2. Basketball-Bundesliga Pro A Aufbauspieler JaCobi Wood von den Tigers Tübingen über Eingewöhnungsprobleme und welchen Einfluss sein großer Bruder auf Woods Karriere hatte, ehe er starb.
So extrem viel fehlte dann gar nicht mehr zu einem Triple-Double: 9 Rebounds, 7 Assists und 31 Punkte gelangen JaCobi Wood vergangenen Samstag beim Tübinger Auswärtssieg in Göttingen. Die Liga ernannte ihn daraufhin gleich mal zum „Spieler der Woche“ in der Pro A. „Das freut mich“, sagt der 23-jährige Rookie, der am US-College nie über 29 Punkte in einem Spiel hinausgekommen war. „Aber das wäre ohne meine Teamkollegen nicht möglich gewesen.“
Dabei lief der Saisonstart bei der Heimklatsche gegen Nürnberg denkbar schlecht für Wood, der früh in Foul-Probleme geriet und erst aufdrehte, als die Partie praktisch schon entschieden war. Erwartbare Schwankungen bei einem Profi-Neuling wie ihm. Das Rezept von Trainer Henrik Sonko, um seine Performance auf einem möglichst hohem Level zu halten: „Konstante, klare und ehrliche Kommunikation.“
Sonko ist überzeugt, dass der 1,87 Meter große Wood das Potenzial für eine beachtenswerte Karriere in Europa hat. „Er hat eine Spielmacher-Persönlichkeit“, sagt der Coach. „Wenn er spricht, hören ihm die anderen zu. Und er war auch immer ein Anführer in den Teams, bei denen er bisher gespielt hat.“ Im Sommer kam Wood vom US-College, der Murray State University. Und auch seine Arbeitsethik lobt Sonko: „Ich habe ihm am Anfang gesagt, ich werde dich antreiben und alles tun, was ich kann. Aber es kommt auf dich an, deine Professionalität, was du isst, wie du schläfst, wie du trainierst.“
Defensiv offenbarte Wood in den ersten Spielen freilich gewisse Angriffspunkte für die Gegner. „Es ist wie immer, wenn jemand vom College kommt“, sagt Sonko dazu. „Jeder testet ihn erstmal. Er hat das Potenzial, ein guter Verteidiger zu sein, aber das braucht Zeit.“ Szenen, in denen Wood sich beispielsweise zu einfach von einem Block aufhalten ließ, zeigt ihm Sonko auf Video. „Und man sieht, er will lernen“, lobt der Trainer.
Die Sache mit der roten Ampel
Ist Wood also auf dem Weg zum Tübinger „Floor General“, wie es im Basketball-Jargon heißt? „Das versuche ich zu sein“, sagt der Point Guard. Für ihn bedeute das neben Punkten und Vorlagen auch Kommunikation. „Das ist der nächste Schritt: ein laustarker Anführer zu sein“, sagt Wood, der als eine seiner persönlichen Stärken bezeichnet, unkompliziert zu sein. „Abseits des Feldes komme ich wirklich mit jedem zurecht.“ Doch gerade diese mentale Ausgeglichenheit bezeichnet er auf dem Parkett auch als gewissen Nachteil: „Da bin ich teilweise zu relaxt und sollte manchmal mehr Energie bringen, statt immer nur sanft und locker zu sein. Daran arbeite ich.“ Wood, der in der Mittelstadt Cleveland/Tennessee aufwuchs, bezeichnet auch seine christliche Erziehung und seinen Glauben als einen Grund für seinen Charakter: „Das sorgt auch dafür, dass ich ausgeglichen bleibe.“
Seit zwei Monaten lebt Wood inzwischen im Französischen Viertel in Tübingen. Zuvor hatte er die USA noch nie verlassen. Vor allem die neue Zeitzone machte dem 23-Jährigen zunächst zu schaffen: „Ich war morgens noch verschlafen und nachts hellwach“, sagt er. Und dann war da noch die Sache mit der roten Ampel. „In Amerika darf man bei Rot rechts abbiegen“, berichtet er. Also ging er davon aus, dass das hier auch gilt, wenn es frei ist. Als er schon halb in die Kreuzung gefahren war, brüllte sein Beifahrer und Mitspieler Miles Tention plötzlich. „Das war mein Weckruf“, sagt Wood und lacht. „Seither fahre ich sehr vorsichtig.“
Vater Gregory als Idol
Als sein Idol bezeichnet Wood seinen Vater Gregory. „Er ist ein großartiger Familien-Mensch. Er hat mir geholfen, auf dem rechten Pfad zu bleiben. Und er hat viel für uns geopfert“, sagt Wood. Seit Jahrzehnten arbeitet der Vater bei VW und schaffte dort den Aufstieg vom Arbeiter bis zum Teamleiter. Basketballerisch unterstützte ihn sein neun Jahre älterer Bruder Jay Mee, der bis zum College selbst spielte und 2019 bei einem Unfall im Ocoee River starb. „Wir hatten beide den Traum, Profi zu werden. Und als klar war, dass es für ihn nicht reicht, hat er mir auf der Highschool immer gesagt, dass es jetzt an mir liegt.“ Jay Mee trieb den kleinen Bruder im Training an. „Das hat mir definitiv geholfen, dahin zu kommen, wo ich jetzt bin.“