Die Logik des Marktes
Es gibt ja schon so die Momente aus der Welt des Sports, in denen an Hohn und Spott nicht gespart werden muss. Dass die Fanszenen angesichts der Pläne, das spanische La-Liga-Spiel zwischen Villareal und dem FC Barcelona nach Miami zu verlegen, die Augenbrauen hochziehen, kam nicht überraschend. Zwar gelten Eintrittskarten auch öfters als Fahrschein für den öffentlichen Nahverkehr am Spieltag, es dürften aber wohl doch einige Zweifel aufgekommen sein, ob das auch für Linienflüge in die Staaten zählt. Aber fan-unfreundliche Entscheidungen sind ja mehr die Regel als die Ausnahme. Viel schöner an dieser Geschichte ist, dass die Spieler dieses Mal die ganze Nummer gekippt haben, wie am Mittwoch vermeldet wurde. Die hatten so viel Lust auf die USA, dass sie lieber 15 Sekunden lang nach Anpfiff gar nicht kicken wollten. Da spanische Clubs sich zurecht dem Vorwurf ausgesetzt sehen, schlecht zu wirtschaften, will die Autorin hoffen, dass beide Vereine an der Reiserücktrittsversicherung nicht gespart haben. Was sind schon 15 Sekunden, will man denken. Der vielleicht kürzeste Streik der Geschichte reichte aus, um alle Pläne und Vorhaben in den Wind zu schießen. Dann muss der spanische Fußball eben wann anders und auf andere Art die Welt erobern.
Das Ziel „Erschließung des internationalen Markts“ hat uns in den vergangenen Jahren ein gruseliges Kuriositäten-Kabinett merkwürdiger Ideen beschert. Dass European-Games im Football funktionieren, ließ im Kopf manches Funktionärs den Trugschluss groß werden, dass das auch im Fußball ginge. Dass die NFL, messbar mehr Fans in Europa hat als (spanischer) Fußball in den Staaten, hat überhaupt keine Bedeutung. Fakten tun weh, das ist doof, da blenden wir sie lieber einfach aus. Auch, dass die Klub-WM in den USA zuschauertechnisch gesehen ein Debakel war, völlig wurscht. Zwar steigen die Zuschauerzahlen in der Major League Soccer (MLS) kontinuierlich, dennoch befinden sich die Werte etwa bei der Hälfte derer, die in der ersten und zweiten Bundesliga anzutreffen sind. Wäre es da nicht sinnvoll, sich erstmal um den Inlandsmarkt zu kümmern? Welchen Effekt wollte man überhaupt erreichen? Machen spanische Spieler Werbung für die MLS? Das klingt nicht logisch. Machen spanische Spieler Werbung für Events in 6000 Kilometer Entfernung? Fliegen dann amerikanische Barcelona-Ultras, die es bestimmt zu Tausenden gibt, regelmäßig nach Europa? Und wann springen andere Europäer auf dieses geniale Konzept auf? Wann dürfen wir endlich den „Südgipfel“ zwischen Bayern und Stuttgart in Las Vegas erleben?