Die Uni bietet US-Forschern „Exil“

  • Wissenschaftler demonstrieren gegen Regierungspolitik. Foto: Thomas Müller/dpa

Uni Wissenschaftler, die in den USA unter politischem Druck stehen, können auch in Tübingen weiterforschen.

Tübingen. Seit Amtseinführung Donald Trumps haben es Wissenschaft und Forschung in den USA schwer. Bereits zu Beginn seiner zweiten Amtszeit kürzte der US-Präsident per Dekret Mittel von Forschungsbehörden und Hochschulen, die ihm eine zu liberale Ausrichtung haben. So verlor die Universität von Pennsylvania 175 Millionen Dollar – unter anderem wegen ihrer Regeln zur Teilhabe von trans Menschen im Sport. Die Columbia University in New York bekam 400 Millionen Dollar weniger, nachdem dort 2024 propalästinensisch demonstriert wurde. Ganze Forschungsfelder, wie etwa der Klimaschutz, stehen womöglich vor dem Aus.

Prinzip Wissenschaftsfreiheit

Die Universitäten Tübingen, Freiburg und Konstanz schaffen mit Unterstützung des Wissenschaftsministeriums nun 14 Stellen für Gastforschende, die ihre geplanten Forschungsvorhaben durch aktuelle Restriktionen in den USA nicht mehr verwirklichen können, etwa aufgrund von Reisebeschränkungen oder gestrichenen Forschungsmitteln. Besonders betroffen sind in den USA derzeit Forschungsfelder mit hoher gesellschaftlicher oder politischer Relevanz wie etwa Biomedizin, Klima- und Umweltwissenschaften oder Migrations-, Politik- und Menschenrechtsforschung.

„Dank der finanziellen Mittel des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst können betroffene Wissenschaftler ihre Forschung hier bei uns unabhängig und unter besten Bedingungen fortsetzen. Die Universität, als ein Ort der Forschung und Lehre, erfüllt damit ihre gesellschaftliche Aufgabe auch auf internationalem Niveau und bewahrt das Prinzip der Wissenschaftsfreiheit“, sagt Uni-Rektorin Karla Pollmann. Dr. Niels Weidtmann, Direktor des College of Fellows an der Universität Tübingen, ergänzt: „Die Initiative der Institutes of Advanced Studies, die zu diesem Programm geführt hat, bietet Forschenden, deren Arbeit in den USA aktuell unter Druck steht, in ihrer frühen Karrierephase eine verlässliche Perspektive und die Möglichkeit, die deutsche und europäische Wissenschaftslandschaft kennenzulernen und sich hier zu vernetzen.“

Die 14 Gastforschenden wählen selbst, an welchem der drei Institute sie ihre Arbeit aufnehmen möchten. Sie könnten bereits im Frühjahr 2026 in Freiburg, Konstanz oder Tübingen starten. Dazu hat das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg das Global-Fellowship-Programm der international ausgerichteten Institutes for Advanced Studies (IAS) an den drei Universitäten mit 3,6 Millionen Euro ausgestattet und damit die Finanzierung der Stellen von bis zu zwei Jahren gesichert.

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