„Das Akkordeon ist mein Leben“

  • Roman Dotsenko ist leidenschaftlicher Akkordeonspieler, Dirigent beim AHC Donnstetten und Musikschullehrer. Foto: Privat

Donnstetten Der Ukrainer Roman Dotsenko spielt seit 32 Jahren Akkordeon. Am Samstag zeigt er, wie vielfältig das Instrument ist, das ihm 2022 zudem großes Glück brachte.

Gerade einmal sieben Jahre alt war Roman Dotsenko, als er mit dem Akkordeonspielen begann. Heute, 32 Jahre später, erinnert sich der Ukrainer noch an die Begeisterung, die er empfand, wenn ein populärer Akkordeonspieler im Fernsehen zu sehen war. Seine Leidenschaft für die Musik bekam Dotsenko aber sozusagen auch in die Wiege gelegt. „Meine Uroma hat Klavier gespielt, und mein Opa hatte ebenfalls viele Instrumente“, erzählt der 39-Jährige.

Die Freude, als Kind eine Musikschule besuchen zu können, war dementsprechend groß. Zunächst lernte Roman Dotsenko Klavier und Akkordeon. „Irgendwann musste ich mich aber für ein Instrument entscheiden.“ Strahlend denkt er an den Moment zurück: „Es war das Akkordeon.“ Die Entscheidung fiel ihm nicht schwer, und er hat sie bis heute nicht bereut. „Das Akkordeon ist mein Leben, ich kann nicht ohne Akkordeon sein“, sagt er voller Überzeugung.

Glück: Konzerte in Deutschland

Zehn Tage bevor am 24. Februar 2022 der Krieg in der Ukraine begann, kam Roman Dotsenko nach Deutschland, um unter anderem Konzerte in Stuttgart und Tübingen zu geben. Seine Rückreise war eigentlich für den 6. März geplant. Doch zu der Heimreise kam es nie. So gesehen hat ihm das Akkordeonspielen sogar Glück gebracht. Etwa zwei Monate später kam seine Familie nach.

Als Familie mit zwei Haustieren eine Wohnung zu finden, war jedoch nicht wirklich einfach, erinnert sich der Ukrainer. „Über einen Freund erfuhr ich dann von einer Wohnung in Zainingen.“ Und so führte es Roman Dotsenko auf die Schwäbische Alb. „Ich habe großes Glück gehabt“, sagt er. Während seine Frau, die selbst Klarinette spielt, Anschluss beim Musikverein Zainingen fand, führte die Akkordeonliebe den 39-Jährigen zum Akkordeon- und Handharmonika-Club Donnstetten (AHC). Seit Juni 2023 ist er hier Dirigent.

Verbundenheit mit Donnstetten

Seit Februar wohnen Roman Dotsenko und seine Familie zwar in Ulm, doch seinem ersten sicheren Hafen in Deutschland ist er dennoch treu geblieben: Er ist fast jede Woche bei den Proben des AHC dabei. Deshalb ist es für ihn, obwohl er um die zwanzig Konzerte im Jahr gibt, etwas ganz Besonderes, am Samstag, 18. Oktober, in der St.-Georgskirche in Donnstetten aufzutreten.

„Das Akkordeon ist sehr vielseitig, man kann fast alles darauf spielen“, sind sich Roman Dotsenko und Nicole Bächle, Vorsitzende des AHC, einig. Genau diese musikalische Vielfalt können die Gäste am kommenden Samstag ab 19 Uhr erleben. Klassische Stücke von Johann Sebastian Bach und Antonio Vivaldi wird der Akkordeonvirtuose ebenso zum Besten geben wie Filmmusik, Tango- und Walzerstücke.

Unterstützung erhält Roman Dotsenko von den Mitgliedern des AHC, die an diesem Abend zwar nicht selbst spielen, für den Anschluss aber Getränke und einen kleinen Imbiss vorbereiten. Schließlich sei es in Donnstetten üblich, nach einer Veranstaltung nicht gleich nach Hause zu gehen, sagt Bächle.

Zuletzt trat Dotsenko zweimal gemeinsam mit der Württembergischen Philharmonie Reutlingen als Solist auf. „Das war wirklich etwas Besonderes“, so der 39-Jährige. Viel Freude bereitet es dem Ukrainer aber auch, sein Wissen weiterzugeben: Er gibt Akkordeonunterricht an einer privaten Musikschule in Ulm und in Heidenheim, engagiert sich zudem in Kirchheim und in Stubersheim. Fast 60 Schüler habe er, so Dotsenko. Das sei zwar viel Arbeit, aber „es macht mich sehr glücklich“.

Sein Ziel ist es, zukünftig noch mehr Konzerte zu geben und auch seine Präsenz auf YouTube und in sozialen Medien weiter auszubauen.

Während Roman Dotsenko in der Öffentlichkeit ganz unterschiedliche Musik spielt und Menschen damit Freude bereitet, sind es in stillen Momenten, wenn er für sich allein das Akkordeon in die Hände nimmt, oftmals melancholische Stücke. Dann ist er in Gedanken bei seinen Verwandten in der ukrainischen Heimat.

VORHERIGER ARTIKEL NÄCHSTER ARTIKEL