Dieser Lohn ist unbezahlbar
Münsingen/Uganda Wie Dr. Eva Maria Ramms, Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie, im Ortho-Trauma-Camp mit dem Verein „Helfende Hände“ Hoffnung schenkt.
Wenn die Morgensonne über den Hügeln von Uganda aufsteigt, die Hähne lautstark den neuen Tag verkünden, dann erwacht im Ortho-Trauma-Camp des St. Francis Hospital in Naggalama nicht nur das Leben, sondern auch die Hoffnung. Hoffnung auf Schmerzfreiheit und ein Leben ohne Einschränkungen. Knochenbrüche, die in Europa längst ausgeheilt wären, Hüftprobleme bei jungen Menschen, die Studium oder Arbeit fast unmöglich machen, und Arthrosen bei erst 20-jährigen Patienten. Häufig ausgelöst durch die Sichelzellenanämie, von der rund 20 Prozent der Bevölkerung in Uganda betroffen ist. Dies alles sind Fälle, die dank des Vereins „Helfende Hände“ im Ortho-Trauma-Camp operiert werden können.
Ehrenamtlich im OP
Am Operationstisch steht unter anderem Dr. Eva Maria Ramms, Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie am Klinikum in Reutlingen und an der Albklinik in Münsingen. Seit 2023, dem Gründungsjahr des Ortho-Trauma-Camps, welches in dieser Form in Uganda bislang einzigartig ist, ist die 37-jährige Ärztin mit dabei. Wie viele andere, die den zweitgrößten Kontinent abseits der Touristenhochburgen erleben durften, ist sie hochgradig mit dem Afrika-Virus infiziert. Einmal im Jahr bereist sie das ostafrikanische Land, welches voller Schönheit ist. Üppige Regenwälder, schneebedeckte Gipfel und Berggorillas zeigen die Vielfalt des Landes. Ein Paradies, das zugleich mit Armut und medizinischer Unterversorgung zu kämpfen hat.
Für entspannte Urlaubstage bleibt der Medizinerin jedoch keine Zeit. „Nur beim ersten Mal haben wir noch eine einwöchige Safari angehängt“, verrät die Knochenspezialistin. 10 bis 14 Stunden steht sie mit dem Team, bestehend aus zwei bis drei Chirurgen und ebenso vielen OP-Schwestern, im Operationssaal. Hoch konzentriert und immer das Ziel vor Augen, den überwiegend jungen, im Vorfeld ausgewählten Patienten wieder eine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Das Team arbeitet ehrenamtlich. Auch die Flüge werden aus eigener Kasse bezahlt. Unbezahlbar hingegen der Lohn, welchen das Medi-Team während und nach der Arbeit bekommt. „Steht ein Patient wieder schmerzfrei auf seinen Beinen, ist das ein unbeschreibliches Gefühl“, strahlt Ramms, die nächstes Jahr im April zum vierten Mal vollen Einsatz in Uganda bringen wird.
Großes Lob hat die engagierte Ärztin für das ugandische Team und die Einrichtung vor Ort übrig. „Die Operationen sind jetzt nach unseren Hygienestandards durchführbar“. Dennoch sei das Arbeiten in Uganda völlig anders. Hier kommen Fälle auf den OP-Tisch, die es so in Deutschland nicht gibt, weil dank funktionierendem System Knochenbrüche sofort entsprechend behandelt werden können. In Uganda hingegen fehlt vielen Patienten hierfür schlichtweg das Geld. Das deutsche Team konnte bei den Spezialfällen durchaus einiges dazulernen. Dr. Jonathan vom St. Francis Hospital hingegen profitierte unter anderem beim Hospitieren während der Hüftoperationen. Denn Ziel des deutschen Teams ist auch, den ugandischen Kollegen so weit zu schulen, dass er die Patienten eigenständig, unabhängig vom Camp, mit Hüftprothesen versorgen kann. „Hier zeigen sich schon jetzt bemerkenswerte Fortschritte“, weiß Sabine Pühl, die Koordinatorin vom Verein „Helfende Hände“. Auch die Aufarbeitung und Pflege der medizinischen Instrumente konnte durch den Verein optimiert werden.
Trotz des großen ehrenamtlichen Engagements und zahlreichen Sachspenden wie Implantate, Instrumente und Verband- oder Nahtmaterial, die von verschiedenen Firmen und Kliniken dem Verein zur Verfügung gestellt werden, braucht es auch finanzielle Unterstützung. Fehlende Medikamente, Instrumente oder Geräte müssen hinzugekauft werden. Auch der Transport des Equipments verschlingt viel Geld, weshalb Dr. Eva Marie Ramms mit dem „Uganda-Team“ immer wieder auf Spenden fürs Ortho-Trauma-Camp hofft.