Daugendorf Skelette spielen Keyboard, Gitarrenlöffel klirren und der Wirt greift zum Mikro: Der Musiker King Ralf hat mit dem „Engel“ ein Paradies für Rockfans geschaffen.
Bekleidet mit Cowboyhut, Fellschuhen und seiner Klampfe im Gepäck tingelt er durchs Ländle. Von Kindesbeinen an schlägt Ralf Kopps Herz für die Musik. Alles begann mit dem Blockflötenunterricht in der Schule, darauf folgte eine intensive Trompeten-Ausbildung beim heimischen Musikverein, mit dem er heute noch eng verbunden ist, und der Einstieg in seine erste Band. Als Junge war er wohl manchmal genervt vom Drängen seines Großvaters, mehr zu üben, doch heute ist er ihm dafür sehr dankbar. „Wenn man etwas richtig gut kann, dann macht das auch Spaß“, sagt er. Sein Talent wurde später bei einem Bassgitarren-Lehrgang in München und bei einem Gesangsstudium in Frankfurt weiter verfeinert. Den Rest hat er sich getreu dem Motto „Learning by doing“ quasi selbst beigebracht.
Nach zahlreichen Erfahrungen in verschiedenen Gruppierungen hat sich Kopp, der in der Musikszene besser als „King Ralf“ bekannt ist, für eine Solo-Karriere entschieden. Auch wenn damit ein deutlich höherer Aufwand in Sachen Aufbau, Booking sowie Licht- und Tontechnik verbunden ist. Sein Ding ist ganz klar der Cover-Rock, und den bringt er voller Energie zu seinem Publikum. Ob im kleinen Rahmen bei Trauungen in der Kirche, bei Familienfesten oder bei Motorrad-Club-Festen und Treffen wie der European Bike Week am Faaker See, der 53-Jährige sorgt immer für Stimmung und musikalische Highlights. Wovon er nie genug bekommt? Ganz eindeutig vom Whitesnake-Song „Here I Go Again“, der mindestens einmal am Abend im Engel in Daugendorf läuft, und von der Band Journey. Wenn der Rocker nämlich nicht selbst auf der Bühne steht, zapft er Bier in seiner Kultkneipe in dem Riedlinger Ortsteil und unterhält seine Gäste.
Gemeinsam mit seiner Frau Silvi und einem großen Helfer-Pool kredenzt er seinen Gästen Steaks, Spareribs, verschiedene Burger-Kreationen, Wurstsalat, Schnitzel und diverses Fingerfood. „Die Qualität muss stimmen und der Kontakt mit den Gästen eng sein“, weiß der gelernte Metzger, dessen ehemaliger Chef selbst gerne vorbeikommt und mit seiner Gitarre auf der Bühne steht. Das schmucke Häuschen in der Mitte des Örtchens stammt aus dem Jahr 1570 und wird inzwischen in der siebten Kopp-Generation geführt. Doch ist die Location, die im Laufe der Jahre immer weiter gewachsen ist, weit mehr als eine klassische Kneipe. Im Rahmen zahlreicher USA-Aufenthalte hat sich der selbsternannte König ein Beispiel an den dortigen Hard-Rock-Cafés genommen und in seinem Heimatdorf die beiden Themen Musik und Essen miteinander verwoben. Wo einst sein Kinder-Stockbett stand, befindet sich heute eine Bühne, auf der regelmäßig Konzerte oder Karaoke-Abende stattfinden. Freilich steht hier auch der Chef selbst regelmäßig auf den heiligen Brettern.
Erlebnisgastronomie erkunden
Viele kleine Details erzählen vor Ort eine Geschichte. So spielt auf Wunsch die Engel-House-Band – zwei Skelette mit beweglichem Kopf und leuchtenden Augen – harte Riffs. In der ehemaligen Scheune, die zwischenzeitlich als Garage genutzt wurde und heute Sitzmöglichkeiten bietet, befindet sich ein besonderer Star in der Grube: Ein Gerippe am Keyboard legt los, sobald ein Groschen hinabfällt. Auf diese Weise konnten Kopp und sein Team im vergangenen Jahr 1800 Euro Spendengelder sammeln, die an ein regionales Hospiz übergeben wurden. Wer die Erlebnisgastronomie ausgiebig erkunden möchte, sollte sich viel Zeit einplanen. Denn kein Türgriff ist von der Stange, überall finden sich kleine und große Highlights. Als Seifenspender in den Waschräumen fungieren etwa eine überdimensional große Jacky-Flasche und bei den Damen die Aperol-Variante. Sogar die Pissoirs sind ein Hingucker: Statt trister Keramik-Schüsseln sind dort Münder im Stones-Design vorzufinden.
160 Leute finden in unterschiedlichen Räumen, im beheizten Winterbiergarten und in den beiden Riesen-Fässern Platz, im Sommer können dank des Außenbereichs sogar 200 Gäste gleichzeitig bewirtet werden. Eine besondere Ehre wird Kopps Idol, dem im Jahr 2015 verstorbenen Motörhead-Frontmann Lemmy Kilmister zuteil: der Lemmy-Tower. Während im oberen Bereich ein Abbild des Gottes des Rock’n‘Roll erstrahlt, können Musikbegeisterte im unteren Teil Platz nehmen und ihren Kaffee – wie soll es auch anders sein – mit einem Löffel in Gitarrenform umrühren.