Opfer des Unrechts in Donzdorf

  • In Donzdorf wird ein erster Stolperstein verlegt – für Hedwig Dangelmaier, die im Alter von 30 Jahren im KZ Auschwitz ermordet wurde. In dem hier abgebildeten, 1981 abgerissenen Haus, Hauptstraße 79 lebte Hedwig Dangelmaier. Foto: Stadt Donzdorf
  • Auf diesem Grundstück in Donzdorf stand das Haus Hauptstraße 79. Hier wird für Hedwig Dangelmaier ein Stolperstein verlegt. Foto: Staufenpress

Holocaust An Hedwig Dangelmaier und das durch die Nazis an ihr begangene Unrecht erinnert ein Stolperstein.

Donzdorf. Wie sah sie aus, Hedwig Dangelmaier? Niemand weiß es mehr. Trotz der intensiven Recherche von Sabine Schlotter, Carola Eberhard und Angelika Taudte von der „Initiative Stolpersteine Göppingen“ über den Lebens- und Leidensweg der früheren Donzdorferin ließ sich kein Foto finden, das die von den Nazis Ermordete zeigt. Sie verlor ihr Leben am 7. Oktober 1942 im KZ Auschwitz. Dorthin war sie aus dem KZ Ravensbrück deportiert worden. Wann? Auch das ließ sich nicht feststellen.

Hedwig Dangelmaier war das siebte von acht Kindern und wurde am 1. Mai 1912 geboren. Ihr Vater war Wagner, betrieb zudem eine kleine Landwirtschaft, verstarb aber bereits 1919. Vermutlich war sie nach der Schule im elterlichen Haushalt und der Landwirtschaft tätig. Das war die übliche Perspektive von jungen Frauen vom Lande, wenn sie nicht als Dienstmädchen in Stellung gingen. Zwei ihrer Schwestern wanderten nach Amerika aus. Bekannt ist, dass ihre Schwester Aloisia sich dort gut eingefunden hatte. Sie kam regelmäßig nach Donzdorf zu Besuch. Eine andere Schwester ging ins Kloster. Hedwigs Bruder Josef wurde Wagnermeister, übernahm den elterlichen Betrieb, bis er zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Er kam 1944 in Belarus ums Leben. Ein weiterer Bruder, Anton, fiel 1944 in Russland.

Bis 1936 lebte Hedwig Dangelmaier in Donzdorf in der Hauptstraße 79. Dann ging sie wahrscheinlich als Saisonarbeiterin nach Oberschwaben. 1937 war sie zwei Monate im Göppinger Christophsbad. „Möglicher Grund: ‚Geisteskrankheit‘“, vermuten die Rechercheure ihrer Biografie. Dann ist sie wieder in Donzdorf zu finden. „Mathildenhaus“ – dahinter verbarg sich ein Schutzheim für Mädchen und Frauen, ein Aufnahmehaus für Wohnsitzlose des Caritasverbandes Stuttgart, wo sie sich 1938 aufhielt.

1939 verbüßte sie eine Gefängnisstrafe wegen „Landstreicherei“. Im Februar 1940 verliert sich ihre Spur. Vermutlich hielt sie sich im Stuttgarter Raum auf, da sie am 11. Januar 1941 von Echterdingen nach Ravensbrück ins KZ verschickt wurde, wo sie die Häftlingsnummer 5381 erhielt, nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurde.

Info Ein Stolperstein soll an Hedwig Dangelmaier erinnern. Die „Initiative Stolpersteine Göppingen“ und der Künstler Gunter Demnig laden heute um 10 Uhr zur Verlegung des Erinnerungsmales vor dem Gebäude Hauptstraße 79 in Donzdorf ein. Mehr Informationen auf www.stolpersteine-goeppingen.de

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