Umsteigen bleibt Glückssache
Öffis Anschlüsse zwischen Bus und Bahn klappen nicht immer. Einen längeren Umstieg lehnte der Kreistag aber ab.
Kreis Tübingen. Wer von einem Bus in den Zug umsteigen möchte oder umgekehrt, erreicht seinen Anschluss im Kreis Tübingen häufig auch im Sprint nicht. Das führe dazu, dass viele Menschen sich vom öffentlichen Personennahverkehr abwenden und wieder im eigenen Auto fahren. So begründete Tanja Leinweber (Klimaliste) im Namen ihrer SGF-Fraktion einen Antrag an den Kreistag: Künftig soll an allen Umsteigehaltestellen ein Puffer von mindestens sechs Minuten plus der Dauer des benötigten Fußwegs eingebaut sein.
Wie schon in den Ausschuss-Sitzungen stieß Leinweber bei den übrigen Fraktionen und der Verwaltung auf Ablehnung. Eine pauschale Vorgabe bringe den Fahrgästen nichts, wäre aber mit erheblichen Kosten verbunden, argumentierte Gabriel Wehle, Leiter der Abteilung Verkehr und Straßen im Landratsamt. Als Beispiel führte er die Buslinie zwischen Rottenburg und Hirrlingen an. Den Stundentakt könne dort momentan ein Fahrzeug gewährleisten. Die Umstiegszeit für den Zug in Rottenburg liege bei vier oder fünf Minuten. Würde Zeit dem Antrag entsprechend auf neun Minuten erhöht, müsste entweder ein zweiter Bus eingesetzt werden (zusätzliche Kosten für den Kreis in Höhe von 150.000 Euro), oder Ortschaften wie Dettingen oder Hemmendorf könnten nur noch abwechselnd alle zwei Stunden angefahren werden.
Eine massive Verschlechterung sah Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer in dem Vorschlag. Bei pünktlichen Verbindungen kämen längere Wartezeiten einer „sinnlosen Freiheitsberaubung“ für die Passagiere gleich. Wenn Züge Verspätung hätten, dann liege diese regelmäßig über wenigen Minuten. „Solange die Bahn nach Kraut und Rüben oder gar nicht fährt, ist dieser Antrag gegen die Interessen der Fahrgäste gerichtet“, polterte Palmer.
Die Grünen-Fraktion hatte am Vorabend der Kreistagssitzung einen Kompromissantrag eingereicht. Der griff die Grundidee des SGF-Antrags auf. Es sollte aber die Möglichkeit für Ausnahmen aus wirtschaftlichen Gründen geben, die im Einzelfall die Verwaltung begründen müsste. „Dann noch lieber der ursprüngliche Antrag“, entgegnete Landrat Hendrik Bednarz, „da würden wir aus dem Begründen gar nicht mehr herauskommen.“
Wartehinweis für Busse
Am Ende fand keiner der Anträge eine Mehrheit. Die gab es nur für einen Zusatzantrag der Grünen, wonach die Verwaltung prüfen möge, ob ein digitales Informationssystem künftig Busfahrern Warteanweisungen übermitteln könnte, wenn ein Zug nur geringfügig verspätet ist.