Das schnelle Geld mit Gold

  • Marvin Methner hält hier etwa 4000 Euro in der Hand. Foto: Peter Kiedaisch

Metzingen Die Goldpreise liegen auf Rekordniveau. Juwelier Methner kauft Gold auf und bekommt alles angeboten: Familienschmuck, Erbstücke, Goldzähne.

Es gibt diese Tage. Nicht, dass man das Geld jetzt unbedingt bräuchte, aber die beiden 250-Gramm-Goldbarren, die der Vater schon Jahre vor seinem Tod gekauft hatte, weil Gold nie an Wert verliere, haben nach einer jahrelangen Talfahrt im Jahr 2006 endlich wieder das ursprüngliche Niveau erreicht. Und ehe sie wieder an den Handelsplätzen auf Tauchstation gehen, werden sie verkauft. Ohne Gewinn, aber auch ohne Verlust. Jetzt, 19 Jahre später, darf man sich dafür getrost im Spiegel anschauen und sich einen Esel nennen. Gold hat seit jener Zeit seinen Wert verzehnfacht, statt läppischer 6100 Euro bekäme man fast 60.000.

Gold ist, seit es die Menschen für sich entdeckt haben, verbunden mit Sehnsüchten. Mit Emotionen, Habgier, Neid und der bisweilen kindlichen Freude an einem Metall, das sich schön anfühlt, das sich formidabel gestalten lässt zu Schmuck und das, dezent eingesetzt, als unaufdringliches Statussymbol akzeptiert wird. Gold ist Luxus, sollte aber mit kultiviertem Geschmack kombiniert werden, sonst landet es am Hals eines Goldkettchenträgers, der seinen persönlichen Stil mit einer Tangahose am Strand akzentuiert.

Gold ist Luxus, Gold ist eine veritable Geldanlage für Menschen, die nicht auf schnelle Gewinne aus sind. Denn die Regel, billig einkaufen und teuer verkaufen, scheitert meist an der Fähigkeit, einschätzen zu können, wann Gold nicht billiger oder nicht mehr teurer wird.

Derzeit ist es teuer. Am 11. Oktober 2025 hat der Goldpreis das Allzeithoch erreicht. 119,65 Euro pro Gramm. Marvin Methner, Mitgeschäftsführer des elterlichen Juweliergeschäfts in Metzingen, glaubt nicht, dass der Preis in absehbarer Zeit wieder in den Keller rauscht. Er kauft fast täglich Gold auf. Von Kunden, die ihm ihre alten Schätze bringen. Seit der Goldpreis steigt, hat sich deren Zahl vervierfacht, sagt Methner.

Das Gold seiner Kunden hat oft lange in einer Schublade gelegen. Unbeachtet. Vielleicht, weil der Ring gebrochen war, weil vom Ohrschmuck eine Creole fehlt, weil der Schmuck vererbt wurde und nicht den Geschmack des Erben trifft, weil es ein Zufallsfund bei einer Haushaltsauflösung ist. Jetzt wird es hervorgekramt. Weil mit Gold derzeit einfach schnell gutes Geld verdient werden kann. Selbst Goldzähne werden abgegeben, je nach Gewicht gibt es dafür etwa 100 Euro.

Das ist hygienisch unbedenklich, denn das Gold landet in der Scheideanstalt, wird dort eingeschmolzen und erhitzt, um unedle Bestandteile zu verbrennen. Zudem wird Gold von Metallen wie Silber, Kupfer oder Palladium getrennt. Zuvor freilich geht es noch im Juweliergeschäft darum, den Wert zu ermitteln. Im Juweliergeschäft gibt es Analysemöglichkeiten, zudem orientieren sich die Juweliere an den Preisen der Börse, und zwar nicht tagesaktuell, sondern mit stündlicher Aktualisierung.

Das Geschäft ist das eine, da geht es um Gewicht, Reinheit und Tages-, respektive Stundenkurs. Auf einem anderen Blatt stehen die Emotionen, die mit dem Verkauf von Gold verbunden sind: „Es ist mir schon passiert, dass der Ehering über die Theke geschleudert wurde“, sagt Marvin Methner. Wenn die Scheidung nicht allzu herzlich verlaufen war, beispielsweise. Der Ring als schmerzhafte Erinnerung, die einfach nur schnell wegmusste.

Er hat aber auch schon Tränen gesehen. Von einer Frau. Sie gab den Ring ihres gestorbenen Ehemannes in Zahlung. Als letzten Akt des Abschiednehmens.

Typisch sind Schmuckstücke, die einer Erbengemeinschaft gehören: Wer bekommt den Ring, wer die goldene Taschenuhr, wer die Kette? Der jeweils unterschiedliche Wert erschwert das gerechte Teilen. Dann wird verkauft, der Erlös ausbezahlt und gedrittelt. Das ist fair, und was Marvin Methner dann besonders freut: „Oft reinvestieren diese Kunden das Geld.“ Sie lassen sich von ihm ein neues Schmuckstück anfertigen.

Natürlich gibt es auch Kunden, die einfach das Geld benötigen. Ihr Glück, dass sie jetzt beim Verkauf nicht viel falsch machen können. Sofern sie sich nicht von windigen Onlinehändlern hereinlegen lassen. Gold kaufen und verkaufen, sagt Marvin Methner, ist Vertrauenssache. Das hat einen seiner Kunden kürzlich positiv überrascht. Der kam mit Tafelsilber. „Eine Einkaufstasche voller Silberbesteck“, wie sich Methner erinnert. Nach einem Prüfverfahren über eine Lösungsmittel-Analyse war klar, dass das Besteck nicht nur versilbert ist, sondern aus massivem Silber besteht. Zweieinhalb Kilo, der Kunde verließ den Laden mit 2500 Euro. Derzeit steigt nicht nur Gold im Wert, auch Silber steht hoch im Kurs.

Es ist mir schon passiert, dass der Ehering über die Theke geschleudert wurde. Marvin Methner Juwelier

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