Fußball-Riese Luxemburg?

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Am Samstag der vergangenen Woche hat sich eine illustre Runde auf dem Kunsthandwerker-Markt zu Dettingen/Erms getroffen. Weil man auf keinen grünen Zweig kommt, wenn man sich über Kunst unterhält, zumindest nicht, wenn eine Gruppe so zusammengesetzt ist wie jene auf dem Detttinger Marktplatz, hat man sich flugs einem Thema zugewandt, das zu diesem Zeitpunkt ein paar Stunden alt war: dem Länderspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Luxemburg vom Abend zuvor. Vorausschicken muss man, dass aus unterschiedlichen Gründen die Partie von manchen nicht in Gänze verfolgt werden konnte. So hatte ein Sportjournalist damit zu tun, zwei regionale Spiele pünktlich zum Redaktionsschluss ins Blatt zu hieven. Er musste sich nach 2:0-Führung der Not gehorchend von der Übertragung verabschieden. Ein anderer war müde, ging ins Bett. Nummer drei hat sofort nach dem Spiel aus- oder umgeschaltet. Alle Drei haben sich tags darauf über die Reaktionen sehr gewundert. Das 4:0 gegen Luxemburg, Nummer 96 der Weltrangliste, wurde gerühmt als „perfekter Abend“ für den deutschen Fußball. Spieler waren danach komplett aus dem Häuschen ob der berauschenden Leistung. Dass man über weite Strecken in Überzahl spielte, wurde irgendwie unter den Teppich gekehrt. Das 4:0 gab drei Punkte – mehr nicht.

Zwei Tage später hat Fernseh-Experte Lothar Matthäus dann zumindest eingelenkt, dass man das Spiel gegen Luxemburg richtig einordnen müsse. Und „Loddar“ war in Nordirland vor Ort, wo das nächste Spiel in der WM-Qualifikation ausgetragen wurde. Ein 1:0-Sieg durch ein geschultertes Tor von Nick Woltemade sprang heraus. Unmittelbar nach dem Abpfiff zeigten sich die Protagonisten wieder ziemlich einverstanden mit ihrer Darbietungen. Seit dem bodenlosen Auftritt bei der 0:2-Niederlage gegen die Slowakei scheint sich ein Wandel vollzogen zu haben. Man hat die Erwartungen zurückgeschraubt oder zumindest dem Niveau angepasst, das die deutsche Mannschaft derzeit zu spielen imstande ist. Ja, sie führt nun in ihrer Quali-Gruppe sogar, es deutet viel darauf hin, dass man im nächsten Jahr bei der WM in den USA, Kanada und Mexiko dabei sein wird. Aber das wird nicht lange der Fall sein, wenn sich nichts Grundlegendes ändert. Und da ist nicht damit gemeint, dass die Kreativkräfte Musiala und Havertz dann eventuell an Bord sind, wobei sich bei Zweitgenanntem ja sowieso die Fußball-Geister scheiden. Fußball wird hauptsächlich mit dem Kopf gespielt – was sich keineswegs auf Kopfbälle beschränkt.

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