Geschichte füllt zweites Buch

Hengen 2022 erschien der erste Band, doch die Macher hatten noch so viele Aspekte und Erkenntnisse in der Hinterhand, dass bald der zweite Band erscheint.

Was tun, wenn die lange zurückreichende Ortsgeschichte nicht zwischen zwei Buchdeckel passt? Man legt einfach zwei neue an und füllt den Zwischenraum mit dem, was noch zu sagen wäre. So zumindest geschehen in Hengen. Kurz vor der Vollendung steht jetzt der zweite Band des Hengener Heimatbuchs, quasi als Fortsetzung jenes Werkes, das im Jahr 2022 zum 750. Ortsjubiläum erschienen ist. Noch unter der Federführung des damaligen Pfarrers Mark Christenson entstanden, arbeitete das ehrenamtliche Team vor drei Jahren unter Hochdruck an der Fertigstellung, damit es noch rechtzeitig zum großes Fest das Licht der Öffentlichkeit erblicken konnte. „Wir standen damals unter Zeitdruck“, blickt Rolf Slogsnat zurück. Und so sei es zu erklären, dass viele Themen nicht mehr in das ohnehin schon 350 Seiten starke Werk aufgenommen werden konnten.

Schnell war deshalb die Idee für ein zweites Buch geboren. Bereits im Januar 2023 begannen die Arbeiten für den Folgeband und zu Tage gekommen sind schnell zahlreiche weitere Aspekte der Ortsgeschichte, die es wert waren, weiter erforscht und aufbereitet für die Nachwelt festgehalten zu werden. Ein zwölfköpfiges Team, anfangs noch mit Mark Christenson, steckte also fortan die Köpfe zusammen, es nahm sich den verschiedenen Themen an und traf sich regelmäßig, um offene Fragen zu klären oder von Fortschritten zu berichten. Echte Teamarbeit also, wie Slogsnat betont, obschon er seit dem Weggang von Christenson zusammen mit seiner Tochter Tina Slogsnat die Leitung des eigens gegründeten Arbeitskreises übernommen hat.

Auf abermals mehr als 300 Seiten und reich bebildert, lädt das neue Werk wieder dazu ein, tief in die Geschichte Hengens einzutauchen. Die verschiedenen Autoren nehmen sich in insgesamt sieben Kapiteln und unter dem Titel „Hengen im Wandel der Zeit“ wieder unterschiedliche Aspekte der Historie vor, schlagen aber auch immer wieder Brücken in die heutige Zeit. Nicht fehlen darf etwa eine Nachbetrachtung des Ortsjubiläums im Jahr 2022. Darüber hinaus geht es darum, wie alt Hengen wirklich ist und welche Hinweise Anlass geben, die Ursprünge des Orts weit früher zu datieren als die erste urkundliche Erwähnung aus dem Jahr 1272. Es geht um die Kirchengemeinde und das kirchliche Leben, das Leben in der Gemeinde als solcher, mit all den Persönlichkeiten und Meilensteinen von anno dazumal bis heute.

Aus der Zeit der Dorfsanierung in den Jahren 1978 und 1979 stammen etwa Fotografien von Häusern, denen die heutigen Erscheinungen gegenübergestellt werden. Veränderungen, beziehungsweise bis heute erhaltene Bausubstanzen, werden so sicht- und plastisch greifbar. Es geht um das Armen- und Bettelhaus, um die einst typischen Strohdächer, um die Molke als Milchsammelstelle oder um die Geschichte des Backhauses. Beleuchtet werden bis heute existierende Unternehmen, aber auch Gemeinschaften wie die Hengener Feuerwehr und Vereine von damals bis heute. Betrachtungen zur Markungsgrenze oder zum Weidestreit aus dem Jahr 1564 schließen sich ebenso an, wie Erinnerungen an den Bau der Fischburgtalstraße, auch genannt „CDU-Steige“, oder zu den Hengener Hunger-Linden.

Die Bandbreite der Themen ist weit gefächert und hierfür war der Arbeitskreis im Staatsarchiv in Ludwigsburg unterwegs, im Archiv des Kreises vor allem aber auch im Archiv des Hengener Rathauses. Weil dieses ab 2023 neu sortiert werden musste, halfen Rolf Slogsnat und Edmund Heß kurzentschlossen ehrenamtlich mit und sie stießen dabei auf zahlreiche Belege und konnten diese unter anderem auch für weitere Nachforschungen verwenden.

Rolf Slogsant hofft nun, dass das Ergebnis in Form des zweiten Heimatbuchs noch vor Weihnachten erhältlich sein wird. Aktuell stehen noch ein Probedruck samt etwaiger Korrekturarbeiten an. Dieses Mal ohne Zuschuss der Stadt Bad Urach entstanden, wird es für 25 Euro pro Exemplar erhältlich sein. Der Vorgänger erschien in einer Auflage von 500 Exemplaren, wovon nur noch wenige im Hengener Rathaus erhältlich sind. Nun hat man sich aber dazu entschlossen, keine bestimmte Anzahl zu drucken, sondern nur so viele Bücher, wie Vorbestellungen vorliegen. Bestellen kann man es ab sofort per E-Mail an: heimatbuch.hengen@gmx.de.

Karl-Otto Künkele ist tot

Trauer Im Alter von 88 Jahren ist der Senior-Chef der Künkele-Mühle gestorben. Ein Original, das tiefe Spuren hinterlässt.

Bad Urach. „Ein Original ist gegangen.“ Es sind nur ein paar Worte, doch der Schmerz und die Traurigkeit, die durch sie durchklingen, sind beinahe mit Händen zu greifen. Bereits am vergangenen Montag, 13. Oktober, ist Karl-Otto Künkele, der Senior-Chef der Bad Uracher Künkele-Mühle, im Alter von 88 Jahren gestorben. Das teilte seine Familie nun in Form einer Traueranzeige mit. Gegangen ist einer, der die ehemalige Mühle als Müllermeister in der vierten Generation entscheidend geprägt und sie zusammen mit seiner vor rund drei Jahren verstorbenen Frau Mathilde zu einer weithin bekannten und geschätzten Event-Location weiterentwickelt hat.

Stets aufgeschlossen, herzlich und beschenkt mit feinem Humor, war er nicht nur ein besonderer Gastgeber, sondern auch eine buchstäblich herausragende Persönlichkeit, die auf vielfältigen Ebenen gewirkt hat. Unter anderem war er von 1994 bis 1999 Stadtrat und hielt als einziger die Fahne der FDP in den Uracher Ratshimmel. Bürgermeister Markus Hase schätzte seine besonnene Art, auch wenn er durchaus auch mal aufs verbale Gaspedal treten konnte.

In Erinnerung wird er aber vor allem als Menschenfreund bleiben, als ein Mann, der Großes geschaffen hat, und dabei nie den Blick für sein Umfeld verloren hat. Das änderte sich auch nicht, nachdem die Künkele-Mühle zu einem regelrechten Magneten für feiernde Promis geworden ist. Porsche, Piech, Schrempp und Zetsche hießen unter anderem die illustren Gäste. Doch Karl-Otto Künkele schätzte es mindestens so sehr, den schnatternden Gänsen bei ihren Watschelgängen über das Mühlengelände zuzuschauen.

„Wir sind unendlich traurig und gleichzeitig sehr dankbar für unsere gemeinsame Zeit“, schreibt die Familie noch. Seine letzte Reise tritt „Carlo“, wie er auch genannt wurde, am Mittwoch, 22. Oktober, an. Die Trauerfeier in der Amanduskirche beginnt um 13 Uhr. Die Beisetzung selbst findet im engsten Familienkreis statt. Die Familie bittet darum, von Blumengaben abzusehen, stattdessen die Forschung und Lehre auf den Feldern der Neurochirurgie und Kinderchirurgie über das eingerichtete Spendenkonto zu unterstützen. Wohl ganz im Sinne von Karl-Otto Künkele, dem Uracher Menschenfreund.

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