Die TusSies und das neue Analyse-Tool

  • Trotz Handball.ai wird bei Miriam Hirsch, der Cheftrainerin der TusSies Metzingen, sicher weiterhin die Taktiktafel zum Einsatz kommen. Das zündet auf die Schnelle bei den Spielerinnen einfach besser. Foto: Eibner-Pressefoto/Tobias Baur
  • Der Laptop wird immer wichtiger für Trainerinnen und Trainer, zum Beispiel bei handball.ai. Christin Klose

Handball-Bundesliga Frauen Metzingens Cheftrainerin Miriam Hirsch hat das Analyse-Tool Handball.ai eingehend analysiert – und es seit zwei Wochen im Einsatz.

Handball.ai soll modernste Technologie und fortschrittliche Analysen in den beiden höchsten Spielklassen des deutschen Frauenhandballs etablieren. Deshalb kooperiert die HBF mit der hochmodernen Plattform. Bei der TuS Metzingen wurde es einer eingehenden Prüfung unterzogen – vielleicht auch, weil man zuletzt durch diverse Spielausfälle sehr viel Zeit hatte. „Das ist ein mega-geiles Projekt“, sagt Cheftrainerin Miriam Hirsch kurz und bündig. Und wenn das jemand beurteilen kann, dann sie. Ihr Mann und ihr bester Freund hatten eine App entwickelt, die ähnliches im Bereich der Spielanalyse bewirken sollte. „Das war sehr viel Arbeit für die beiden und bei weitem nicht so professionell wie das ai“, sagt die Trainerin und versichert, dass ihr Mann das genauso sieht.

Hohe Effizienz

Handball.ai liefert mit erweiterten Statistiken tiefere Einblicke in unterschiedliche Spielsysteme, während eine cloudbasierte Videoplattform für effiziente Verarbeitung und schnellen Austausch von Spielszenen sorgt. So wird es von der HBF angepriesen – und das kann Miriam Hirsch bestätigen. „Ich war bis zu 20 Stunden damit beschäftigt, Videos zu sichten und zu schneiden, sei es für die Nachbearbeitung eines Spiels oder für die Vorbereitung aufs kommende. Diese Zeit kann nun anders genutzt werden, zum Beispiel kann ich viel tiefer in die Analyse des Gegners gehen“, verweist die TuS-Trainerin darauf, dass sie die freie Zeit keineswegs für Spaziergänge oder ähnliches nutzen wird.

Weil das Tool allen Vereinen zur Verfügung steht, ist es für die TusSies auf den ersten Blick kein Wettbewerbsvorteil. Videoanalysen gehören bei allen Verein dazu, vielleicht ist Miriam Hirsch da aber den einen Schritt weiter, weil sie bisher schon sehr viel auf diesem Gebiet unterwegs war. Wie hat vergangenen Woche ein ehemaliger Fußballtrainer gesagt, der mittlerweile die 80 überschritten hat: „Ich halte nicht viel von den Laptop-Trainern“. Ohne geht es aber einfach nicht mehr. Die Mischung macht‘s.

Um noch einmal aus dem Text der HBF zu zitieren: „Auch während der Spiele ermöglicht die Plattform, gewissermaßen ‚auf der Bank zu sitzen‘ und durch eine KI-gestützte Live-Analyse in Echtzeit auf wichtige Statistiken und erweiterte Leistungsdaten zuzugreifen.“ Nur kann live eben nur analysiert werden, wenn auch etwas eingegeben wird. Bei der TuS Metzingen obliegt dies dem langjährigen Betreuer Patrick Wezel. „Das ist eine sehr verantwortungsvolle und stressige Aufgabe. Ich bin sehr froh, dass Patrick sich bereiterklärt hat, es zu machen“, freut sich die Cheftrainerin, die selbst mit Coachen beschäftigt hat, auch ihre Co Louisa Wolf und die Torwarttrainer müssen ihre Schützlinge im Blick haben.

Wezel kennt sich aus

Für Patrick Wezel, seit Menschengedenken in Diensten der TusSies, ist das System nicht neu. Schon unter Werner Bösch als Cheftrainer hat man in Metzingen damit gearbeitet. Hauptsächlich, weil Manel Cirac damals der Co war. Der ist und war CEO von Handball.ai. „Unser Ziel ist es, Handball-Profis mit erweiterten Statistiken und intuitiven Tools zu unterstützen – vor, während und nach dem Spiel. Diese Partnerschaft unterstreicht unser Engagement, die Entwicklung des Frauenhandballs auf höchstem Niveau zu fördern und gleichzeitig die Weiterentwicklung des gesamten Frauenhandballs in Deutschland voranzutreiben.“ Das sagt der Mann, der derzeit als Coach mit der TG Nürtingen auf ungebremstem Zweitliga-Höhenflug ist.

Wezel hat damals die ai gefüttert und wird es nun wieder tun. „Es kann sein, dass ich einen Auftrag gebe, was mich vom jeweiligen Gegner am meisten interessiert. Auf alle Fälle gibt es in der Halbzeit ein erstes Feedback. Nach dem Spiel folgt dann eine ruhige Bewertung“, so Miriam Hirsch. Die Datenflut gilt es zu kanalisieren, die richtigen Schlüsse zu ziehen, letztendlich bleibt alles nämlich wie gehabt: Entschieden wird das Spiel auf dem Platz – von Spielern und Spielerinnen, die keine Maschinen sind.

Ich war bis zu 20 Stunden damit beschäftigt, Videos zu sichten und zu schneiden. Diese Zeit kann nun anders genutzt werden.

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