Tradition Auch die Schlachtplattenjunkies waren auf der Muswiese. Auf Instagram nehmen sie ihre Follower mit in die Welt ihrer deftigen Lieblingsgerichte.
Ich habe gestern zwei Schlachtplatten an einem Tag gegessen – letztes Jahr auf der Muswiese waren es sechs in fünf Tagen“, sagt Frank Gehringer. Der Crailsheimer sitzt mit seinen Freunden beim Pressler. Wer die gesellige Runde kennt, weiß: Sie nennen sich stolz Schlachtplattenjunkies. Kein Wunder also, dass sie nur auf eins warten – auf ihre Halbe und einen Teller mit Blut- und Leberwurst, Kesselfleisch und Kraut.
Gegründet wurde die Gruppe am 24. Oktober 2024 – von fünf Freunden, die eine gemeinsame Leidenschaft teilen: die Schlachtplatte eben. „Jonas saß damals mit ein paar anderen im ,Schlössle’ in Gröningen. Dort haben wir regelmäßig Schlachtplatte gegessen – so hat alles angefangen“, erinnert sich Gehringer. Für ihn ist das deftige Traditionsgericht mehr als nur ein Essen: „Die Schlachtplatte steht bei uns im Mittelpunkt – sie verbindet.“
Seit ihrer Gründung sind die Schlachtplattenjunkies überall dort anzutreffen, wo’s ihre Leibspeise gibt. Der eigentliche Beweggrund war jedoch ein anderer: „Immer weniger junge Leute gehen auf Vereinsfeste.“ Gründer Jonas Unger ließ sich vom Film „Leberkäsjunkie“ inspirieren und rief die Schlachtplattenjunkies ins Leben. „Man findet auch kaum mehr Leute, die bei Kirchweihen mit anpacken“, wirft Stefan Kloos ein. Die Bewahrung regionaler Feste liegt dem Kreßberger besonders am Herzen. Die Schlachtplatte bestehe zudem aus Teilen, die beim Schlachtprozess übrig bleiben – im Grunde genommen sei es ein Resteessen.
Für die Schlachtplattenjunkies ist die Muswiese in diesem Jahr etwas Besonderes, weil sie zum ersten Mal als Gruppe auftreten. Doch sie sind nicht nur hier unterwegs: „Schon kurz nach unserem Instagram-Start kamen die ersten Einladungen. Wirtshäuser, auch außerhalb Württembergs, wollten, dass wir vorbeischauen“, erzählt Gehringer.
Im Mittelpunkt steht für die Schlachtplattenjunkies aber nicht nur das Essen, sondern vor allem Gemeinschaft und Geselligkeit: „Jeder, der Interesse hat, wird mit offenen Armen empfangen.“ Von 27 bis 66 Jahren sei jede Altersgruppe vertreten. Anhand ihrer auffälligen T-Shirts erkenne man sie sofort. „Wir kommen rum und zeigen den Leuten, wo’s gute Wirtshäuser gibt“, ergänzt Hannes Hasenfuß. Auf ihren Touren sind viele Freundschaften entstanden, unter anderem auch mit dem Brauchtumsverein Wildenholz.
„Wir haben zwar einen Männerüberschuss“, gibt Jonas Unger zu, „aber bei uns ist jeder willkommen, und wir wollen kein Geld mit unserer Clique verdienen.“ Für Unger ist die Muswiese ein Symbol: „Sie ist eines der ältesten Feste der Region. Für uns bedeutet sie: Der Herbst hat begonnen. Sie steht für Tradition, Geselligkeit und gutes Essen.“
Wirtshauskultur fördern
In einer WhatsApp-Gruppe stimmen sich die Mitglieder ab. „Wir sind meistens zehn Leute, manchmal zwanzig – je nachdem, wer Zeit hat“, erklärt Unger. Besonders wichtig ist dem Gründer, dass die Wirtshauskultur gefördert wird. „Sie prägt mich schon seit Kindheitstagen.“
Organisatorisch sind die Junkies bestens aufgestellt: Mit einer App behalten sie alle Termine im Blick. „Jedes gelbe Feld im Kalender steht für ein Event, das wir besuchen.“ Ein eingetragener Verein sind sie aber nicht.
Und was sagen die Frauen? Mareike Krauß ist meist mit dabei: „Ich bin eher der Schnitzelesser“, sagt sie mit einem Lachen. „Aber ich find’s witzig, dass die Gruppe gegründet wurde. Es sind supernette Leute – ich bin meistens die Fahrerin.“
Das Markenzeichen der Schlachtplattenjunkies sind ihre unverkennbaren T-Shirts. Auf Instagram dokumentieren sie ihre Ausflüge, posten Fotos von Schlachtplatten und berichten über Feste und Wirtshäuser: @schlachtplattenjunkies. „Eigentlich wollten wir nur die Gerichte zeigen“, sagt Kloos und lacht. „Aber auf den Shirts steht unser Name – da verraten wir uns ein bisschen.“
Auch musikalisch hat die Runde etwas zu bieten: Stefan Kloos spielt Steirische Harmonika – und hat bereits spontan auf einem Fest mit über 120 Gästen gespielt. „Er packt das Ding aus, spielt und begeistert sogar die Leute am Nachbartisch. Bei uns treffen die unterschiedlichsten Charaktere aufeinander – das macht es besonders“, sagt Frank Gehringer stolz.
Damit der nächste Auftritt noch besser gelingt, wird inzwischen fleißig geübt: „Wir lernen gerade Stefans Texte zur Musik, damit wir sie auf Veranstaltungen mitsingen können.“ Abende voller Spaß, Musik und gutem Essen – genau das will die gesellige Runde leben und weitergeben.