Neues Winterquartier für geschwächte Igel

  • Igel im Reutlinger Tierheim: Weil so viele abgegeben werden, sind die Verantwortlichen froh über ein neues Gartengelände an der Sickenhäuser Straße neben der Kleingartenanlage Wackersbronn. Foto: Tierheim
  • Tierpflegerin Sabine Mayer mit einem Igel im Kleintierhaus des Reutlinger Tierheims. Maik Wilke

Reutlingen Neben der Kleingartenanlage Wackersbronn hat das Tierheim einen Garten von der Stadt gepachtet. Bald werden dort die ersten Tiere untergebracht.

Im Reutlinger Tierheim werden immer mehr Igel abgegeben, die gepflegt werden müssen, damit sie über den Winter kommen. Um die Kleintiere in Ruhe überwintern zu lassen und danach auszuwildern, hat das Heim von der Stadt zusätzlich einen Garten im Reutlinger Norden gepachtet: Direkt neben der Kleingartenanlage Wackersbronn an der Sickenhäuser Straße soll diese Anlage demnächst mit geschwächten Igeln bestückt werden.

„Das ist aber keine zweite Station des Tierheims, bei dem Igel abgegeben werden können“, betont Elena Rugna, hauptamtliche Tierpflegerin im Tierheim. Denn der Garten wird nicht mit Personal besetzt sein. Dort wird täglich nur kurz kontrolliert, ob die Igel ihren Winterschlaf halten oder ob aufgewachte Tiere Futter brauchen. „Wer einen Igel ins Tierheim bringen möchte, muss die Telefonnummer 07121 144 80 660 wählen“, betont die Tierpflegerin. Kontaktaufnahme ist auch per Mail an kleintiere@tierschutzverein-reutlingen.de möglich.

Insektensterben setzt Igeln zu

Bis zu 30 Igel werden derzeit im Tierheim gepflegt. „Die Tiere brauchen Ruhe, um sicher zu überwintern. Das ist im Tierheim oft nicht gegeben“, sagt Rugna. Deshalb sind die Verantwortlichen froh über das Gelände, das sie demnächst nutzen werden. Igel, die im Reutlinger Tierheim keinen Platz mehr finden, sollen dort sicher über den Winter kommen. Der Garten wird dafür naturbelassen gestaltet, mit viel Gestrüpp und Hecken. Das Wasser können die Verantwortlichen von der Kleingartensiedlung nebenan holen. „Das Gelände ist ideal für Wildtiere“, sagt Rugna.

Bei den Igeln im Tierheim, die in Boxen aufgepäppelt und durch den Winter gebracht worden sind, hat die Rückkehr an den Fundort Vorrang, sagt Kleintierpflegerin Sabine Mayer. „Leute, die uns den Igel gebracht haben, sollten ihn nach dem Winter am besten wieder zurücknehmen: Die meisten machen dabei auch mit.“ Wo das nicht geht, ist das neue Gelände im Reutlinger Norden eine Option.

Gelände auch für Eichhörnchen

Geschwächte Igel würden das Reutlinger Tierheim immer mehr beschäftigten. „Das liegt am Insektensterben“, sagt Mayer. Die Stacheltiere fressen vor allem kleine Laufkäfer. Werden die weniger, weichen die Igel auf Nacktschnecken aus – mit negativen Folgen: „Diese Schnecken übertragen massenhaft Würmer. Werden die Igel davon befallen, schwächt sie das und sie nehmen nicht zu“, erklärt Mayer. Viele der geschwächten Exemplare landen dann im Tierheim.

Für den nahenden Winter haben die Tierpflegerinnen mit dem Gelände bei Wackersbronn nun eine zusätzliche Option. „Bei den milden Temperaturen derzeit sind die Igel aber noch wach und in der Päppelphase“, sagt Rugna. Das kann sich aber schnell ändern, wenn die Temperaturen sinken. Dann wird die neue Fläche mit Igeln bestückt. Der Zaun um das Areal ist so gestaltet, dass die Tiere nach dem Winter das Gelände verlassen können, um sich ein neues Revier zu suchen. Männchen brauchen dafür mit rund einem Quadratkilometer deutlich mehr Platz als die Weibchen.

Nach diesem Winter sollen sich die Igel den Garten mit weiteren Wildtieren teilen. „Wir bekommen auch immer häufiger Eichhörnchen zur Pflege“, berichtet Rugna.

Deshalb werden auch einige von ihnen in einem zweiten Schritt in Wackersbronn untergebracht. Zumeist sind das kleine Jungtiere, die auf dem Boden gefunden werden. Häufig ist den Müttern der nur wenige Wochen alten Tiere etwas zugestoßen, weshalb die kleinen Eichhörnchen ohne fremde Hilfe nicht überleben würden.

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