Musikalische Verführung mit Überraschung

Viele Caipirinhas hätten sie in das erste Stück des Abends für dessen Entstehung gesteckt, erinnerte sich Mulo Francel, Klarinettist und Saxofonist von Quadro Nuevo, in seiner unterhaltsamen Moderation. So machten sich mit „Quadro Samba“ entspannter Groove und Wohlfühl-Sound am Samstagabend im Neuen Globe breit. Dorthin hatte der Konzertkreis Triangel zum Konzert der vier Musiker eingeladen.

Mit dem nächsten Stück spiele das Gegenteil von brasilianisch: argentinisch. Astor Piazzollas „Yo soy Maria“ aus dessen Oper „Maria de Buenos Aires“ eröffnete Andreas Hinterseher auf dem Bandoneon mit kleinen, geschärften Akzenten und erzählerischem Tonfall, um das Instrument am Ende theatralisch auseinanderzuziehen. D.D. Lowka ließ dann den Bogen auf den Kontrabasssaiten perkussiv auffedern. Zusammen mit Galls Klavier- und Francels Saxofonspiel ließ das Quartett so den für Piazzollas Musik so typischen Sog entstehen.

Gar nicht so weit weg von Piazzollas Melancholie und Sehnsucht fanden sich die Musiker bei Robert Wolfs „Per il mio amore“ wieder. Wolf, inzwischen verstorben, war der Gitarrist der Gruppe in ihrer ersten Zeit. Mit einem Hauch Nostalgie, bisweilen innig und schön geatmet, wurde Wolfs Melodie zum Leben erweckt.

Brasilianischer Einfluss

Zurück zu brasilianisch beeinflussten Klängen ging es mit einem Choro von Paulo Morello, einem deutschen Gitarristen, mit dem Quadro Nuevo auch schon auf Tour war, unter anderem in Brasilien. „7 to 1“ ist dabei herausgekommen, in den Worten Francels: „Lebensfroh, wie wir Deutschen im Ausland wahrgenommen werden.“ Fröhlich sprudelnd wirkte das Stück, dessen Titel an den Sieg Deutschlands über Brasilien im Fußball-WM-Halbfinale 2014 erinnert. Lowka wechselte danach zu seinen Perkussionsinstrumenten, und vor allem zur Darbuka für Basem Derwischs „Khaliji Steps“.

Nach einem „Reality Check“ zu Beginn des zweiten Sets verloren sich die vier Musiker in Galls „Ilha Grande“ in unberührter Natur und tastenden Klarinettentönen Francels. Nach wieder entspanntem „Ragazzo Samba“-Groove versprach Lowka vor dem Spielen von Nikos Xydakis‘ „Erotiko“: „Das werden Sie spüren!“ Einfühlsam folgte ein gemeinsames Melodiespiel in rot-pinkfarbenem Licht – und als scharfer Kontrast Mozarts Kanon „Bona nox, bist a rechter Ochs“ bis hin zur Bebop-Fassung mit Überraschungseffekten.

Damit gaben sich die etwa 300 Zuhörerinnen und Zuhörer im Neuen Globe nicht zufrieden. Zwei Zugaben folgten noch: ein stimmungsvolles „Paroles, Paroles“ mit einem pfeifenden Mulo Francel und Andreas Hinterseher auf dem Vibrandoneon sowie zu „Luna rossa“ beide wunderbar im Duett auf Akkordeon und Tenorsaxofon.

Tonbandverrückte gesucht

Schon im Konzert hatte Francel darauf hingewiesen, dass „Quadro Nuevo“ am Sonntag in der Hospitalkirche auf Tonband aufnehmen werde. Dietmar Winter, Vorsitzender des Haller Jazzclubs, habe die Idee gehabt, erklärte Francel nach der Aufnahme von sechs Stücken. Er selbst sei sehr angetan von der Bandtechnologie. Das funktioniere alles mit einem guten Tonmeister, den sie mit dem eigens einbestellten Dominique Klatte hatten. Außerdem komme der „super Sound“ der Hospitalkirche hinzu. „Fünf Bänder haben wir erst einmal gekauft, gehen damit nun auf Tour und schauen, ob wir einige Tonbandverrückte finden werden, die sie uns abkaufen.“

Quartett Zwischen Tango, Filmmusik und Nostalgie bewegt sich die Musik von Quadro Nuevo. In Hall begeistern sie 300 Zuhörer im Neuen Globe.

2. Hohenloher Kunstpreis wird vergeben

Ehrung Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wird am Samstag in Hall verliehen.

Schwäbisch Hall. Die Jahresausstellung des Hohenloher Kunstvereins bildet den Rahmen für die Verleihung des 2. Hohenloher Kunstpreis Werner Grund. Die Verleihung beginnt am Samstag, 1. November, um 18 Uhr in der Haalhalle. Der Chor Tonic aus Stuttgart begleitet die Veranstaltung, und ab 20 Uhr gibt er ein Konzert mit moderner A-cappella-Musik.

2020 wurde der Preis zum ersten Mal vergeben. Das vom Hohenloher Kunstverein und der Stiftung Werner Grund bestimmte Preisgericht wählte die Bildhauerin Gerda Bier zur ersten Preisträgerin des Hohenloher Kunstpreises Werner Grund aus. Nun wird der mit 10.000 Euro dotierte Preis ein weiteres Mal ausgelobt. Die Ausschreibung richtete sich ausschließlich an Künstlermitglieder des Hohenloher Kunstvereins. Eine siebenköpfige Jury, darunter Gerda Bier, wählt aus 76 Einreichungen den Preisträger oder die Preisträgerin aus. Die Werke stammen von 25 Künstlerinnen und Künstlern, die bei der Jahresausstellung des Hohenloher Kunstvereins ihre Arbeiten präsentieren.

Werner Grund wurde 1919 in Gerabronn geboren. 1946 aus Kriegsgefangenschaft heimgekehrt, studierte er von 1947 bis 1950 an der Freien Kunstschule in Stuttgart und später an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Er gehörte 1958 zu den Gründungsmitgliedern des Hohenloher Kunstvereins, 1960 wurde ihm der 1. Hohenloher Kunstpreis verliehen. Zu seinem 100. Geburtstag wurde die Werner-Grund-Stiftung gegründet.

Gedanken und Gefühle Anne Franks

Konzerte Der Hohenloher Kammerchor, Solistinnen und ein Ensemble treten in Hall zum Gedenken an die Reichspogromnacht auf.

Schwäbisch Hall. Der Hohenloher Kammerchor ist am Samstag und Sonntag, 8. und 9. November, zum Gedenken an die Reichspogromnacht im Globe-Theater zu hören. Dort führt er das Oratorium „Annelies“ von James Witbourn (1963 – 2024) für Sopran-Solo, Chor und Kammermusikensemble auf. Der Text greift Schlüsselstellen aus den Tagebüchern Anne Franks auf.

Niederländische, englische und deutsche Sprache stehen nebeneinander. Der Komponist setze die Gedanken und Gefühle des Mädchens in moderne Chormusik um, verbunden mit spätromantischen Elementen und Klezmer-Klängen, schreiben die Veranstaltenden. Wie in Anne Franks Leben gebe es in dieser Musik Traurigkeit und auch humorvolle Momente. Die Solopartie übernimmt Anna Feith. Die Freilichtspiele-Schauspielerin Martina Maria Reichert ergänzt das Geschehen mit Worteinblendungen.

Zeugnisse aus Theresienstadt

Dazu sind Lieder von Ilse Weber (1903–1944) zu hören, die zu den berührendsten Zeugnissen aus Theresienstadt gehören. Sie werden von der Haller Mezzosopranistin Sandra Tschernitsch gesungen. Das Kammermusikensemble setzt sich aus Jochen Narciß-Sing (Geige), Florian Schellhaas (Klarinette), Arian Teuffel (Cello) und Kyoko Panter (Klavier) zusammen. Die Leitung hat Susanne Kolb.

Die Konzerte beginnen am Samstag, 8. November, um 18 Uhr, und am Sonntag, 9. November, um 16 Uhr. Am Sonntag schließt sich eine Gedenkfeier zur Reichspogromnacht auf dem Haller Marktplatz an. Für beide Aufführungen kooperiert der Chor mit den Freilichtspielen, den Kammerkonzerten Hall und dem Kulturbüro der Stadt.

Info Karten gibt es bei der Haller Tourist-Info, im Haller-Tagblatt-Shop sowie unter swp.reservix.de.

< VORHERIGE SEITE NÄCHSTE SEITE >