Kaffee im Schatten des Kirchturms

  • Kirchstraße 12 in Ofterdingen: In der Scheune aus dem 17. Jahrhundert (links) sollen ein Café und eine Ferienwohnung entstehen. Der lauschige Garten dürfte dann als Terrasse für das Café dienen. Ob die antike Deichsel, die am Schuppen lehnt, dann als Deko dienen wird? Foto: Philipp Koebnik
  • Die Scheune aus dem 17. Jahrhundert in der Kirchstraße 12 in Ofterdingen. Foto: Philipp Koebnik
  • Der hübsche Garten soll dereinst als Terrasse für ein Café dienen. Foto: Philipp Koebnik
  • Steffen Mischke plant gemeinsam mit seiner Frau das Café und die Ferienwohnung. Foto: Philipp Koebnik
  • Kirchstraße 12 in Ofterdingen: In der Scheune aus dem 17. Jahrhundert sollen ein Café und eine Ferienwohnung entstehen. Foto: Philipp Koebnik
  • Ist das die künftige Terrasse des geplanten Cafés in der Kirchstraße 12? Foto: Philipp Koebnik
  • Kirchstraße 12 in Ofterdingen (rechts): Hier sollen ein Café (hinter dem blauen Scheunentor) und eine einstöckige Ferienwohnung (an der Seite, die der Straße zugewandt ist) entstehen. Foto: Philipp Koebnik
  • Ein Eyecatcher war bis vor kurzem das Fachwerk mit Ast-Lehm-Geflecht hinter Glas. Das Risiko, dass Feuchtigkeit eindringt und Schaden anrichtet, war jedoch zu groß, deshalb ließ Mischke die Außenwand an dieser Stelle wieder normal gestalten. Foto: Philipp Koebnik

Ofterdinger Ortsmitte In der Kirchstraße, gegenüber von der Mauritiuskirche, will Steffen Mischke ein Café mit Coworking-Space und eine Ferienwohnung einrichten.

Die tief stehende Sonne taucht am späten Nachmittag die Dächer der umliegenden Häuser in ein warmes Licht. Der Herbst ist noch jung, macht sich aber schon deutlich bemerkbar. Es ist recht frisch, und die Sonnenstrahlen reichen nicht mehr in den Garten hinein. Dennoch lässt sich ausmalen, dass dieser Garten in wenigen Jahren der lauschige Außenbereich eines Cafés mit besonderem Charme sein könnte.

„Wir sind selber gespannt, was draus wird“, sagt Steffen Mischke mit einem gewissen Understatement. Der Ofterdinger und seine Frau wollen die ehemalige Scheune in der Kirchstraße 12, an der Ecke zur Ursulastraße, sanieren und umbauen. Entstehen sollen in der Mitte besagtes Café samt Coworking-Space, an der Seite zur Ursulastraße hin eine Ferienwohnung, und auf der anderen Seite ein Büro für Mischke selbst sowie ein Teil, der noch zum Café gehört. Der von allerlei Gerümpel befreite Garten soll als Terrasse dienen. Gut vorstellbar, wie alte Wagenräder, die antike, am Schuppen lehnende Deichsel, Teile des von Mischke entdeckten Heuwagens, unendlich lange Holzleitern oder das in der Außenwand befestigte, uralte Riemengetriebe (Transmission) als Deko dienen und das historische Ambiente des Objekts verstärken.

Für Wein- oder Kaffee-Liebhaber

Zu einer Art Coworking Space wird das Café freilich schon, wenn sich einer mit seinem Laptop reinsetzt und dienstliche Mails bearbeitet. Aber der Raum mit dem geplanten Café soll auch mietbar sein, etwa für Tagesseminare oder Meetings. Als Betreiber einer Werbeagentur könnte Mischke etwa einen Drucker oder einen Beamer bereitstellen. Was für ein Typ von Café es letztlich wird, müsse man noch schauen – und es mit den Baubehörden abklären. Laut Baugesuch ist für die Scheune als Nutzung eine Ferienwohnung und etwas Gewerbliches vorgesehen, sagt Mischke. Eine Baugenehmigung habe er schon, die Baufreigabe steht indes noch aus. Der Gemeinderat hatte dem Vorhaben vor einigen Wochen zugestimmt.

So oder so, die Ofterdingerinnen und Ofterdinger sollen auf jeden Fall etwas von dem Projekt haben, betont der 47-Jährige. Nicht nur Latte-Macchiato-Hipster und Freelancer mit Laptop unterm Arm, sondern auch die ältere Dame mit Faible für Kuchen oder der Handwerker, der morgens seinen Kaffee zum Wachwerden braucht. Oder, wie Mischke sagt, es sei geplant für „alle, die gerne ein Glas guten Wein oder einen Kaffee trinken wollen“.

Bis das Paar seine Pläne konkretisieren kann, gilt es etwa ein statisches und ein Lärmgutachten abzuwarten. Auch der Denkmalschutz hat ein Wörtchen mitzureden, stammt die Scheune, die zu einem größeren Gehöft gehört, doch mutmaßlich aus dem 17. Jahrhundert. Im Jahr 1666 wurde jedenfalls das Haupthaus gegenüber errichtet. Die Scheune sei wohl kurz darauf entstanden, sagt Mischke. Seit er sie 2020 gekauft hat, seien nur Sanierungsarbeiten gemacht worden, die das Gebäude erhalten, insbesondere am Dach und an den Außenwänden (teils neue Holzfassade).

In den Wänden verbergen sich Stroh, Zweige und Lehm zwischen dem Fachwerk. Die Holzbalken seien wohl noch die ursprünglichen aus der Bauzeit, das erkenne man teils an den von den Handwerkern eingeritzten Zeichen. Früher hielt Kalk den Schlagregen ab, heute sind die Wände mit heller Lehmfarbe gestrichen. Viele Fenster oder Möglichkeiten für Fenster gibt es nicht. Mischke schweben dafür große Glasfassaden vor: eine zur Straßenseite hin, wo das große blaue Scheunentor ist, und eine auf der gegenüberliegenden Seite zur Terrasse hin.

Letztlich sei das Ganze noch eine „Wundertüte“, so Mischke. Erst wenn alle Gutachten vorliegen, könne er Angebote einholen und eine Kalkulation erstellen. Die Kosten erhöhen sich zum Beispiel dadurch, dass sich das Gebäude in einer Erdbebenzone befindet. Denn dadurch reicht es nicht, wenn sich ein Statiker die Scheune anschaut – es braucht noch einen zweiten, einen sogenannten Prüfstatiker. Und einen Architekten benötigt Mischke freilich auch. Dass er Fördertöpfe anzapfen kann, bezweifelt er. Klar ist: Drei Autostellplätze und einige Fahrradstellplätze sind gefordert.

Da es bei dem alten Gebäude keine exakten Pläne gibt, hat der Statiker praktisch keine Grundlage, auf der er aufbauen kann, erklärt Mischke. Dabei sei es extrem schwierig, die Balkenkonstruktion genau zu berechnen. Zumal die Bauzeichnung auf Basis eines 3-D-Modells „verformungsgerecht“ sein muss, also etwa die Schräge des Hauses oder schmaler werdende Holzbalken korrekt darstellen muss. Trotz einer beeindruckenden Raumhöhe soll nur das Erdgeschoss genutzt werden. „Das lassen wir alles nach oben atmen“, sagt Mischke. Die geplante Ferienwohnung, die „den Charme des Hauses aufnimmt“, dürfte dabei „recht exklusiv“ werden. Wenn alles gut läuft, könnten die ersten Arbeiten noch 2026 beginnen, hofft Mischke.

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