Bekannte Töne, neue Betonung

  • Herbert Grönemeyer: Unplugged 2 – Von allem anders. Vertigo

Herbert Grönemeyer hat Generationen von Konzertgängern geprägt. Der inzwischen 69-Jährige ist eine Art Konsenskünstler, auf den sich Tausende Menschen einigen können. Nun bringt er „Unplugged 2 – Von allem anders“ heraus. Darauf zu hören sind Songs, die nach 1995 erschienen sind – also nach seinem ersten derartigen Album, das 1995 veröffentlicht wurde. Er war der erste nicht-englischsprachige Künstler, der bei den „Unplugged“-Konzerten von MTV auftreten durfte.

Man könnte enttäuscht sein von dem neuen Album – schließlich hat er darauf nur einen neuen Song („Flieg“). Aber es gibt keinen Grund zu dieser Enttäuschung: Ohne elektrische Verstärkung, mit akustischen Instrumenten eingespielt und unter anderem vom 64-köpfigen Berliner Rundfunkchor begleitet, bekommen seine Songs eine neue Intensität. Ein Höhepunkt: Grönemeyers wahrscheinlich bekanntester Song „Mensch“. Der Song, der nach zwei persönlichen Schicksalsschlägen 2002 veröffentlicht wurde, klingt jetzt melancholischer. Bei „Mensch“ und auch beim Mutmacher „Ich dreh mich um dich“ wunderte er sich während der Aufnahmen, „was die dann selbst für mich so für eine Intimität haben“.

Gerade die großen Gefühle in Grönemeyers Musik – Euphorie, Glück, Melancholie, Trauer – berühren die Fans. Viele Menschen verbinden persönliche Erinnerungen mit seinen Liedern. In den sozialen Medien postet er regelmäßig kurze Ausschnitte seiner Songs oder die Entstehungsgeschichten dahinter.

Immer wieder arbeitet Grönemeyer mit jüngeren Künstlerinnen und Künstlern zusammen. Mit dem Rapper Soho Bani nahm er 2024 eine neue Version seines Klassikers „Zeit, dass sich was dreht“ auf. Auch für die neue Platte hat sich Grönemeyer Verstärkung geholt: „Demo“ trägt er zusammen mit der Sängerin Lea im Duett vor. Ein Experiment sei die Zusammenarbeit mit dem Berliner Rundfunkchor für das neue Album gewesen: „Die Dinge bekamen eine andere Färbung.“ Gerade Arrangements, bei denen die Chorstimmen einen großen Anteil erhalten, klingen packend und herzergreifend – wie etwa „Der Weg“ oder das Liebeslied „Unfassbarer Grund“.

Wer die Originale kennt, wird auf „Unplugged 2“ tolle Betonungen erleben. Wer nicht, hat mit dem Album die Chance, sich dem Künstler zu nähern.

Angehört Herbert Grönemeyer legt sein zweites Unplugged-Album vor – mit alten Songs in anderem Gewand.

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