Armutszeugnis für den Landkreis
Zu „Frust über fehlende Lehrer und unfertige Containerschule“ vom 11. Oktober
Mit großem Entsetzen habe ich Ihren Bericht über die Situation der Bodelschwingh-Schule im Göppinger Stauferpark gelesen. Was dort geschildert wird, ist ein Armutszeugnis für unseren Landkreis und zeigt deutlich, welchen geringen Stellenwert Bildung – und insbesondere die Bildung von Kindern mit Behinderung – offenbar noch immer hat. Dass Kinder und Lehrkräfte ihren Unterricht in Containern beginnen müssen, die zum Schuljahresstart weder dicht noch beheizbar waren, ist schlicht inakzeptabel. Wenn es durch das Dach regnet, Möbel fehlen und selbst nach Wochen der Außenbereich noch eine Baustelle ist, kann von einem „Provisorium“ keine Rede mehr sein – das grenzt an Vernachlässigung. Natürlich ist dem Landkreis die schwierige finanzielle Lage nicht abzusprechen. Aber gerade bei einer Schule für Kinder mit Behinderung sollte das Wohl der Schülerinnen und Schüler oberste Priorität haben. Es darf nicht sein, dass Eltern gebeten werden, ihre Kinder tageweise zu Hause zu lassen, weil das Personal fehlt. Viele Familien geraten dadurch an ihre Belastungsgrenze.
Es ist höchste Zeit, dass der Landkreis und das Land Baden-Württemberg gemeinsam Verantwortung übernehmen und Lösungen schaffen – sei es durch eine beschleunigte Fertigstellung der Containeranlage, bessere Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte oder gezielte Programme zur Gewinnung von Sonderpädagogen. Diese Kinder und ihre Familien dürfen nicht länger die Leidtragenden struktureller Versäumnisse sein.