Mehrheit für weniger Spuren
Verkehr Der Umbau fast aller Straßen im Bereich Ehinger Tor ist umstritten: wegen des Zeitplans und weil Fahrspuren wegfallen. Das Ja zur Planung fiel knapp aus.
Weniger Platz für den motorisierten Verkehr, mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer, mehr Grün, mehr Aufenthaltsqualität. So sehen die Pläne der Stadt aus für den größten Verkehrsknoten in Ulm, den Bereich rund um Ehinger Tor und B10. Ob Bismarckring, Neue Straße oder Zinglerstraße: Fahrspuren sollen zurückgebaut werden. Und zwar noch vor 2030, weil dieser Bereich Bestandteil der Landesgartenschau ist. Bei dieser Planung und dem Zeitplan bleibt es: Der Bauausschuss des Gemeinderats hat den Entwurf des Bebauungsplans gebilligt. Allerdings nur mit knapper Mehrheit.
Ausschlaggebend für die Gegenstimmen von CDU und FWG waren weniger grundsätzliche Vorbehalte als vielmehr der Zeitplan. Ulm sei bereits so von Baustellen geplagt, da sollten nicht noch zusätzliche aufgemacht werden, hieß es. Klaus Kopp (FWG) verwies auf die Auswirkungen der Baustelle: Handel und Gastronomie befürchteten im Zuge der B10-Erneuerung massive Umsatzverluste. Der Umbau sollte auf die Zeit nach 2030 verschoben werden. Dafür hatte sich auch die IHK mehrfach eingesetzt.
Bürgermeister Tim von Winning warb, unterstützt von Grünen, SPD und KJT-Fraktion, für den Entwurf und den Zeitplan. Der Umbau sei zentraler Bestandteil der Landesgartenschau. Es gehe um eine städtebauliche Korrektur, die weit über die Gartenschau hinaus wirke, „um Aufenthaltsqualität und Klimaschutz“, sagte Yvonne Schefler (Grüne). Martin Rivoir (SPD) meint: „Wir können 2030 doch nicht nur auf ein umgebautes Blaubeurer Tor glotzen!“
Der Umbau in diesem Bereich ist schon immer umstritten. Im Juli 2025 hatte der Gemeinderat grundsätzlich beschlossen, an dem Vorhaben nichts zu ändern. Das Stimmenergebnis lautete: 22:19. Auch jetzt, im Bebauungsplanverfahren, war die Mehrheit knapp. Sechs Ratsmitglieder waren für den Plan, fünf dagegen, Daniel Rottmann (AfD) enthielt sich.
Auch die beiden FWG-Stadträte hatten ursprünglich vor, sich zu enthalten. Umgestimmt wurden sie letztlich unwillentlich vom Bürgermeister selbst. Er hatte angesichts der Arbeitsbelastung der Stadtverwaltung für ein klares Signal aus dem Gemeinderat geworben – und nicht für ein mögliches Nein „erst am Ende des Planungsprozesses“. Daraufhin stimmte die FWG mit Nein.
Vorgesehen sind vor allem:
Bismarckring: Die derzeit bis zu neun Fahrspuren zwischen Neuer Straße und Arsenalstraße sollen größtenteils auf fünf Spuren reduziert werden.
Wagnerstraße: Die Einmündung in den Bismarckring soll von bis zu fünf Spuren zu zwei umgebaut werden.
Neue Straße: Die Einmündung am Ehinger Tor in den Bismarckring wird von fünf auf drei Spuren reduziert.
Zinglerstraße: Der südwestliche Teil (B311) wird von fünf auf zwei bis drei Spuren umgebaut mit Multifunktionsstreifen in der Mitte. Das soll Fußgängern das Queren erleichtern und die Ehinger Anlagen besser miteinander verbinden.
Furttenbachstraße: Der Abzweig von der Zinglerstraße Richtung Adenauerbrücke wird zur Sackgasse. Der Verkehr aus Richtung Donautal/Kuhberg nach Neu-Ulm wird künftig über die Kreuzung am Bismarckring geführt.
Vor allem an den beiden letztgenannten Punkten regte sich Widerstand. „Man steht jetzt schon im Stau, es ist eine Katastrophe“, meint Winfried Walter (CDU). Wolfgang Stittrich (FDP) war eine halbe Stunde zu spät zur Sitzung gekommen, weil er, wie er sagte, von Einsingen über die B311 ins Rathaus 50 Minuten gebraucht hatte - „und das nicht mal im Feierabendverkehr“.
Entscheidend sind Kreuzungen
Die Verkehrssituation werde sich nach dem Umbau nicht verschlechtern, versicherte Bürgermeister von Winning. Simulationen und Verkehrsuntersuchungen hätten gezeigt: „Die Leistungsfähigkeit verringert sich nicht.“
Sie hänge nicht von der Zahl der Fahrspuren ab, sondern vom Durchfluss an den Kreuzungen. Der verändere sich aber an der Kreuzung Zinglerstraße/Bismarckring stadteinwärts nicht, weil dort die Zahl der Fahrspuren gleich bleibe. Es gehe also nur darum: „Stehen die Autos beim Warten auf die nächste Ampelphase auf zwei Spuren nebeneinander oder stehen sie hintereinander?“ Im ersten Fall rückten sie langsamer vor, im zweiten schneller, aber eben von weiter hinten.