Hohe Kosten ohne Ertrag

  • Maik Wilke Kommentarfoto Kommentar Mathias Huckert
  • Der ehemalige Güterbahnhof. Maik Wilke

Vieles ist eine Frage der Formulierung. Die Stadt spricht von einer neuen „Priorisierung“, Prof. Jürgen Straub von einem „mausetoten Projekt“. Gemeint ist der lang geplante „Zero Emissions Logistics Terminal“ (ZELT). Dieser sollte auf der Fläche des ehemaligen Güterbahnhofs in der Sondelfinger Straße entstehen, wurde jedoch nicht realisiert und verdrängt. Statt ZELT soll der Betriebshof für die Regional-Stadtbahn gebaut werden (wir berichteten mehrfach).

Während die Verwaltung das Ende des ZELT-Projekts kleinredete, forderte die Gemeinderatsfraktion von WiR um Straub, dass die Stadt die bereits investierten Kosten veröffentlichen soll. Das ist jetzt geschehen: Kosten in Höhe von 990.611 Euro wurden seit dem Start des Projekts 2012 aufgewendet. Also fast eine Million Euro. Die Fördersumme von etwa 312.000 Euro abgezogen – die die Stadt nicht zurückzahlen muss – bleibt ein städtischer Eigenanteil von 678.733 Euro. Eine hohe Summe für ein Projekt, das nie realisiert wird. Denn neben dem Betriebshof der Stadtbahn und der Erweiterung der Rohstoffverwertung Reutlingen (RVR) reicht die Fläche für ZELT nicht aus. Das hatte die Stadtverwaltung im August auf Anfrage der SÜDWEST PRESSE bestätigt. Maximal zwei der drei Vorhaben haben Platz auf der 5,5 Hektar großen Fläche. Nur wenn RVR auf einen eigenen Gleisanschluss verzichtet, wäre ZELT theoretisch noch möglich – allerdings mit dann neuen Plänen. Die bisher investierten knapp 700.000 Euro sind also auf jeden Fall verloren.

Nun ist klar, dass Verwaltungen immer für Planungen und Gutachten Geld investieren müssen, um die Grundlagen zu schaffen. Dennoch schmerzt dieser Betrag, schließlich befindet sich die Stadt Reutlingen nach wie vor in einer erheblichen Finanzkrise. Und: Der Bedarf des Logistikterminals sei wegen der Konkurrenz in Horb und Ulm von Beginn an fraglich gewesen, äußerten Kritiker. Die hohen Kosten ohne Ertrag geben ihnen recht. Schließlich hatte die Verwaltung bereits zugegeben, dass man überhaupt erst noch einen Investor und einen Betreiber für ZELT hätte finden müssen. Die 700.000 Euro sind nun jedenfalls im noch brachliegenden Areal versenkt.

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