Ein Festtag für Frösche und Kröten

  • Alles andere als „Schippaloiner“: Rolf Mößmer (rechts) und Adelbert Eiben präsentieren das wieder sicht- und nutzbar gemachte Biotop Weidenbrünnele. Foto: Michael Koch
  • Schon der Antransport des Langarmbaggers war eine Attraktion. Foto: Rolf Mößmer

Grabenstetten/Römerstein/Alb Die Stiftung „Naturraum“ hat in den vergangenen Tagen mehrere Biotoppflegemaßnahmen ermöglicht.

Nicht immer kommt die Natur alleine klar. Biotope zum Beispiel brauchen regelmäßige Pflege, sie wachsen sonst zu oder verschlammen mit der Zeit. Letztlich verlieren sie dann aber ihre Funktion. Unter anderem diesem Phänomen widmet sich die Stiftung „Naturraum“, die der Grabenstetter Unternehmer Rolf Mößmer ins Leben gerufen hat und mit der nun, da er seit Jahresbeginn im Ruhestand ist, Projekte in Sachen Naturschutz unterstützt.

So war in der vergangenen Woche sprichwörtlich der große Bagger angerollt. Erster Halt war in Grabenstetten am Biotop Gsait, wo ein Langarmbagger die Tümpel entschlammt hat. „Der Wasserstand war viel zu niedrig, die Wasserqualität entsprechend nicht mehr gut“, hatte Rolf Mößmer ausgemacht. Er kümmert sich um dieses „Heimbiotop“ schon seit Jahren und sieht daher sehr genau, wie sich die Populationen an Kröten, Fröschen und anderen Lebewesen in seinem Umfeld entwickeln.

Am Tag darauf war der Bagger, der auf einem riesigen Tieflader durch Wald und über Wiesen zu den Einsatzorten transportiert wurde, dann am Weidenbrünnele auf Böhringer Gemarkung tätig. Selbst viele Einheimische werden dieses zuletzt unscheinbare Wasserloch nicht kennen. Zugewachsen und verschlammt hatte der Tümpel den Namen Biotop kaum noch verdient. So zerbrachen sich Mößmer, gemeinsam mit dem Nabu Römerstein und dem Landschaftserhaltungsverband die Köpfe, wie dieser Zustand beseitigt werden könnte. Von der Notwendigkeit, hier eingreifen zu müssen, waren alle überzeugt, doch fehlten die finanziellen Mittel, um die Baggerarbeiten zu bezahlen. „Dabei hat der Bauunternehmer schon einen absoluten Freundschaftspreis gemacht“, freut sich Mößmer. Also sprang die Stiftung ein und hat 100 Prozent aller anfallenden Kosten übernommen.

Zunächst war der Nabu Römerstein an der Reihe, um das Weidenbrünnele freizuschneiden. Tatsächlich sei trotz des dann freien Blickes letztlich kaum noch Wasserfläche zu sehen gewesen, bestätigt Adelbert Eiben, der bei der Ortsgruppe für die Biotoppflege verantwortlich ist. Nachdem der Bagger dann mit seinem 20 Meter langen Greifarm dann einige Stunden zugange war, hatte sich das Weidenbrünnele den Namen „Biotop“ wieder verdient. „Im vergangenen Frühjahr habe ich bei einer Kontrolle drei oder vier Laichklumpen entdeckt. Ich bin sehr optimistisch, dass das im nächsten im Frühjahr wieder deutlich mehr“, freut sich Rolf Mößmer schon jetzt über das Resultat. Und die paar Frösche, die schon da seien, könnten jetzt auch dort überwintern.

Wenn man die Biotope in einer Region kennt, dann versteht man erst, wie wichtig die sinnvolle Vernetzung einzelner Biotope ist, um zum Beispiel den Kröten eine möglichst ungefährliche Wanderung zu ermöglichen. Bis zu drei Kilometer wandern Kröten von einer Wasserstelle zur nächsten – je länger die Distanz, desto größer die Gefahr. Die stark bedrohte und auf der Roten Liste stehende Gelbbauchunke zum Beispiel hat sich längst im Gsait niedergelassen. Sie kam, so vermutet Mößmer, aus dem Grabenstetter Steinbruch herüber. Zwischen beiden Locations will er nun im Vogeltal ein „Trittsteinbiotop“ anlegen, „auf meinem eigenen Grundstück, dann brauche ich keine Genehmigung.“

Neben der Biotoppflege unterstützt die Stiftung „Naturraum“ inzwischen eine ganze Reihe an Projekten. Ein Schwerpunkt liegt auf der Bildungsarbeit. So war die Stiftung Hauptsponsor der Bienenkonferenz der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen, die Forscher mit Lehrern und Schülern von Nürtinger Schulen zusammenbrachte. Drei Studenten aus den Bereichen Natur- und Umweltschutz profitieren aktuell von einem Deutschland-Stipendium der Stiftung. Und auch die Streuobstpädagogen vom „Streuobstparadies Schwäbische Alb“ werden von der Stiftung mitfinanziert.

Auch das Wirkungsfeld der Stiftung wird immer größer. So kündigt Mößmer an, im kommenden Jahr eine große Biotoppflegeaktion in Metzingen unterstützen zu wollen. Die Vorbereitungen laufen bereits. Fast könnte man meinen, die Frösche, Kröten und Insekten bereits frohlocken zu hören.

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