„Selten so hoch motivierte Schüler erlebt“
Bildung Drei unterschiedliche Berufsgruppen aus zwei Schulen kooperieren und entwickeln gemeinsam ein Projekt, das sie demnächst öffentlich vorstellen.
Anke Brandner und ihr Kollege Klaus Schäffler sind aufgeregt. Das geben sie lachend zu. Gleich ist es an diesem Montagnachmittag so weit. Dann stellt es sich heraus, ob das Projekt „Dreh-Bar“, an dem sie mit ihren Schülern sehr viele Stunden getüftelt haben, so funktioniert, wie es soll. Nicht nur die beiden Lehrer aus der Gewerblichen Schule Göppingen sind gespannt. In der Ausbildungs-Bar der Bad Überkinger Landesberufsschule für das Hotel- und Gaststättengewerbe (Paul-Kerschensteiner-Schule) befinden sich mehr als 20 Menschen, die an dem Projekt beteiligt oder interessiert sind. Die Schulleiter der beiden Schulen etwa, Jürgen Wittlinger von der Gewerblichen, Peter Pohlner von der Gastro-Schule. Darüber hinaus Johanna Steinbrecher und Frank Heubach, die Lehrer der angehenden Servicekräfte (Fachpersonal für Restaurants und Veranstaltungsgastronomie), weitere Lehrer, beteiligte Schüler, Presse.
Diese Dreh-Bar ist ein besonderes Werkstück, weil drei Berufsgruppen dafür kooperieren. Deshalb lautet der Name des Projekts auch „3-2-1-0“, für drei Berufsgruppen aus zwei Schulen, die ein Projekt gemeinsam erstellen, das Cocktails mit 0 Prozent Alkohol mixt.
Das Ganze hat sich aus einer Initiative der Fachinformatik-Lehrerin Brandner und Schäffler als Lehrer der Berufsgruppe Metallbau entwickelt, die dafür ein Jahr an Planung und Vorbereitung investiert haben. „Wir haben festgestellt, dass sich IT und Handwerk gut kombinieren lassen und diese Möglichkeiten bisher sträflich vernachlässigt wurden“, begründet IT-Lehrerin Anke Brandner ihre Motivation. Klaus Schäffler ergänzt: „Damit schauen die Azubi über ihren Tellerrand in andere Fachbereiche.“
Das Konzept richtet sich didaktisch an Berufsschüler des ersten Lehrjahres, sowohl im Metallbau als auch in der Fachinformatik. „Die Metaller brauchten zum Bau der Dreh-Bar alle Fertigkeiten, die sie bisher gelernt hatten und haben zwei Monate daran gearbeitet“, berichtet Klaus Schäffler. Dabei seien die Schüler über das Praktische hinaus auch als Team gefordert gewesen, um Lösungen für Probleme zu finden. Die Fachinformatiker, berichtet Brandner, knobelten zwei Wochen lang intensiv an der Programmierung des Werkstücks. Das größte Problem für sie sei gewesen, dass sie nicht nur feste Rezepte eingeben, sondern dass diese jederzeit veränderbar sein sollten. „Das ist ein dynamisches Programm, das hohe Logik erfordert, weil die Schüler sich dafür einen Algorithmus überlegen mussten.“
Beide Berufsgruppen seien begeistert gewesen, berichtet Anke Brandner. „Ich habe meine Schüler selten so hoch motiviert erlebt.“ Einer von ihnen ist Hakan Atici. „Es hat wirklich sehr viel Spaß gemacht“, bestätigt der 27-Jährige, weil die Schüler das, was sie gelernt hätten, praktisch anwenden konnten. „So haben wir gemerkt, was das Gelernte uns bringt.“
Cocktails für die Gäste
Dass die Göppinger Gewerbliche Schule sich mit der Gastronomie-Schule in Bad Überkingen in Verbindung setzte, um dann auch wirklich schmackhafte Cocktails von ihrer Dreh-Bar mixen zu lassen, hält die Bad Überkinger Lehrerin Johanna Steinbrecher für eine „spitzenmäßige Idee“. Nicht nur, weil die Schülerinnen und Schüler aus dem zweiten Lehrjahr mithilfe von Fachbüchern und Internet nach leckeren Rezepten gesucht haben, sondern vor allem, weil sie es beim Tag der offenen Tür des Göppinger Berufsschulzentrums mit echten Gästen zu tun haben (siehe Info). Dort gehört es auch dazu, dass die Cocktails jeweils passend garniert werden. Bei dem Termin am Montagnachmittag handelt es sich um einen ersten Probelauf des Kooperationsprojekts.
Die Säfte und Sirups werden in Flaschen umgefüllt, die von der Größe her in die Dreh-Bar passen. Servicekraft Fatima Chalkha füllt braunen Zucker und Eiswürfel in ein Glas, das dann auf den Untersetzer der Dreh-Bar gesetzt wird. Anschalten. Viele zücken ihre Handys. Es funktioniert. Der Bar-Untersetzer dreht sich unter die jeweilige Flasche, wie es ihm die Programmierung vorgibt. Stäbe surren leise nach oben und öffnen so die speziellen Flaschenverschlüsse. Die Säfte plätschern ins Glas, immer nur die erforderliche Menge. Am Ende mixt Barkeeper Luca den Inhalt des Glases mit dem Mixbecher ab, gibt eine Scheibe Maracuja dazu und fertig ist ein „Virgin Exotic“.
Die Metaller brauchten zum Bau der Dreh-Bar alle Fertigkeiten, die sie bisher gelernt hatten. Klaus Schäffler Lehrer