In letzter Sekunde noch ein Kandidat
Bempflingen Gestern war Bewerbungsschluss: Am 1. Februar 2026 wird eine andere Ära in der Gemeinde beginnen - ein neuer Rathauschef wird im Chefsessel sitzen. Diese Bewerber stehen zur Wahl.
Wer könnte zu Bempflingen passen? Was muss ein Bürgermeister oder eine Bürgermeisterin mitbringen, um hier erfolgreich walten zu können? Das weiß vor allem Bernd Welser mit einem Erfahrungsschatz von 16 Jahren. Er teilte der SÜDWEST PRESSE im April mit: „In einer Gemeindegröße wie Bempflingen sehe ich fachliche Kenntnisse für sehr wichtig an. Es ist sicherlich hilfreich, wenn man offen auf Menschen zugehen kann und auch dem zum Glück in Bempflingen reichhaltig vorhandenen Ehrenamt gegenüber aufgeschlossen ist. Gleichzeitig schadet ein gewisses Maß an Gelassenheit in ‚hektischeren Phasen‘ nicht.“ Welcher der Bewerber sich den Herausforderungen in Bempflingen ab Februar 2026 stellen darf, wird sich im November entscheiden.
Ihre Unterlagen bis zum Bewerbungsschluss am 14. Oktober um 18 Uhr abgegeben haben fünf Kandidaten. Der Erste, der seinen Hut in den Ring warf, war Frank Lindner. Der 43-jährige Verwaltungsleiter lebt aktuell mit Frau und Sohn in Hülben und kandidiert parteilos für das Bürgermeisteramt in Bempflingen. Er setzt auf Bürgernähe, nachhaltige Veränderungen und will Verwaltung wie Gemeinde gemeinsam gestalten. Gerade in Bezug auf die schwierige wirtschaftliche Situation vieler Kommunen im Land, die in der nächsten Zeit seiner Ansicht nach kaum besser wird, betont Lindner: „Die ersten Jahre werden herausfordernd.“
Er favorisiert Teamarbeit im Rathaus und plant, im Fall seiner Wahl nach Bempflingen zu ziehen.
Der zweite Bewerber ist Thorsten Feisthammel. Der 41-Jährige ist Filialleiter, war Musiklehrer und engagiert sich ehrenamtlich im Musikverein. Verwaltungserfahrung hat er nicht, sieht darin aber keinen Nachteil. Feisthammel lebt mit seiner Familie in Metzingen und will die Nahversorgung stärken, Dialog fördern und Vereine unterstützen. Er setzt auf offene Kommunikation und möchte Kulturveranstaltungen etablieren. Sein Credo: „Wir dürfen nicht nur verwalten, sondern müssen auch mit Maß und Ziel investieren.“
Der Dritte im Bunde ist der 49-jährige Familienvater Bernhard Frasl aus Bempflingen. Ihm sind Austausch und Transparenz wichtig, etwa durch Facebook- und Whatsapp-Gruppen. Er kann sich eine Gemeinde-App gut vorstellen und möchte Wochenmarkt und „Fleckafest“ etablieren. Kleinbettlingen soll besser integriert, die Nahversorgung gestärkt werden. Frasl setzt auf Bürgernähe und will Entscheidungen transparent treffen. Seine Verwaltungskenntnisse will er durch Schulungen ausbauen. Und vor allem bei einem ist er sich sicher: „Reden kann man lange, man muss machen.“
Der vierte Kandidat ist der 35-jährige Daniel Hentschel. „Hinhören und ermöglichen“ lautet seine Devise. Dass er nicht aus dem Verwaltungssektor kommt, nimmt der leitende Angestellte dabei gelassen. Eher sei es ein Vorteil: Unter Druck gute Entscheidungen treffen und gleichzeitig mit knappen Ressourcen Ergebnisse erzielen, das habe er in seiner Zeit in der freien Wirtschaft gelernt. Er lebt aktuell mit Ehefrau und Sohn in Unterensingen, kommt aber aus Bempflingen und möchte schnell wieder in die Heimat. Er wolle nur Bürgermeister in Bempflingen werden, ein anderer Ort käme nie infrage, so Hentschel. „Es geht mir nicht ausschließlich um das Amt, sondern um die Gemeinde“.
Nur wenige Minuten vor Bewerbungsschluss, um 17.25 Uhr, folgte dann eine letzte Bewerbung: Der fünfte Kandidat ist der 28-jährige Daniel Friesch. Der Bempflinger möchte für „Die Partei“ antreten und fordert ein „prestigeträchtiges Infrastrukturprojekt“, wie er telefonisch mitteilt: einen Stausee zwischen Bempflingen und Kleinbettlingen. Seit 2022 ist er Generalsekretär der „Partei“ im Landesverband und aktuell tätig in der Markt- und Sozialforschung. Sorgen um fehlende Verwaltungskenntnisse macht er sich nicht: „Ich habe gedacht, wenn der Welser das kann, kann ich das auch“, so Friesch. Die kurzfristige Bewerbung hatte allerdings keine strategischen Gründe: „Ich war lange recht faul“, gibt er zu. „Irgendjemand muss den Job machen“, teilt Daniel Friesch mit, „wer wenn nicht ich?“
Wie Amtsleiterin Michelle Duppke mitteilt, sind alle Bewerbungen zugelassen, sodass bald die Stimmzettel in den Druck gehen und bald mit der Briefwahl begonnen werden kann.