einem Apfelgut im Alten Land und die Befragungen wortkarger Landmenschen gestalten sich zäh und sind anfangs noch ganz interessant anzusehen. Schon relativ früh verliert der Krimi „Tatort: Letzte Ernte“ (26.10., Das Erste) aber an Fahrt, es fehlt eindeutig an spannenden Momenten und packenden Wendungen. Daran kann auch das gut 20-minütige und einigermaßen originelle Finale, bei dem Charlotte Lindholm alle Verdächtigen in einer Scheune zusammenführt, um im Stile von Meisterdetektiv Hercule Poirot den Fall noch einmal aufzufächern, nichts ändern.

Kaum beim LKA in Hannover gelandet, muss Kommissarin Lindholm auch schon wieder los: In einem Heuschober im Alten Land ist eine enthauptete Leiche gefunden worden, vom Kopf fehlt jedoch jede Spur. Der etwas tumbe Dorfpolizist Olaf Gerke (Ole Fischer), der es sich mit keinem Großbauern im Ort verderben will, geht trotzdem von Suizid aus und will den Fall zu den Akten legen Doch damit ist Charlotte Lindholm begreiflicherweise nicht einverstanden: Sie fühlt der hart um ihre Existenz kämpfenden Bauernfamilie Feldhusen, die mit Äpfeln ihr Geld verdient und bei der das rumänische Mordopfer Popescu beschäftigt war, auf den Zahn und entdeckt so manche Ungereimtheit.

Da Sven Feldhusen (Henning Flüsloh) und die Seinen mitten in der Apfelernte sind und deshalb wenig Zeit für den ungebetenen Gast aus Hannover haben, schlüpft die Kommissarin kurzerhand in die Gummistiefel und packt einfach mit an. Sie findet heraus, dass Alt-Bäuerin Marlies Feldhusen (Lina Wendel) viele Feinde im Dorf hat, weil sie auf die Einhaltung von Ökovorschriften drängt und damit die anderen Landwirte nervt – das Thema Pestizide wird auch im Alten Land heiß diskutiert.

Nur noch selten Kommissarin

Ins Visier der Ermittlungen zwischen Elbdeich und Obstpantagen geraten auch die anderen Familienmitglieder sowie der Großbauer und Agrarfunktionär Hajo Klinkicht (Tim Porath), und als Popescus Kopf schließlich doch noch gefunden wird, kommt Charlotte Lindholm der Lösung des Falls einen entscheidenden Schritt näher.

Die Idee zu einem „Tatort“ über Landwirtschaft kam Maria Furtwängler, als sie eine Dokumentation über das Insektensterben drehte. Es gehe in dem Krimi aber nicht in erster Linie um ökologische Fragen, betont die 59-jährige Schauspielerin, die seit mehr als 20 Jahren beim „Tatort“ mitspielt, aber nur noch selten als Kommissarin Lindholm zu sehen ist.

Polizei schießt auf Soldat

Zwischenfall Geplant war, in Oberbayern gemeinsam für den Verteidigungsfall zu trainieren. Die Rede ist nun von einer „Fehlinterpretation“. Viele Fragen sind offen.

Schulter an Schulter“ mit Polizei und Rettungskräften wollte die Bundeswehr in Bayern trainieren, acht Tage lang, in der Öffentlichkeit. Das Szenario: Hinter einer fiktiven Frontlinie bedrohen Drohnen, Saboteure und Bewaffnete ohne Armeezugehörigkeit die Sicherheit – und die Feldjäger müssen mit der Polizei dagegen vorgehen. Doch schon am ersten Tag, am 22. Oktober, geht die Zusammenarbeit mächtig schief: Feldjäger werden von der Polizei beschossen – mit scharfer Munition. Ein Soldat wird verletzt. Wie konnte das passieren?

Warum wurde nicht auf einem Truppenübungsplatz trainiert? Die Bundeswehr wollte bei der Übung namens „Marshal Power“ möglichst realitätsnah für den Fall trainieren, hinter einer fiktiven Frontlinie gegen Bedrohungen vorzugehen. Dabei sollte es um Sabotage zum Beispiel am stillgelegten Atomkraftwerk Isar 2 gehen, aber auch um die Abwehr von Drohnen und den Kampf gegen „irreguläre Kräfte“ – also Bewaffnete, die nicht zu einer Armee gehören. Dabei sollte auch an Landstraßen, in Ortschaften und auf Firmenarealen geübt werden, und gerade nicht auf abgezäunten Truppenübungsplätzen.

Wie kam es zu dem Schusswechsel? Viele Fragen dazu sind noch offen. Die Polizei sprach zunächst von einer „Fehlinterpretation vor Ort“. Alarmiert worden war die Polizei demnach am Mittwoch gegen 17 Uhr, weil jemand in einem Stadtteil von Erding in Oberbayern einen bewaffneten Mann gesehen hatte. Daraufhin habe die Einsatzzentrale „starke Kräfte“ dorthin geschickt, es fielen Schüsse. Dabei wurde einer der Bundeswehr-Soldaten getroffen und verletzt. Erst im Nachgang habe sich herausgestellt, dass der Mann wegen der Übung dort bewaffnet unterwegs war, teilte die Polizei mit. Die Hintergründe würden nun ermittelt. Ein Sprecher des Operativen Führungskommandos der Bundeswehr sagte, die Feldjäger versuchten in Zusammenarbeit mit der Polizei aufzuklären, wie es zu dem Missverständnis kommen konnte. Die Bundeswehr hatte vor der Übung angekündigt, dass dabei Feldjäger auch als „irreguläre Kräfte“ unterwegs sein, also die bewaffneten Kämpfer ohne Armeezugehörigkeit darstellen sollten. Ob die bei den im Schusswechsel involvierten Soldaten dazugehörten, war zunächst nicht klar.

Wusste die Polizei nichts von der Übung? Nein – sagt zumindest die Polizei selbst. „Wir wussten nicht, dass zu diesem Zeitpunkt dort geübt wird“, sagte ein Polizeisprecher des Präsidiums in Ingolstadt. „Bei der Übung gestern war die Polizei in Erding auch nicht involviert.“ Über die großangelegte, für mehrere Tage in verschiedenen Regionen geplante gemeinsame Übung „Marshal Power“ habe man zwar Bescheid gewusst. Allerdings sei nicht bekannt gewesen, dass deswegen am Mittwoch in Erding bewaffnete Kräfte unterwegs sein könnten. Jetzt werde „intensiv geprüft“, wo es zu einer „Kommunikationspanne“ gekommen sein könnte. Die Bundeswehr hatte vor Beginn der Übung noch verlautbaren lassen: „Alle Übungsaktivitäten sind im Vorfeld mit den zuständigen Kommunen und Behörden abgestimmt.“

Hatten die Behörden die Anwohner informiert? Inwieweit das erfolgte, blieb zunächst weitgehend offen. Eine Pressesprecherin des Landratsamts Erding sagte auf Nachfrage, die Behörde sei in diesem Fall nicht für die Kommunikation zuständig gewesen. Eine Pressemitteilung habe es seitens des Landratsamts jedenfalls nicht gegeben, in der lokalen Presse sei aber über „Marshal Power“ berichtet worden. Die Bundeswehr hatte Informationen zu der Großübung zwar im Internet veröffentlicht, der Landkreis Erding wurde darin aber nicht als Übungsort genannt. Einzelne Anwohner berichteten, dass sie von der Übung nichts gewusst hätten.

Was bedeutet der Vorfall für die Übung? Wie es nun weitergeht, ist unklar. Eigentlich sollte die Übung an mehreren Standorten in Bayern noch bis zum 29. Oktober dauern. Offiziell lautet die Sprachregelung: Die Bundeswehr stehe in engem Austausch mit den verantwortlichen Ermittlungsbehörden vor Ort, um die Sache schnellstmöglich aufzuklären. Das erklärte Ziel der Übung, eine bessere Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und zivilen Kräften, dürfte durch den Vorfall aber noch einmal an Bedeutung gewonnen haben.

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