Gestoßen, gestürzt oder freiwillig gesprungen?

Reutlingen Im Prozess zum Fenstersturz aus einer Flüchtlingsunterkunft und der folgenden Vergewaltigung macht das Opfer widersprüchliche Angaben.

Versuchter Totschlag und Vergewaltigung lauten die schwerwiegenden Vorwürfe. Am dritten Verhandlungstag war unter anderen der Geschädigte als Zeuge geladen. Doch wer gedacht hatte, seine Aussage bringe Licht in das Dunkel der tragischen Geschehnisse, sah sich getäuscht. Der 27-Jährige sagte nur zögerlich aus und widersprach mehrfach den Angaben, die er noch bei der polizeilichen Vernehmung gemacht hatte. Schließlich wurde er so einsilbig, dass der Vorsitzende Richter Armin Ernst von ihm wissen wollte, ob er im Gefängnis, wo er derzeit selbst eine Haftstrafe absitzt, bedroht worden sei. Dies verneinte er.

Der schmächtige junge Mann warf dem Angeklagten einen unsicheren Blick zu, als er mit schleppenden Schritten den Gerichtssaal betrat. Zum fraglichen Tag befragt, berichtete er leise, dass er zunächst mit dem Angeklagten und einem Mitbewohner in dessen Zimmer Alkohol getrunken und Marihuana geraucht habe. Später seien sie zu zweit in sein eigenes Zimmer gegangen, wo sie Musik gehört und Wodka getrunken hätten. Dort habe ihn der Angeklagte dann irgendwann aus dem Fenster runtergeworfen. Den Grund wisse er nicht. „Alkohol vielleicht.“

An dieser Stelle brach der Angeklagte sichtlich sein Schweigen und machte in seiner Landessprache Farsi aufgebracht einen Zwischenruf, den der Dolmetscher Qadir Fathai übersetzte: „Er hat sich selbst aus dem Fenster geworfen.“ Tatsächlich relativierte der Geschädigte seine Aussage immer mehr. Der Angeklagte habe zwar einen Stuhl auf das Fenster geworfen. Geöffnet habe er es aber selbst. Vielleicht sei er auch gestürzt, weil er sich nicht richtig festgehalten habe. Nach dem Sturz könne er sich an nichts mehr erinnern. Später habe er um Hilfe gerufen.

Ob er jemals Sex mit dem Angeklagten gehabt habe, freiwillig oder gezwungen? Der Zeuge verneinte: „So eine Beziehung habe ich nicht.“ Vor der Polizei hatte er noch angegeben, dass er schon einmal vom Angeklagten vergewaltigt worden sei. Als der Vorsitzende ihm dies und andere Aussagen vorhielt, beteuerte er, bei der Polizei nicht gelogen zu haben. So soll ihm der Angeklagte einmal auch aus heiterem Himmel eine Wodkaflasche auf den Kopf geschlagen haben.

Ebenfalls aus dem Gefängnis vorgeführt wurde der Mitbewohner, der dem Schwerstverletzten am Tattag zurück ins Haus geholfen hatte. Er habe Hilfeschreie gehört und vom Fenster aus gesehen wie ein nackter Mann am Boden lag, der Angeklagte stand über ihm. Er habe gedacht, die beiden seien betrunken. Erst im Zimmer des Geschädigten habe er die Verletzungen gesehen und den Security-Mann verständigt. Von der Vergewaltigung habe er erst später erfahren und sei geschockt gewesen.

Dieser Security-Mitarbeiter erinnerte sich daran, dass es mehrere Monate vor dem Fenstersturz einen Vorfall gegeben hatte. Da habe der Geschädigte aus dem Fenster springen wollen. Er habe dann die Polizei gerufen. Protokolliert wurde dieser Vorfall aber ganz anders. Da hieß es, der Mann sei aggressiv gewesen, er sei deshalb wegen Fremdgefährdung in die Psychiatrie gekommen.

Zurück zum tatsächlichen Fenstersturz: Der ermittelnde Beamte sagte aus, er habe den Geschädigten am Tag nach der Tat in der Klinik besucht und gemeinsam mit einem Kollegen und unter Beisein einer Dolmetscherin kurz befragen können. Da habe der Mann gleich geschildert, „dass er aus dem Fenster gestoßen worden sei“. Und er nannte als Täter den Angeklagten. Dabei sei er auch bei weiteren Befragungen geblieben.

Zur Vergewaltigung habe er am Anfang gar nichts gesagt. Er habe den Eindruck gehabt, dass der Mann keine Aussagen machen wollte, „wenn Menschen aus demselben Kulturkreis da sind“. Deshalb habe er ihn einmal ohne die Dolmetscherin auf deutsch befragt. Dabei habe der Geschädigte geschildert, wie der Angeklagte ihn auf dem Bauch vergewaltigt habe. Dies habe auch den Aussagen der Zeugen entsprochen und zu dem Überwachungsvideo gepasst: „Für mich waren damit die wichtigen Punkte erfüllt.“

Den Abschluss des Verhandlungstages bildete das Gutachten der Rechtsmedizinerin Dr. Melanie Hohner. Sie hatte den Geschädigten auf der Intensivstation untersucht und mithilfe der Klinikunterlagen zahlreiche Verletzungen dokumentiert: Der junge Mann hatte unter anderem durch den Sturz einen Leberanriss, einen Oberschenkelbruch, einen Beckenbruch, einen Bruch des Handgelenks und einen Schock erlitten. Die Verletzungen seien „konkret lebensgefährlich“ gewesen, so die Sachverständige.

Die Verhandlung wird am Mittwoch, 22. Oktober, fortgesetzt.

Neues Winterquartier für geschwächte Igel

Reutlingen Neben der Kleingartenanlage Wackersbronn hat das Tierheim einen Garten von der Stadt gepachtet. Bald werden dort die ersten Tiere untergebracht.

Im Reutlinger Tierheim werden immer mehr Igel abgegeben, die gepflegt werden müssen, damit sie über den Winter kommen. Um die Kleintiere in Ruhe überwintern zu lassen und danach auszuwildern, hat das Heim von der Stadt zusätzlich einen Garten im Reutlinger Norden gepachtet: Direkt neben der Kleingartenanlage Wackersbronn an der Sickenhäuser Straße soll diese Anlage demnächst mit geschwächten Igeln bestückt werden.

„Das ist aber keine zweite Station des Tierheims, bei dem Igel abgegeben werden können“, betont Elena Rugna, hauptamtliche Tierpflegerin im Tierheim. Denn der Garten wird nicht mit Personal besetzt sein. Dort wird täglich nur kurz kontrolliert, ob die Igel ihren Winterschlaf halten oder ob aufgewachte Tiere Futter brauchen. „Wer einen Igel ins Tierheim bringen möchte, muss die Telefonnummer 07121 144 80 660 wählen“, betont die Tierpflegerin. Kontaktaufnahme ist auch per Mail an kleintiere@tierschutzverein-reutlingen.de möglich.

Insektensterben setzt Igeln zu

Bis zu 30 Igel werden derzeit im Tierheim gepflegt. „Die Tiere brauchen Ruhe, um sicher zu überwintern. Das ist im Tierheim oft nicht gegeben“, sagt Rugna. Deshalb sind die Verantwortlichen froh über das Gelände, das sie demnächst nutzen werden. Igel, die im Reutlinger Tierheim keinen Platz mehr finden, sollen dort sicher über den Winter kommen. Der Garten wird dafür naturbelassen gestaltet, mit viel Gestrüpp und Hecken. Das Wasser können die Verantwortlichen von der Kleingartensiedlung nebenan holen. „Das Gelände ist ideal für Wildtiere“, sagt Rugna.

Bei den Igeln im Tierheim, die in Boxen aufgepäppelt und durch den Winter gebracht worden sind, hat die Rückkehr an den Fundort Vorrang, sagt Kleintierpflegerin Sabine Mayer. „Leute, die uns den Igel gebracht haben, sollten ihn nach dem Winter am besten wieder zurücknehmen: Die meisten machen dabei auch mit.“ Wo das nicht geht, ist das neue Gelände im Reutlinger Norden eine Option.

Gelände auch für Eichhörnchen

Geschwächte Igel würden das Reutlinger Tierheim immer mehr beschäftigten. „Das liegt am Insektensterben“, sagt Mayer. Die Stacheltiere fressen vor allem kleine Laufkäfer. Werden die weniger, weichen die Igel auf Nacktschnecken aus – mit negativen Folgen: „Diese Schnecken übertragen massenhaft Würmer. Werden die Igel davon befallen, schwächt sie das und sie nehmen nicht zu“, erklärt Mayer. Viele der geschwächten Exemplare landen dann im Tierheim.

Für den nahenden Winter haben die Tierpflegerinnen mit dem Gelände bei Wackersbronn nun eine zusätzliche Option. „Bei den milden Temperaturen derzeit sind die Igel aber noch wach und in der Päppelphase“, sagt Rugna. Das kann sich aber schnell ändern, wenn die Temperaturen sinken. Dann wird die neue Fläche mit Igeln bestückt. Der Zaun um das Areal ist so gestaltet, dass die Tiere nach dem Winter das Gelände verlassen können, um sich ein neues Revier zu suchen. Männchen brauchen dafür mit rund einem Quadratkilometer deutlich mehr Platz als die Weibchen.

Nach diesem Winter sollen sich die Igel den Garten mit weiteren Wildtieren teilen. „Wir bekommen auch immer häufiger Eichhörnchen zur Pflege“, berichtet Rugna.

Deshalb werden auch einige von ihnen in einem zweiten Schritt in Wackersbronn untergebracht. Zumeist sind das kleine Jungtiere, die auf dem Boden gefunden werden. Häufig ist den Müttern der nur wenige Wochen alten Tiere etwas zugestoßen, weshalb die kleinen Eichhörnchen ohne fremde Hilfe nicht überleben würden.

Modernes Quartier nah beim Zentrum

Pfullingen Grundsteinlegung für Bauprojekt: Urbanes Wohnen mit „Albflair“ – Die Strenger Holding und die Stadt Pfullingen feiern den Start des neuen Quartiers „Urban Alb“ auf dem früheren Schänzlin-Areal.

Mit der feierlichen Grundsteinlegung startete in Pfullingen kürzlich der Bau des neuen Baustolz-Quartiers „Urban Alb“ – ein gemeinsames Projekt der Strenger Gruppe und der Stadt Pfullingen, wie es in einer Mitteilung an die Medien heißt. Auf dem Gelände des ehemaligen Autohauses Schänzlin entsteht ein modernes, nachhaltig konzipiertes Wohnensemble mit 21 Reihenhäusern, zwei Mehrfamilienhäusern und einem Quartiersplatz als Ort der Begegnung.

Das Projekt wurde in enger Abstimmung mit der Stadt und dem Gemeinderat und dem Gestaltungsbeirat entwickelt. „Dass wir heute hier stehen, ist das Ergebnis einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit auf Augenhöhe“, betonte Dr. Daniel Hannemann, CEO der Strenger Gruppe, in seiner Ansprache. „‚Urban Alb‘ verbindet nachhaltiges Bauen mit regionaler Identität und schafft Raum für ein modernes, gesundes und bezahlbares Zuhause.“

Ein besonderes Zeichen der Kooperation: Die Stadt Pfullingen erwirbt das nördliche Mehrfamilienhaus mit 13 Wohnungen, um zusätzlichen und geförderten Wohnraum für Bürgerinnen und Bürger zu schaffen.

„Urban Alb“ steht für zertifiziert nachhaltiges Bauen mit Förderung. Das Quartier erfüllt den KfW-40-NH-Standard und verfügt über ein modernes Energiekonzept mit Nahwärme, Photovoltaikanlagen und E-Mobilitätsinfrastruktur. Zum Einsatz kommen nachhaltige Materialien und eine effiziente Bauweise, die ökologische Verantwortung mit wirtschaftlicher Vernunft verbindet.

Alle Gebäude sind QNG-zertifiziert (Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude) – ein Gütesiegel, das hohe Anforderungen an Raumluftqualität, wohngesunde Baustoffe, Schallschutz, Trinkwasserhygiene und Tageslichtplanung stellt. „‚Urban Alb‘ steht für eine Architektur, die die klare, zeitlose Linie von Baustolz mit der Atmosphäre der Alb verbindet“, sagte Dr. Lis Hannemann-Strenger, Mitglied der Geschäftsleitung. „Die Lage zwischen Stadt und Natur inspiriert unser Design – mit viel Licht, nachhaltigen Materialien und Räumen, in denen man sich wohlfühlt.“

Die architektonische Umsetzung stammt vom Büro Bamberg Architekten in enger Zusammenarbeit mit dem Werksplanungsbüro Planquadrat aus Berlin. Gemeinsam ist es gelungen, Leistbarkeit und zeitgemäßes Bauen auf eindrucksvolle Weise zu verbinden.

Das neue Quartier liegt in fußläufiger Entfernung zur Pfullinger Altstadt und bietet ideale Anbindungen an Schulen, Kindergärten und Arbeitgeber in der Region. Zugleich überzeugt der Standort durch hohe Lebensqualität, vielfältige Freizeitmöglichkeiten und kurzen Wegen ins Grüne.

Die durchdachten 2- bis 3-Zimmer-Wohnungen in den Mehrfamilienhäusern besitzen flexible Grundrisse für Singles, Paare und Senioren, während die Reihenhäuser besonders auf Familien und Eigennutzer zugeschnitten sind. Ein Spielplatz und großzügige Außenanlagen fördern das Zusammenleben im Quartier. „Mit ‚Urban Alb‘ entsteht ein neues Stück Pfullingen, das modernes Wohnen, Nachhaltigkeit und Lebensqualität verbindet“, sagte Bürgermeister Stefan Wörner. „Das Projekt zeigt, was möglich ist, wenn Stadt und Unternehmen gemeinsam an einem Ziel arbeiten – attraktiven, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, der in unsere Stadtstruktur passt.“

Für Käuferinnen und Käufer bietet ‚Urban Alb‘ besondere Fördermöglichkeiten: KfW 300 Förderkredite für Familien mit mittleren Einkommen (bis 270.000 Euro), außerdem den einkommensunabhängigen KfW 297/298 Förderkredit für klimafreundlichen Neubau (bis 150.000 Euro) zu einem Zinssatz ab 1,13 Prozent.

„Wer nachhaltig baut, wird belohnt“, so Dr. Daniel Hannemann. „Mit ‚Urban Alb‘ entsteht ein Stück Zukunft – für Pfullingen, für die Region und für alle, die an eine lebenswerte, verantwortungsbewusste Art des Wohnens glauben.“

Während viele in der Branche zögern, baut Strenger weiter – mit Weitblick, Verantwortung und Verlässlichkeit. „Wir investieren in Qualität, Nachhaltigkeit und Zukunftssicherheit, trotz des schwierigen Umfelds“, so Hannemann. „Gerade jetzt braucht es Unternehmen, die handeln – nicht warten.“ Urban Alb steht damit nicht nur für ein neues Quartier in Pfullingen, sondern für den Anspruch der Strenger Gruppe, Wohnraum zu schaffen, der Bestand hat – wirtschaftlich, ökologisch und menschlich.

Goldcard stärkt Betriebe

Arbeit Ein Angebot der IHK bietet Unternehmen neue Wege, um junge Menschen für die Ausbildung zu gewinnen.

Reutlingen. „Die Goldcard bietet den teilnehmenden Betrieben die Chance, im Ausbildungsmarketing neue Wege zu gehen“, sagt Thorsten Leupold, Bereichsleiter Ausbildung und Prüfungswesen. Knapp 30 Unternehmen haben sich dazu entschieden, das Angebot zu nutzen, denn sie wissen: Das Recruiting junger Leuten hat sich stark gewandelt. Wer sie für eine Ausbildung begeistern möchte, braucht Instrumente, die die Zielgruppe erreichen. Dabei müssen mehrere Elemente zusammenspielen. „Social Media gewinnt an Bedeutung, aber der direkte Kontakt darf trotzdem nicht auf der Strecke bleiben“, so Leupold.

Die Goldcard bündelt in verschiedenen Paketen Angebote und Dienstleistungen der IHK. Ausbildungsbetriebe können entscheiden, worauf sie ihren Fokus legen – von der Bildung über Messen bis hin zu Social Media. Wer die Goldcard nutzt, profitiert beispielsweise von vergünstigten Seminaren für Azubis oder Ausbilder, der kostenfreien Teilnahme am Netzwerk für betriebliche Ausbilderinnen und Ausbilder sowie Vorteilen bei den IHK-Berufsinfotagen.

„Mit der Goldcard fördert die IHK Reutlingen die duale Ausbildung, stärkt aber auch die Fachkräftesicherung in der Region“, fasst Projektleiterin Céline Brunet zusammen. Die Betriebe werden durch die Aktivitäten von potenziellen Azubis stärker wahrgenommen. Gleichzeitig zeigen sie ihren eigenen Lehrlingen, dass sie sie wertschätzen und sie auch über die Ausbildung hinaus gebraucht werden. „Wir wollen junge Leute für eine duale Ausbildung begeistern und sie in ihrem Beruf halten. Nur so gewinnen wir gemeinsam den Fachkräftenachwuchs, den die Betriebe dringend brauchen.“

Lederstraße als Trasse geeignet?

Kommunalpolitik FWV-Ratsfraktion möchte von der Stadt Auskunft über Kosten und Folgen der Anbindung haben.

Reutlingen. Die Planungen der Trassenführung für die Regional-Stadtbahn Neckar-Alb in der Innenstadt Reutlingen sehen für die Trasse Lederstraße unter anderem wegen der Anbindung der Bahnstrecke Tübingen-Stuttgart (Neckar-Alb-Bahn) die Erneuerung der Bahnunterführung beziehungsweise Bahnbrücke „Unter den Linden“ in Reutlingen vor, heißt es in einer Mitteilung der FWV-Gemeinderatsfraktion. Das wird deutlich teurer als die Trasse Gartenstraße. Zu beiden Trassenverläufen stellen sich aus Sicht der FWV im Vorfeld von weitreichenden Entscheidungen noch Fragen, die an die Stadtverwaltung gerichtet wurden.

Gefragt wird nach dem Baujahr der Bahnbrücke und wie ihr Zustand zu bewerten ist? Ferner wann diese im Zuge von weiteren Sanierungsmaßnahmen erneuert werden muss und wie die vertraglichen Gegebenheiten in Bezug auf eine Erneuerung der Bahnbrücke mit Blick auf eine Kostenübernahme beziehungsweise -beteiligung der DB InfraGO aussehen? Wissen möchten die FWV-Räte auch, ob eine andere Trassenführung der Lederstraße in Bezug auf die Anbindung der Bahnstrecke Tübingen-Stuttgart – insbesondere zur Kosteneinsparung – geplant wird beziehungsweise realisierbar wäre? Die Stadt soll sich auch dazu äußern, ob die Anbindung der Trasse Gartenstraße an die Bahnstrecke Stuttgart-Tübingen über das Gelände der „Briefpost“ geführt wird und wie dies realisiert wird? Dazu gehört auch die Frage nach einem eventuell notwendigen Abriss von Gebäuden und der Hochwasserschutz. Nicht zuletzt wird gefragt, ob auch das Gebäude des „Industriemagazins“ tangiert wird?

Gemeinsam den Alltag erleichtern

Soziales Der „Treff bei St. Wolfgang“ bietet Menschen mit Demenz Abswechslung und entlastet Angehörige.

Reutlingen. Jeden Dienstag kommen Ehrenamtliche und eine Fachkraft mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammen, um einen abwechslungsreichen Nachmittag zu verbringen. Neben einer gemütlichen Kaffeerunde gibt es ein vielseitiges Programm mit Sitzgymnastik, Singen, Spielen und Gedächtnistraining. „Das Angebot ist niederschwellig“, erklärt Julia Handel (Projektleitung) von Adele, der Anlaufstelle für Demenz und Lebensqualität. Für pflegende Angehörige können, durch das wöchentliche Angebot von 14 bis 17 Uhr, entlastende und wertvolle Freiräume entstehen, wie es in einer Mitteilung an die Medien heißt.

„Das Besondere an diesem Angebot ist die Möglichkeit, dass vereinzelt auch Einzelbetreuungen stattfinden – deshalb ist das Engagement von ehrenamtlichen Mitarbeitenden so wertvoll“, sagt Handel und weist darauf hin, dass weitere Freiwillige gebraucht werden. Sie erhalten neben einer Aufwandsentschädigung eine kostenlose Schulung, die ihnen wertvolle Informationen zum Umgang mit Menschen mit Demenz an die Hand gibt. Am 6. November organisiert Adele eine Inforveranstaltung für Interessierte und Angehörige im Reutlinger Augustin Bea-Haus, in dem ab 19 Uhr Fragen rund um das Thema Demenz, zum „Treff bei St. Wolfgang“ und zu weiteren Unter-stützungsangeboten beantwortet werden.

Der „Treff bei St. Wolfgang“ ist ein Kooperationsangebot von Adele, der Kirchengemeinde St. Wolfgang und der Katholischen Sozialstation Reutlingen (Keppler-Stiftung). Seit Mitte 2016 ist Adele eine Anlaufstelle für Betroffene und Angehörige, nimmt aber auch den Stadtteil und die Kirchengemeinde mit in Blick und versucht, ein Umfeld mitzugestalten, in dem Menschen mit Demenz lange in ihrer Umgebung bleiben können.

Elterntaxis auf Distanz halten

Kommunalpolitik Antrag der Ratsfraktion der Grünen: Schulstraßen auch in Reutlingen schneller umsetzen.

Reutlingen. Die Fraktion der Grünen und Unabhängigen im Gemeinderat in Reutlingen hat beantragt, Schulstraßen vor den Reutlinger Schulen in den Zeiten vor Schulbeginn und nach Schulende einzuführen, heißt es in einer Mitteilung der Grünen an die Medien.

Im August hat die Landesregierung den Weg für die schnellere und einfachere Einführung von Schulstraßen frei gemacht. Die Grünen und Unabhängigen möchten, dass die Stadtverwaltung prüft, an welchen Stellen eine Sperrung der Straße(n) vor einer Schule mindestens 45 Minuten vor Unterrichtsbeginn am Morgen und 45 Minuten nach Schulende am Mittag sinnvoll ist und diese Sperrungen dann umsetzt, heißt es in dem Antrag.

Sichere Schulwege sind zentral für die Jüngsten in der Stadtgesellschaft. Obwohl der eigenständig zurückgelegte Schulweg die Eigenverantwortung der Kinder stärkt, bringen viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto direkt bis vor die Schule. Die sogenannten Elterntaxis und die dadurch zugeparkten Straßen erhöhen jedoch das Unfallrisiko vor den Schulen. Die zeitlich begrenzten „Schulstraßen“ schaffen hier Abhilfe: Die Verkehrssituation vor den Schulen wird beruhigt und sichere Rad- und Fußwege garantiert.

Prägnante Beispiele für ein erhöhtes Risiko durch Elterntaxis sind laut Antrag zum Beispiel die Kreuzung Frauenstraße/Moltkestraße/Jahnstraße, wo junge Menschen zu drei verschiedenen Schulen gehen, die Zufahrt zur Friedrich-Hoffmann-Gemeinschaftsschule in Betzingen, die Werastraße an der St.-Wolfgangschule oder die kleine Querstraße zur Rommelsbacher Straße, die den Zugang zum AEG, der Römerschanzschule und der Peter-Rosegger-Schule bildet.

„Sicherheits-Soli“: Steuererhöhung durch Hintertür

Wirtschaft Robin Morgenstern ist neuer Vorsitzender der Familienunternehmer in Baden-Württemberg.

Reutlingen. Der Wirtschaftsverband „Die Familienunternehmer“ in Baden-Württemberg hat einen neuen Vorsitzenden: Robin Morgenstern wurde kürzlich von den Mitgliedern zum neuen Landesvorsitzenden gewählt. Er tritt die Nachfolge von André Bartel an, der das Amt über viele Jahre mit großem Engagement und Weitblick geführt hat.

„Familienunternehmen stellen über 90 Prozent der Baden-Württemberger Unternehmen. Mein Ziel ist, die Stimme der Familienunternehmer noch stärker hörbar zu machen, insbesondere bei Themen wie Bürokratieabbau, Fachkräftesicherung und der digitalen Transformation“, sagte Morgenstern. Mit Blick auf die Landtagswahl 2026 sei es entscheidend, wirtschaftspolitisch schlanke und effiziente Rahmenbedingungen zu schaffen, die Unternehmen das Investieren erleichtern und damit den Mittelstand stärken, unterstrich Morgenstern nach seiner Wahl.

Mit Blick auf die jüngsten Vorschläge von Finanzminister Danyal Bayaz für einen „großen Generationen-Deal“ betonte Morgenstern: „Statt Eigenverantwortung und Leistungsanreize zu stärken, setzt Bayaz auf Mikromanagement und Abgaben. Richtig wäre ein automatisches Rentenalter, das sich an der steigenden Lebenserwartung orientiert, keine politische Einzelfallsteuerung nach Berufsgruppen.“ Bayaz‘ Idee eines ‚Sicherheits-Solis‘ nannte Morgenstern eine Steuererhöhung durch die Hintertür. „Wer immer neue Sonderabgaben schafft, hebelt die Haushaltsdisziplin aus. Stattdessen muss die Kostenexplosion bei den Sozialabgaben endlich eingedämmt werden.“ Er forderte den Minister zum Austausch auf.

Mit Robin Morgenstern übernimmt ein erfahrener Unternehmer und engagierter Interessenvertreter die Führung des Landesverbandes. Robin Morgenstern ist seit 2004 geschäftsführender Gesellschafter und Vorstandsvorsitzender der Morgenstern-Gruppe, einem großen IT-Dienstleister mit Sitz in Reutlingen. Das Unternehmen beschäftigt über 300 Mitarbeiter an 11 Standorten in Deutschland und der Schweiz. Seit 2009 ist Morgenstern Mitglied bei „Die Familienunternehmer“ und seit 2018 Vorsitzender des Regionalkreises Südwürttemberg. Darüber hinaus engagiert er sich als Vizepräsident der IHK Reutlingen.

„Der Verband dankt André Bartel für seine langjährige, erfolgreiche Arbeit als Landesvorsitzender“, heißt es weiter in der Mitteilung. Er habe die Interessen familiengeführter Unternehmen maßgeblich gestärkt.

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