Münsingen Alexander Lyalin und Fikret Serif kümmern sich um die Leerung der Biotonne. Der Alb Bote war dabei und weiß, warum etwas mehr Respekt angebracht wäre.
Der Tag beginnt früh für Alexander Lyalin und seinen Kollegen Fikret Serif. Spätestens um 4.40 Uhr klingelt der Wecker, damit die beiden Reutlinger pünktlich um 5.30 Uhr in ihr Arbeitsfahrzeug, das am Standort Upfingen schon auf sie wartet, steigen können. Vor ihnen liegt ein fordernder Tag, der für alle Bürger gleichermaßen wichtig ist: Sie sind zuständig für die Entleerung der Biotonne – in Eningen, Bad Urach, Dettingen, Münsingen und Pliezhausen. Wir haben die beiden auf ihrer Tour in Münsingen begleitet.
Aktuell ist es noch dunkel, wenn die Männer die ersten Tonnen von ihrem Ballast befreien. Während Lyalin den LKW souverän selbst durch die engsten Gassen manövriert, wieselt der Lader Serif umher und zieht einen Behälter nach dem anderen zum Müllwagen. Seit drei Jahren ist der 54-jährige Elektroinstallateur in der Entsorgungsbranche tätig. Anfangs musste er sich schon etwas an den strengen Geruch gewöhnen, insbesondere in den Sommermonaten, wenn nahezu jeder Mülleimer vor Maden wimmelt. Doch das tut seiner guten Laune keinen Abbruch, mit einem Lächeln auf den Lippen und stets einem schelmischen Spruch an seinen Mitstreiter zeigt der dreifache Vater und inzwischen sogar schon Opa vollen Einsatz. Keine Tonne entgeht ihm und auch kein Winken von Anwohnern, die den Abfuhrtermin vergessen hatten und kurzfristig noch nachliefern. Dabei gibt es durchaus auch kuriose Momente zu beobachten, etwa wenn eine Dame im Morgenmantel plötzlich vorbeihuscht und sich ihrer letzten Küchenabfälle entledigt.
Doch gibt es auch große Herausforderungen zu meistern. In erster Linie sind das falsch parkende Autos, die eine Durchfahrt verhindern und Alexander Lyalin dazu zwingen, weite Strecken im Rückwärtsgang zurückzulegen. „Am schlimmsten ist es in Bad Urach ‚Am Schönblick‘, da ist die ganze Wendeplatte zugeparkt, sodass ich über einen Kilometer rückwärts zurückfahren muss“, sagt der zweifache Papa. Dennoch bleibt er entspannt: „Hupen bringt nichts, wer seinen PKW abgestellt hat und zur Firma gelaufen ist, kommt eh nicht.“ Darüber hinaus mag er auch so früh am Morgen nicht den halben Flecken aus seinen Träumen reißen.
Doch damit nicht genug. Jogger, Fahrradfahrer mit Hund vorm Arbeitsbeginn und Mütter mit Kindern beziehungsweise Jugendliche auf Rollern zwängen sich kurz vor dem Start des Schulunterrichts selbst auf minimalstem Platz und beim Zurücksetzen an dem Vierachser vorbei. Für den 45-Jährigen heißt das volle Konzentration. Zum einen hat er stets seinen Kollegen im Blick, zum anderen muss er auf die Umgebung achten: parkende Fahrzeuge, Bäume und Hecken, die zu weit in die Straße ragen, und egoistische Verkehrsteilnehmer. Stichwort: Elterntaxis. Vor 9 Uhr wagen sich die taffen Typen gar nicht erst in die Nähe der Schulen, da dort ein Durchkommen unmöglich scheint.
Seit zweieinhalb Jahren sind die zwei ein eingespieltes Team, achten aufeinander und leisten einen Dienst für die Allgemeinheit. Aber sie sind nicht alleine. Immer wieder begegnen sie ihren Kumpels von der Restmüllentsorgung. Marian und Benny sind nämlich auch ein cooles Gespann und ebenfalls bei der Firma Braig angestellt. Die Jungs weisen sich unter anderem gegenseitig darauf hin, ob noch Müll-Nachzügler vor den Häusern gelandet sind.
Ein Fakt, der die Müllwerker freilich ärgert: Es gibt schließlich einen Abfallkalender. Wer wach wird und losflitzt, sobald er den LKW hört, ist auf der richtigen Spur. Doch wenn in einer Straße, die bereits vor Stunden geleert wurde, plötzlich um 14 Uhr wieder eine volle Biotonne am Straßenrand steht, ist das einfach unfair. Fährt der Trupp in eine andere Richtung, kann er das nicht bemerken. Trotzdem kommen dann Beschwerden beim Landratsamt an. Und das, obwohl die Crew in jede Gasse fährt, selbst dort, wo zu 90 Prozent keine Biotonnen stehen. Und irgendwann ist auch für sie mal Schluss und Feierabend.
Was sie sich wünschen? Eine eindeutige Bereitstellung der Tonnen am Straßenrand mit dem Griff nach vorne – etwas entfernt von der Hausmauer, aber so, dass Fußgänger noch gut daran vorbeikommen. Das verhindert sowohl ungewollte Leerungen als auch ein Übersehen. Sie wünschen sich das Beachten der Spielregeln. Plastik oder Holzstücke haben zum Beispiel nichts im Biomüll zu suchen. Solche Tonnen bleiben stehen, ein Beweisfoto wird ans Landratsamt geschickt.
Viel drastischer schildern es jedoch die Kollegen vom Restmüll, was auch bei der Mitfahrt mehr als deutlich wurde: Couchmöbel, übervolle Mülleimer und anderer Sperrmüll landen in den Tonnen. Auch wenn das Team oft schweigt, ist das absolut inakzeptabel. Während die Jungs vom Biomüll beim Komposthof in Pfullingen abladen, fährt das Restmüll-Team zu Alba in Metzingen. Und dort ist es überhaupt nicht hinnehmbar, wenn plötzlich Gasflaschen herausgefischt werden müssen. Schließlich könnte das gelinde gesagt auch unschön für die Mitarbeiter enden.