Durch wilde Gewässer gleiten

  • Die Gaildorferin Katrin Groh vom Kanu-Club Hohenlohe wurde bei der Weltmeisterschaft im Wildwasserkajak-Extrem in Tschechien Achte in ihrer Klasse. Foto: privat

Kajaksport Katrin Groh aus Gaildorf sitzt leidenschaftlich gern im Kajak und stürzt sich reisende Flüsse herab. Bei der Wildwasserkajak-WM in Tschechien wurde die 24-jährige Lehramtsstudentin Achte.

Der Sport ist Teil ihres Lebens, sowohl in der Freizeit als auch im Beruf. Joggen mit Freunden, Klettern, Fußballspielen bei den Turn- und Sportvereinen Eutendorf und Gaildorf; Katrin Groh, 24, hat vieles ausprobiert. Ihre Leidenschaft aber liegt auf dem Wasser. „Ich fahre liebend gern Kajak“, sagt die angehende Mathematik- und Sportlehrerin, die inzwischen in Stuttgart lebt.

Diese Begeisterung kommt nicht von ungefähr, „das ist unser Familiensport“. Begonnen hatte damit Grohs Großvater, ihr Vater vererbte ihr die Passion. „Ich war schon früh viel im Kajak unterwegs“, erinnert sie sich. Seit sie 13 Jahre alt ist, stürzt sich Katrin Groh auch ins Wildwasser. „Jeder Urlaub geht für Kajakfahren drauf“, lacht sie – egal ob in Frankreich, Norwegen oder Slowenien. „Man sieht unglaubliche Natur und kommt auch an entlegene Orte.“

Internationales Starterfeld

Am vorletzten Augustwochenende ging die junge Frau erstmals bei der Wildwasserkajak-WM an den Start. Für den Kanu-Club Hohenlohe (KCH) holte sie den achten Platz beim Devils Extreme Race im tschechischen Lipno, einem der härtesten Wildwasserrennen. „Ich hatte keine großen Erwartungen. Umso mehr freut mich die gute Platzierung, einfach unglaublich“, sagt Groh. Im Frauenfeld qualifizierte sie sich für das Halbfinale, in dem sie mit einer Zeit von 1:47,86 Minuten nur eine Sekunde langsamer als die Siebte Lucie Součková war.

Austragungsort war der Ablass des Moldaustausees. „Es ist eine sehr schöne Strecke“, findet Groh. Unterstützt wurde sie von ihrer Familie und mitgereisten Freunden. Bei der WM messen sich die besten Fahrerinnen und Fahrer der Welt, sogar Athleten aus Neuseeland reisten an. „Dort trifft man Leute, die man nur von Instagram-Videos kennt.“ Nach dem Rennen wurde zusammen gefeiert, Groh vergleicht die Veranstaltung mit einem großen Festival. „Am Sonntag konnten wir noch entspannt ein paar Runden drehen.“

Das schönste am Kanu-Sport? „Das Miteinander“, findet Groh einerseits. Die Geselligkeit am Campingplatz, gemeinsame Abende am Lagerfeuer. „Man hilft sich gegenseitig.“ Überhaupt herrsche keine große Rivalität im Fahrerfeld. Im Gegenteil: „Ich habe einige gute Freunde durchs Wildwasserfahren kennengelernt. Es geht über das Sportliche hinaus.“ Für die Sicherheit müsse man sich im Wasser aufeinander verlassen können, so Groh.

Anderseits begeistert sie die Action im Wasser. „Ich gehe immer mit einem riesigen Grinsen im Gesicht auf den Fluss“, sagt sie. Dann tauche sie in eine andere Welt ein, kann total abschalten und muss sich voll auf das Geschehen im Wasser konzentrieren. „Es geht darum, die Strömung zu lesen und nicht gegen das Wasser zu arbeiten, sondern es für sich zu nutzen“, verrät sie. Wenn man etwas falsch macht, bekomme man vom Fluss immer direkt Feedback. Nachteil am Wildwasserkajak: „Es ist sehr ortsgebunden.“ Bei leichtem Gewässer aber sei man flexibler.

Maximal Stufe zwei

In der Region gibt es „nicht so viele“ Wildwasserstrecken, weiß Groh. Jagst und Kocher entsprechen auf der Wildwasserschwierigkeitsskala maximal der Stufe zwei von insgesamt sechs. Für anspruchsvollere Strecken müsse man weiter weg, etwa zum Rheinfall im Schweizer Kanton Schaffhausen. Neben Kraft und Ausdauer trainiert Katrin Groh ein bis zweimal pro Woche im Wasser, auch im Winter. Gegen die Kälte hilft dann die richtige Ausrüstung. Dazu zählen neben Kajak und Paddel auch Neopren- oder Trockenanzug, Paddeljacke, Schwimmweste, Helm, Spritzdecke und bei schwerem Wildwasser auch Ellenbogenschützer. Optional im Kanu dabei: Wurfsack und Flaschenzüge. Während der Wintermonate trainiert die junge Frau auch in ihrer Heimat. Beim KCH absolviert sie im Hallenbad beispielsweise Freestyletraining, übt Tricks im Flachwasser oder feilt an ihrer Technik, etwa beim Rollentraining.

Inzwischen gibt die 24-Jährige aber auch selbst Kurse in der Wildwasserabteilung ihrer Universität. „Vor fünf Jahren hätte ich mir das nicht vorstellen können“, gesteht sie. Heute bereite es ihr große Freude, die Entwicklung und Fortschritte der Teilnehmer zu beobachten, „wie sie Grenzen überschreiten“. Praktisch: „Man kann das gesamte Equipment leihen.“ Und die Kajak-Community ist total offen, so Groh.

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