Viel Arbeit, wenig Lohn

Griechenland Der einstige Pleitekandidat glänzt mit starkem Wachstum und soliden Finanzen. Doch viele Menschen leiden noch unter den Folgen der Krise.

Die faulen Griechen“ – ein Vorurteil, das sich seit der Staatsschuldenkrise der 2010er Jahre hartnäckig in Europa hält. Die Realität sieht anders aus. In keinem anderen EU-Staat arbeiten die Menschen pro Woche so lange wie in Griechenland. Doch die viele Arbeit lohnt sich kaum. Bei der Kaufkraft liegen griechische Familien in der EU auf dem vorletzten Platz. Das zeigt: Die Folgen der schweren Finanzkrise sind noch längst nicht überwunden.

Im zweiten Quartal 2025 arbeitete in Griechenland jeder Fünfte – genau 20,9 Prozent der Beschäftigten – wöchentlich länger als 45 Stunden. Das zeigen aktuelle Zahlen der EU-Statistikbehörde Eurostat. Es ist der höchste Anteil in der gesamten Europäischen Union. Im Durchschnitt der 27 Mitgliedsstaaten arbeiteten knapp elf Prozent länger als 45 Stunden pro Woche.

Zum Vergleich: In Deutschland waren es 8,7 Prozent, in Österreich 11,6 Prozent. Ähnlich fleißig wie die Griechen sind lediglich die Beschäftigten in der Schweiz – dort liegt der Anteil bei 19,7 Prozent.

Doch während die Durchschnittseinkommen in der Schweiz mehr als doppelt so hoch sind wie im EU-Durchschnitt, müssen griechische Familien trotz Mehrarbeit mit deutlich weniger auskommen. Nach Angaben von Eurostat betrug das durchschnittliche Jahreseinkommen in Griechenland im vergangenen Jahr 18.709 Euro – weit unter dem EU-Mittelwert von 29.537 Euro.

Erfolge kommen nicht an

Die Regierung des konservativen Premierministers Kyriakos Mitsotakis streicht ihre wirtschaftspolitischen Erfolge heraus: Die griechische Wirtschaft wuchs in den vergangenen drei Jahren rund doppelt so schnell wie der EU-Durchschnitt, Griechenland baut seine Schulden schneller ab als jeder andere EU-Staat und war vergangenes Jahr eines von nur sechs Mitgliedsländern, die einen Haushaltsüberschuss erwirtschafteten. Aber viele Menschen spüren kein Wirtschaftswunder.

Die Einkommensmisere ist eine Spätfolge der Schuldenkrise. Damals musste die Regierung auf Druck der internationalen Kreditgeber den Mindestlohn von 751 auf 586 Euro kürzen. In der Folge sanken die Gehälter im gesamten Land. Auch die Renten wurden massiv beschnitten.

Der harte Sparkurs, den Griechenland einschlagen musste, führte zur tiefsten und längsten Rezession der Nachkriegsgeschichte. In den 2010er Jahren verlor das Land 26 Prozent seiner Wirtschaftskraft. Die Arbeitslosenquote erreichte 2013 mit 28 Prozent ihren Höchststand. Unter den 15- bis 24-Jährigen waren sogar 61,4 Prozent ohne Job.

Noch heute spüren die Menschen die Folgen dieser Rosskur. Während die Realeinkommen zwischen 2018 und 2023 im EU-Durchschnitt um 19 Prozent stiegen, legten sie in Griechenland lediglich um magere sieben Prozent zu. Vor der Krise lag die Kaufkraft der griechischen Familien bei 92 Prozent des EU-Durchschnitts, heute sind es nur 70 Prozent. Ein weiterer Grund für die niedrigen Einkommen liegt in den strukturellen Schwächen der griechischen Wirtschaft. Sie wird von Kleinbetrieben dominiert: 95 Prozent der rund 880.500 Unternehmen beschäftigen weniger als zehn Mitarbeitende und zählen damit nach EU-Definition zu den sogenannten Mikro-Unternehmen. In keinem anderen EU-Land ist ihr Anteil so hoch wie in Griechenland. Viele dieser Firmen sind wenig produktiv. Das drückt das Lohnniveau.

In der Privatwirtschaft verdienen zwei von drei Beschäftigten netto weniger als 1000 Euro im Monat. Rund 600.000 der 4,3 Millionen Beschäftigten müssen mit dem Bruttomindestlohn von 880 Euro auskommen. Gemessen an der Kaufkraft liegen die Einkommen heute immer noch 27 Prozent unter dem Niveau von 2009.

Griechenland wird noch lange unter den Folgen der Krise und des damals auferlegten Sparkurses leiden. Zwar hat das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr nominal wieder das Niveau des Vorkrisenjahres 2007 erreicht, doch inflationsbereinigt wird es nach Berechnungen von Volkswirten der griechischen Eurobank noch mindestens acht Jahre dauern, bis die Wirtschaftsleistung des Landes wieder an das Vorkrisenniveau heranreicht.

Immer mehr Antibiotika wirken nicht

Gesundheit WHO warnt vor zunehmender Resistenz von Bakterien. Es gibt weltweit große Unterschiede.

Genf. Die Resistenz von Bakterien gegen Antibiotika steigt rasch. Weltweit sei jede sechste im Labor bestätigte bakterielle Infektion durch antibiotikaresistente Erreger ausgelöst worden, berichtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die neuesten Zahlen stammen von 2023. In die Studie sind rund 23 Millionen Daten aus mehr als 100 Ländern eingeflossen. „Antibiotikaresistenz ist weit verbreitet und bedroht die Zukunft der modernen Medizin“, warnt Yvan Hutin, Direktor der zuständigen WHO-Abteilung.

Dabei gibt es große regionale Unterschiede. In Südostasien und im östlichen Mittelmeerraum seien bereits eine von drei gemeldeten Infektionen gegen die untersuchten Antibiotika resistent. Das Problem sei besonders in Ländern mit schwachen Gesundheitssystemen verbreitet. 2021 sind nach WHO-Angaben 7,7 Millionen Menschen weltweit an einer bakteriellen Infektion gestorben. Gut 1,1 Millionen seien direkt auf Antibiotika-Resistenzen zurückzuführen gewesen.

Bei mehr als 40 Prozent der E. coli- und 55 Prozent der K. pneumoniae-Bakterien wirkten die gängigen Antibiotika nicht mehr. In afrikanischen Ländern seien es manchmal mehr als 70 Prozent. Diese Bakterien könnten auch Sepsis und letztlich Organversagen auslösen. Noch gebe es dagegen andere Antibiotika, die aber teurer seien und in vielen ärmeren Ländern nicht zur Verfügung stünden.

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