Kunst(ver)führung

  • Lucas Cranach D. Ä., Familie der Naturmenschen, um 1530, Buchenholz, 27,3 x 18,2 cm Foto: Würth

Nur 27 mal 18 Zentimeter misst das um 1530 entstandene, perfekt ausgeführte Gemälde „Familie der Naturmenschen“ von Lucas Cranach. Kleinformatige Akte waren seinerzeit beliebte Geschenke, wobei das Thema „Naturmensch“ die Darstellung unbekleideter Körper legitimierte. Cranach bedient die Vorstellung, dass es menschliche Gemeinschaften gibt, die parallel zur zivilisierten Welt existieren. Der Maler trennt seine Naturmenschen von der Zivilisation durch ein dunkles Dickicht, das die Haut der Figuren zum Leuchten bringt. Abgesehen von dem satyrhaften Ohr des Mannes entsprechen die Figuren gängigen Schönheitsidealen. Während der Blick des Mannes, der gerade einen Löwen erschlagen hat, um Anerkennung für seine Heldentat buhlt, verbündet sich der einladende Blick der Frau mit den vorzugsweise männlichen Betrachtenden außerhalb des Bildraums: eine hellhäutige Venus mit kleinen Brüsten, einer schmalen, hohen Taille und langen Beinen. Warum der Löwentöter auf einem geometrisch perfekt behauenen Stein sitzt, bleibt Cranachs Geheimnis. Das Bild ist Teil der Dauerausstellung in der Haller Johanniterkirche, die täglich von 11 bis 17 Uhr geöffnet ist.

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