Der Insolvenz noch einmal von der Schippe gesprungen

Reutlingen Die Firma Krämer Automotive Systems ist dank chinesischer Hilfe gerettet. Nun kann der Betrieb in der Oberen Wässere weitergehen.

Als schwäbischer Unternehmen hätten drei Begriffe bis vor einem Jahr nicht zu seinem Wortschatz gehört, sagt Hans-Peter Schmidt vom Reutlinger Autozulieferer Krämer Automotive Systems: „Urlaub, krank und Insolvenz.“ Doch am 11. Juli 2025 hatte er in Tübingen Insolvenz anmelden müssen: „Das hätte ich mir nie vorstellen können“, sagt er heute. Und dann passierte das völlig Unerwartete: Ein Trip nach China brachte doch noch die Rettung, Schmidt konnte die Insolvenz zurücknehmen.

Die Reutlinger Firma in der Oberen Wässere entwickelt Infotainment-Systeme und digitale Cluster in Cockpits für deutsche, französische und britische Autohersteller. Darunter sind Porsche, BMW oder Bentley, aber auch LKW-Produzenten. Auch im Classic-Bereich ist Krämer aktiv: Hersteller von hochwertigen Fahrzeugen bestellen in Reutlingen modernste Infotainment-Anlagen für ihre älteren Modelle, für die es zur Zeit der Fabrikation solche Technik noch nicht gab.

Als die SÜDWEST PRESSE vor einem Jahr das Unternehmen vorgestellt hatte, war Schmidt mit seinem Team auf der Überholspur: Der Umsatz betrug 11,3 Millionen Euro, die Firma hatte Aufträge für die nächsten zehn Jahre im Volumen von rund 350 Millionen Euro. „Wir waren klar auf Expansionskurs“, sagt der gelernte Maschinenbau-Ingenieur.

Vom Expansionskurs in die Krise

Doch kurz darauf ging ein Kunde von Krämer in Konkurs, ein Auftrag von 120 Millionen Euro im E-Mobil-Bereich war weg. „Das alleine wäre nicht schlimm gewesen“, erinnert sich der Chef. Kurz vor Weihnachten 2024 dann aber die nächste schlechte Nachricht: Ein Kunde stornierte vier Aufträge im Wert von rund 180 Millionen Euro für E-Mobile. Zudem brach die Nachfrage bei den Bestandskunden um 80 Prozent ein. „Mir wurde gesagt, es laufe derzeit nicht gut, sie bräuchten in nächster Zeit keine Ware“, sagt Schmidt.

Er lotete Alternativen wie Solartechnologie aus und suchte nach Kooperationspartnern oder Firmen für eine mögliche Übernahme. „Aber wenn sie da keine Aufträge vorweisen können, haben sie keine Daseinsberechtigung“, sagt Schmidt. Im März meldet Krämer Automotive Kurzarbeit an. Von den ursprünglich 120 Beschäftigten an den Standorten Reutlingen, Pfullingen, Huizho (China) und Rawalpindi in Pakistan blieben letztlich nur noch 20 im Unternehmen.

„Denen habe ich immer gesagt: Das Spiel ist erst aus, wenn der Schiedsrichter abpfeift“, erinnert sich Schmidt. Er bewarb sich weiterhin um Aufträge – ohne Erfolg. Als Krämer am 7. Juli bei einem Bieterverfahren ganz knapp gescheitert war, sah der Firmenchef keine andere Chance mehr, als vier Tage später den Insolvenzantrag zu stellen. Schriftlich, „denn persönlich nach Tübingen zu gehen, das hätte ich nicht übers Herz gebracht.“

Auch während des Insolvenzverfahrens suchte er nach weiteren Aufträgen. Oder versuchte, laufende Projekte zu verkaufen. „Denn ich habe ja auch eine Verantwortung meinen Kunden gegenüber“, betont Schmidt. Immer in der Hoffnung auf den einen Auftrag, der zum Überleben gereicht hätte.

13 Stellen neu ausgeschrieben

Und der kam tatsächlich, als er sich im Norden Chinas erneut um eine Zukunft für sein 2006 gegründetes Unternehmen bemühte. „Eine große chinesische Firma verschaffte uns einen großen Auftrag und gab Geld im stattlichen einstelligen Millionenbereich“, sagt der schwäbische Tüftler. Derzeit laufen Verhandlungen mit dem Unternehmen, das sich an Krämer Automotive beteiligen oder die Reutlinger ganz übernehmen will.

In jedem Fall hat der Auftrag und das Geld aus China dem Betrieb in der Oberen Wässere eine Perspektive bis mindestens Ende nächsten Jahres gegeben. Deshalb konnte Schmidt am 26. August den Insolvenzantrag zurücknehmen. „Es ist absolut ungewöhnlich, dass ein Betrieb unserer Größenordnung so etwas schafft. Keiner, mit dem ich gesprochen habe, kennt einen solchen Fall.“

Er sei unheimlich erleichtert, aber auch stolz – und könne sein Glück kaum fassen, sagt Schmidt über diese unerwartete Entwicklung. Für ihn ist wichtig, dass niemand zu Schaden gekommen ist. „Es hat sich aber auch gezeigt, dass man durchaus belohnt werden kann, wenn man nicht aufgibt.“

Davon profitieren noch zehn der zuvor 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Standorten Reutlingen und Pfullingen. „Sie sind zu mir gestanden und haben mit mir um die Rettung gekämpft“, freut sich Hans-Peter Schmidt. Die übrigen Beschäftigten hatten das Unternehmen verlassen, gekündigt wurde niemandem. Jetzt geht Schmidt daran, wieder Personal aufzubauen: „Derzeit haben wir 13 Stellen neu ausgeschrieben“, sagt er. Und hofft, dass er das Wort Insolvenz nicht noch einmal in den Mund nehmen muss.

Jaron Immer will an die Landespitze

Reutlingen Der 20-jährige Stadtrat tritt zusammen mit der Heidelbergerin Theresa Fidušek bei der Landesmitgliederversammlung vom 24. bis 26. Oktober an.

Mitglied im Landesvorstand der Grünen Jugend ist der Reutlinger Stadtrat Jaron Immer bereits seit dem vergangenen Jahr, nun will der bisherige Beisitzer an die Spitze der Jugendorganisation: Zusammen mit der Heidelbergerin Theresa Fidušek kandidiert der 20-Jährige bei der Mitgliederversammlung der Grünen Jugend vom 24. bis 26. Oktober in Winterbach für den Landesvorsitz.

„Mich verbindet total viel mit der Grünen Jugend. Sie nimmt eine ganz wichtige Rolle in der Partei ein: Wir politisieren Jugendliche und können auf die Partei einwirken“, sagt Immer, der dieses Jahr erstmals für die Grünen im Kreis Reutlingen bei der Bundestagswahl angetreten war. Den Einzug ins Parlament hat er allerdings nicht geschafft.

Duo erwartet viel Unterstützung

Er könne sich die Führung der Grünen Jugend in Baden-Württemberg im Team mit Fidušek, einer Sprecherin des Kreisverbands Heidelberg, gut vorstellen, erklärt Immer. „Das haben wir dem Landesverband der Grünen Jugend auch so kommuniziert. Ich glaube, dass es sehr viel Unterstützung für uns gibt.“

Der Student der Erneuerbaren Energien in Tübingen will sich im Falle seiner Wahl stark dafür engagieren, Klimaschutz gerecht und sozial umzusetzen. „Vor allem aber wollen wir bei der Landtagswahl nächstes Jahr dafür kämpfen, Manuel Hagel und die CDU zu verhindern“, kündigt Immer an. Dabei erwartet er von der Partei eine klare Positionierung für progressive Themen wie konsequenten Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit.

Der Reutlinger ist auch am Wochenende beim Bundeskongress des Parteinachwuchses in Leipzig vor Ort gewesen. „Ich glaube, dass die neuen Vorsitzenden Henriette Held und Luis Bobga einen guten Job machen werden. Beide haben sehr gute Bewerbungsreden gehalten und damit ein tolles Signal auch in die Partei gegeben.“ Den von Bobga postulierten starken Linkskurs kann Immer mitgehen: „Die Grüne Jugend ist immer linker eingestellt als die Partei. Sie will klar Stellung beziehen, darauf arbeiten wir hin.“

Der Student sieht nicht, dass die Jugendorganisation deshalb den Grünen Stimmen kosten wird. „Das führt eher zu mehr Mitgliedern. Die Grüne Jugend hat im vergangenen Jahr 3000 neue Leute dazugewonnen“, sagt Immer. Außerdem sei es durchaus auch die Aufgabe der Jugend, in der Bundespartei Maßstäbe zurechtzurücken. „Dass wir da schärfer sind, ist wichtig.“

Kein Wort zu Jette Nietzard

Auf die Querelen um die bisherige Bundesvorsitzende Jette Nietzard, die im Vorfeld des Leipziger Bundeskongresses mit harten Mobbingvorwürfen und Kritik an ihrem Führungsstil konfrontiert worden war, geht Immer nicht ein: „In Leipzig ging es vor allem darum, dass die Grüne Jugend im kommenden Jahr gute Arbeit macht.“

Dass der aktuelle Trend bei den verschiedensten Wahlen nicht gerade für die Grünen spricht, ist dem Reutlinger Stadtrat klar: „Die Situation ist nicht so gut wie 2021. Doch in Baden-Württemberg können wir auf einige Erfolge verweisen. Bei der Einführung des Jugendtickets sind ja durchaus Forderungen der Grünen Jugend umgesetzt worden. Ich erwarte aber von meiner Partei jetzt, dass sie klarmacht, wir stehen nicht für den Status quo, sondern treten für ein gerechteres Land, für konsequenten Klimaschutz, für echte Veränderung an.“

Hat er seine Bewerbungsrede für den Landesparteitag in Winterbach bei Schorndorf denn schon fertig? „Noch nicht komplett. Aber ich weiß auf jeden Fall, was ich sagen will“, erklärt Jaron Immer.

Es wimmelt nur so von Handwerkern

Pfullingen Die Reutlinger Kammer präsentiert das „Handwerks-Wimmelbuch“ im Kindergarten Schloss – Schließlich ist es doch genau die Stadt, in der ein eigener Handwerks-Kindergarten entstehen soll.

So robust, wie die Frauen und Männer in vielen Handwerksberufen sein sollten – so robust ist auch das Buch über sie. Gut einen Millimeter dick ist jede der kartonierten Seiten des „Handwerks-Wimmelbuch“. Auf zehn bunten Doppelseiten sind Orte des Kammerbezirks Reutlingen der Handwerkskammer (HWK) zu sehen, vom Badkap in Albstadt bis hin zum Reutlinger Marktplatz beim Schwörtag. Im Büchlein wimmelt es nur so von Handwerkerinnen und Handwerkern, daher der Name der druckfrischen Publikation. Wer genau hinschaut findet Akteure in insgesamt 50 Handwerksberufen.

Die Geschichte selbst ist schnell erzählt: Auf der Walz befinden sich die Handwerksgesellen „Lena“ und „Jonas“, die sich in den Städten ebenso umschauen, wie dies nun die Kinder tun sollen. Zunächst 40 Exemplare überreichte am Montag die Kammerspitze den Buben und Mädchen im Kindergarten Schloss in Pfullingen. Christiane Nowottny, die Hauptgeschäftsführerin der HWK Reutlingen und deren Präsident Alexander Wälde hatten Pfullingen zum Ort der Buchpremiere gemacht, weil dort im Jahr 2028 ein Handwerks-Kindergarten eröffnen soll.

Pfullingen plant in der Südstadt, in der Großen Heerstraße, eine Handwerks-Kita, um Kinder früh schon mit Werkzeugen vertraut zu machen. Kommunalpolitiker und die HWK unterstützen das Projekt. Die Kita soll etwaige Berührungsängste mit Werkzeug auf spielerische Weise abbauen. Und womöglich finden sich dort ja bereits Talente von morgen. „Unser Ziel ist es, Kindergartenkinder für die Vielfalt handwerklicher Berufe zu begeistern – fernab von Geschlechterklischees“, heißt es bei der HWK Reutlingen.

„Wir hatten sofort ein offenes Ohr, als wir von der Idee der Handwerkskammer Reutlingen erfuhren“, sagte Bürgermeister Stefan Wörner. Und auch der Landtag von Baden-Württemberg ließ sich von Vertreterinnen der Kammer darüber informieren, was da alles möglich sein soll in einem Handwerks-Kindergarten. Nun also erfolgte auch ein gedruckter Einstieg in Form des Wimmelbuchs, das übrigens kostenlos zu haben ist. „4000 Exemplare haben wir drucken lassen“, weiß Sonja Madeja, die Kommunikations-Chefin der Handwerkskammer. Sie war es auch, die das Entstehen des Buches betreute, mit unzähligen Ideen, wo sich Handwerksleute in den jeweiligen Kulissen platzieren lassen.

Christiane Nowottny hatte so ein Büchlein in Frankfurt (Main) entdeckt. Und die Illustratorin aus Mainz, Melanie Freund, hat nun auch für die hiesige HWK gemalt. Vertreten sind alle Landkreise im Kammerbezirk – Freudenstadt, Zollernalb, Tübingen, Reutlingen und Sigmaringen. Von dort Eingang gefunden haben die Donaubühne und der mittelalterliche Campus Galli aus Meßkirch. Eine Klinik ist ebenso vertreten wie eine Retro-Tankstelle.

Die Bilder wurden mit viel Liebe zum Detail gestaltet und laden zum spielerischen Entdecken ein. Das Handwerks-Wimmelbuch wird allen Kindergärten, Grundschulen und pädagogischen Einrichtungen zur Verfügung gestellt. Und auf der Webseite der Kammer können auch andere interessierte Einrichtungen ihre Exemplare bestellen. Der Clou: Auf der Seite eins des Wimmelbuchs findet sich ein QR-Code. Wer den scannt findet die Motive als Ausmalbilder. So, wie man sich später auch einen Beruf ausmalt – in den buntesten Farben.

Welche Strecke wird der Favorit?

Verkehrsentwicklung Regional-Stadtbahn: Info-Abend zu aktuellem Planungsstand und der Bewertung der Varianten.

Reutlingen. Die Stadt Reutlingen und der Zweckverband Regional-Stadtbahn Neckar-Alb bieten für alle Interessierten die nächste Bürgerinformationsveranstaltung an am kommenden Montag, 20. Oktober, um 17.30 Uhr im Foyer des Reutlinger Rathauses (Marktplatz 22). Im Fokus stehen die aktuellen Ergebnisse der Planung sowie die vergleichende Bewertung der drei Streckenvarianten in der Kernstadt Reutlingen, wie es in einer Mitteilung an die Medien heißt.

Im Frühjahr dieses Jahres wurden Planungen auf Machbarkeitsniveau zu den drei Varianten Gartenstraße, Lederstraße und Honauer Bahn vorgestellt. Die drei Trassen wurden seither im Rahmen der Vorplanung detaillierter weiterentwickelt und unter Wirtschaftlichkeitskriterien geprüft. Daraus resultierte eine standardisierte Bewertung, die Nutzen und Kosten der jeweiligen Trassenvarianten gegenüberstellt. Die Ergebnisse bilden nun die Grundlage für die anstehende Bürgerinformationsveranstaltung und die weitere politische Entscheidungsfindung.

Die Veranstaltung bietet Einblicke in den aktuellen Umsetzungsstand der Regional-Stadtbahn in Reutlingen. Vorgestellt werden unter anderem die Resultate des Nutzen-Kosten-Vergleichs, aktuelle Planungsunterlagen sowie städtebauliche Auswirkungen und das Zusammenspiel der Regional-Stadtbahn mit weiteren Mobilitätsangeboten in Reutlingen. An verschiedenen Stationen können sich die Teilnehmenden der Informationsveranstaltung darüber hinaus umfassend informieren und ihre Fragen stellen.

Im November folgen weitere Informationsveranstaltungen in den Reutlinger Stadtbezirken. In Ohmenhausen findet der Termin am Montag, 10. November, um 18 Uhr in der Waldschule Ohmenhausen statt und in Betzingen am Mittwoch, 19. November, ebenfalls um 18 Uhr in der Julius-Kemmler-Halle.

Detaillierte Informationen zur Regional-Stadtbahn in Reutlingen stehen zudem auch auf der Website des Zweckverbands unter „www.regional-stadtbahn.de/echaztalbahn“ und unter „www.regional-stadtbahn.de/gomaringer-spange“ zur Verfügung, so die Mitteilung abschließend.

Nachwuchs im Pfarrberuf für drei Kirchengemeinden

Kirche Micha Baab, Janek Schröder und Daniel Lill haben in Reutlingen ihr Vikariat begonnen.

Reutlingen. In drei Reutlinger Kirchengemeinden haben junge Theologen ihre praktische Ausbildung zum Pfarrer begonnen, das sogenannte Vikariat, wie es in einer Mitteilung für die Medien heißt. Das Studium der Evangelischen Theologie haben sie mit der Ersten Theologischen Prüfung abgeschlossen. In den nächsten zwei Jahren werden sie zunehmend selbstständig Dienste übernehmen. Am Ende steht eine Zweite Dienstprüfung. Wenn die erfolgreich absolviert ist, können sie in den Pfarrdienst eintreten.

In der Neuen Marienkirchengemeinde ist Micha Baab Vikar. Er stammt aus dem Südwesten der Landeskirche, aus Villingen-Schwenningen, und hat in Tübingen, Greifswald, Zürich, Leipzig und Berlin Theologie studiert. „Besonders freue ich mich auf viele Gespräche, Begegnungen und gemeinsame Gottesdienste“, sagt er über seine Erwartungen. „Ich liebe es, von Gott zu sprechen und zu hören, wie andere ihn erleben.“ Micha Baab ist auch gerne sportlich unterwegs mit dem Rennrad. Daniel Lill wird in der evangelischen Emmausgemeinde Dienst tun. Sie wurde zu Jahresbeginn gegründet und umfasst die Stadtteile Ohmenhausen, Gönningen und Bronnweiler. Lill ist mit einer Lehrerin verheiratet und stammt aus Holzgerlingen bei Böblingen. Zu seiner Motivation für den Pfarrberuf sagt er: „Die Nachfolge Jesu Christi authentisch zu leben und zu fördern, der Dienst an Wort und Sakrament sowie die Seelsorge liegen mir sehr am Herzen.“

Janek Schröder ist Vikar in Sondelfingen. Er stammt aus dem Münsinger Teilort Auingen und hat nach dem Abitur sechs Monate Auslandserfahrung in Rumänien gesammelt. Auch sein Studium verbrachte er neben Tübingen an ausländischen Studienorten: Edinburgh, Rom und Wien. Ein Schwerpunkt im Studium lag auf der Kirchengeschichte mit besonderem Interesse an Geschichte und Gestalt des Gottesdienstes. Sein Engagement beim Lutherischen Weltbund und seine Auslandserfahrung lassen ihn die weltweite Ökumene auch bei dem wichtigen Miteinander vor Ort nicht vergessen.

Ein Lobgesang zur Feier des Buchdrucks

Aufführung Am Samstag präsentiert der Reutlinger Konzert-Chor das Werk von Felix Mendelssohn Bartholdy.

Reutlingen. Der Konzert-Chor Reutlingen führt am Samstag, 18. Oktober, um 19 Uhr Felix Mendelssohn Bartholdys Symphoniekantate „Lobgesang“ auf. Die Auferstehungskirche ist dabei für den Chor ein neuer Aufführungsort, seit die als Konzertkirche bewährte Christuskirche zum Diakonischen Zentrum umgebaut wird und nicht mehr zur Verfügung steht. Dem Chor gelang es über die Jahre immer wieder, neue Räume zu erschließen: für die Classic Night sowohl das heutige Bürgerparkgelände, als auch das SSV-Stadion an der Kreuzeiche oder zuletzt den Park an der Christuskirche.

Das monumentale Werk „Lobgesang“ entstand als Auftrag des Rats der Stadt Leipzig an Felix Mendelssohn-Bartholdy anlässlich der Vierhundertjahrfeier zur Erfindung der Buchdruckerkunst durch Johannes Gutenberg. Es wurde 1840 uraufgeführt. Textlich stellte Mendelssohn drei Hauptthemen heraus: das Lob Gottes, Gottes Treue zu denen, die seiner Hilfe und seines Trostes harren, und der Aufstieg des Volkes Gottes „aus der Finsternis zum Licht“. Dieses wichtigste poetische Bild des „Lobgesangs“ arbeitet Mendelssohn eindringlich heraus, weil ihm damit die Anknüpfung der biblischen Themen an den Anlass des Werkes gelingt: Die Entwicklung des Buchdrucks und Gutenbergs erste gedruckte Bibel werden so zum Schlüsselereignis gedeutet, das die Christenheit aus dem finsteren Zeitalter der Unwissenheit in eine neue Epoche der Erleuchtung führt.

Im Konzert am Samstag spielen das Ebinger Kammerorchester und Bläser der Württembergischen Philharmonie. Solisten sind Susan Eitrich (Sopran), Mirjam Kapelari (Mezzosopran), die für die erkrankte Sarah-Lena Eitrich singt, und Philipp Nicklaus (Tenor). Die Leitung hat Martin Künstner.

Fachwissen erweitern und Netzwerke stärken

Handwerk „Landesholzbautag 2025“ in der Stadthalle Reutlingen. Eröffnung durch Ministerin Nicole Razavi.

Reutlingen. Fachlich top, politisch relevant und mit spürbarer Begeisterung: Kürzlich traf sich der baden-württembergische Holzbau in und um die Stadthalle Reutlingen zum „Landesholzbautag 2025“. Das Branchenevent im zweijährigen Turnus vereinte Zimmererhandwerk, Politik und Planende zum Dialog über Klimaschutz, bezahlbaren Wohnraum und die Zukunft des Holzbaus, heißt es in einer Mitteilung an die Medien.

Rund 300 Teilnehmende nutzten die Gelegenheit, Wissen zu erweitern, Netzwerke zu stärken und die Innovationskraft der Branche zu würdigen. Das Programm wurde am nächsten Tag fortgeführt.

Zum Auftakt sorgte bereits am Vormittag die Zimmerer-Innung Reutlingen für einen herzlichen Empfang im Bürgerpark vor der Stadthalle – bei strahlendem Sonnenschein mit zünftiger Verpflegung über Food Trucks. Nach der Eröffnungsrede von Gerd Renz, Präsident des Landesverbands Holzbau, folgten die Grußworte von Ministerin Nicole Razavi MdL, Reutlingens Baubürgermeisterin Angela Weiskopf und Christoph Kleih, Obermeister der Innung Reutlingen. Zahlreiche Teilnehmer in Zimmermannskluft unterstrichen Stolz und Zunftbewusstsein ihrer Branche auch über das persönliche Erscheinungsbild.

Am Mittag standen in praxisnahen Seminaren und Workshops in den multifunktionalen Tagungsräumen sowie im Rahmen einer Ausstellung in der Stadthalle Reutlingen der Wissenstransfer und der Austausch im Fokus: Von der neuen Landesbauordnung Baden-Württemberg über die digitale Betriebsprüfung bis zur Mitarbeitersuche über Social Media und den Einsatz künstlicher Intelligenz im Holzbau. Die enge Kooperation zwischen Holzbau Baden-Württemberg und der Zimmerer-Innung Reutlingen schuf dafür den idealen Rahmen – und unterstrich den Anspruch des Landesholzbautags als Leitveranstaltung in Baden-Württemberg.

Den krönenden Abschluss des ersten Tages bildete der Festakt im Großen Saal der Stadthalle Reutlingen: Gutes Essen, erfrischende Getränke, Comedy von Dodokay sowie Livemusik sorgten für beste Unterhaltung und intensives Netzwerken in angenehmer Atmosphäre.

„Diese kooperative Veranstaltung zeigt, wie stark eine Branche agiert, wo Fachlichkeit, Dialog und Gastfreundschaft zusammenkommen“, fasste Petra Roser, Geschäftsführerin der Stadthalle Reutlingen, den Charakter der Veranstaltung zusammen. „Als Gastgeber mit Herz schaffen wir den Rahmen, in dem die Nutzer sich auf Inhalte, Begegnungen und Impulse konzentrieren können.“ Die Stadthalle Reutlingen als innovativer, nachhaltiger Veranstaltungsort bietet technologische Kompetenz und vielseitige Raumlösungen für Zusammenkünfte wie diese, als auch für Kongresse, Messen, Konzerte und Events. Von der Beratung über das Eventkonzept bis zur Umsetzung profitieren Veranstalter von einem attraktiven, digitalen und serviceorientierten Umfeld mit Anspruch mitten in Reutlingen – zu 100 Prozent CO2-kompensiert und mit Green Globe-Platin-Status, heißt es dazu abschließend in der Mitteilung.

Barock trifft in meisterhaften Werken auf Jazz

Eningen. Die in Eningen lebende Konzertorganistin Natalia Ryabkova gibt zusammen mit dem Saxophonisten Magnus Mehl am Samstag, 18. Oktober, um 20 Uhr ein Konzert in der evangelischen Andreaskirche. Dargeboten werden meisterhafte Werke europäischer Komponisten, ein funkelnder Dialog zwischen Barockorgel und Jazzsaxofon, Jazzwerke für Orgel und spannende Sax-Improvisationen, so die Ankündigung. Der Eintritt ist frei – die Veranstalter bitten jedoch um Spenden.

Magnus Mehl studierte Jazzsaxophon in Amsterdam, Köln, Nürnberg und Stuttgart sowie in New York City. Er gewann mit verschiedenen Ensembles 1. Preise bei renommierten internationalen Jazzwettbewerben in Spanien und Italien. Konzertreisen führten ihn in viele Länder. 2015 wurde Magnus Mehl mit dem „Jazzpreis des Landes Baden-Württemberg“ ausgezeichnet.

Natalia Ryabkova wurde in der altrussischen Stadt Jaroslawl an der Wolga geboren. Sie studierte am Staatlichen Konservatorium Nishnij Novgorod bei Tatiana Botchkova (Orgel) und Sergej Smirnov (Klavier) sowie in Kasan Orgel in der Konzertklasse von Rubin Abdullin. Weitere Qualifikationen und Wettbewerbs-Preise folgten während ihres Aufbaustudiums „Künstlerische Ausbildung“ in der Orgel-Solistenklasse bei Martin Sander an der Hochschule für Kirchenmusik in Heidelberg. 2015 schloss sie ihr Kirchenmusik-Studium an der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik in Tübingen ab.

Ryabkova ist Kantorin in Stuttgart-Botnang und verantwortet die Konzertreihe „Solitude Soirée“. Sie gilt als virtuose und temperamentvolle Organistin, die mit großer Leidenschaft Musik aus den verschiedensten Epochen präsentiert.

Anhänger kippt auf die Seite

Polizei Bei der schwierigen Bergung sind drei Abschleppfahrzeuge im Einsatz. 46-Jähriger zu schnell in Haarnadelkurve.

Pfullingen. Nicht angepasste Geschwindigkeit dürfte den derzeitigen polizeilichen Ermittlungen zufolge die Ursache für einen Verkehrsunfall auf der Stuhlsteige am Dienstagmorgen gewesen sein, wie es in einer Mitteilung der Polizei an die Medien heißt.

Ein 46-Jähriger war gegen 8.45 Uhr mit seinem Audi Q5 mit Anhänger auf der L 382, von Sonnenbühl kommend, die Steige abwärts in Richtung Pfullingen unterwegs. Weil er seine Geschwindigkeit nicht angepasst hatte und zu schnell unterwegs war, brach in der Haarnadelkurve im oberen Bereich der Steige sein Anhänger nach links aus. In der Folge kam das Gespann nach links von der Fahrbahn ab, der Anhänger kippte auf die Seite und der Audi wurde um 180 Grad gedreht.

Schwierige Bergung

Verletzt wurde bei dem Unfall niemand. Da der Anhänger mit einem kleinen Cargo-Container beladen war, der vor einer Bergung umgeladen werden musste, gestaltete sich diese schwierig. Letztendlich waren drei Abschleppfahrzeuge zur Bergung von Fahrzeug, Anhänger und Container erforderlich, weshalb die Stuhlsteige für eine knappe Stunde komplett gesperrt werden musste. Der entstandene Sachschaden wird auf rund 15.000 Euro für den Audi und etwa 3000 Euro für den Anhänger geschätzt. Ein bei dem Unfall beschädigter Leitpfosten dürfte mit zirka 200 Euro zu Buche schlagen, so die Polizei abschließend.

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