Gaildorfer meistern Herausforderung

  • Die Aktiven der Gaildorfer Stadtkapelle übernehmen den zweiten Teil des Konzerts. Foto: Hans Buchhofer

Bühne Florian Brandt dirigiert das Jugendorchester und die Stadtkapelle. Hinter den Akteuren liegen anstrengende Wochen des intensiven Probens. Das Publikum honoriert das mit viel Applaus.

Zu einer guten Blasmusik gehören einige musikalische Vorgaben. Dazu zählen zunächst einmal gleichmäßig besetzte Register mit verschiedenen Klangfarben der Holz- und Blechbläser. Um diesem Anspruch zu genügen, verstärkte sich die Stadtkapelle Gaildorf beim Herbstkonzert mit fünf befreundeten Musikern. Beim Schlagzeug machte sich dies vor allem positiv bemerkbar.

Eine entscheidende Rolle spielt natürlich der Dirigent. Florian Brandt, der in der Stadtkapelle heranwuchs, hat seine Lehrjahre mit dem Taktstock längst hinter sich gebracht. Die Einsätze für die Register und den Rhythmus und Dynamik bis zum Tutti kommen präzise und sorgen für Vielfalt. Brandt weiß, was er seiner Kapelle zumuten kann und legte die Latte beim diesjährigen Herbstkonzert sehr hoch.

Durchweg anspruchsvolle Titel mussten in harten Proben mit „viel Schweiß“ bewältigt werden. Was die Zuhörer am Sonntagabend zu hören bekamen, war Blasmusik vom Feinsten. Ein Höhepunkt war sicher die Ouvertüre „Marinarella“ von dem bekannten Komponisten Julius Fucik mit dem Schwierigkeitsgrad 5.

Jugendorchester eröffnet

Das Konzert gliederte sich in zwei Teile: Den ersten Teil bestritt das Jugendprojektorchester mit Kindern und Jugendlichen der Stadtkapelle und dem Musikverein Sulzbach-Laufen. Dirigent ist, wie bei der Stammkapelle, Florian Brandt, was zur Entwicklung des Nachwuchses für die beiden Kapellen nur von Vorteil sein kann. Vier Titel trug der Nachwuchs vor und erntete dafür großen Beifall in der Halle. Charmant informierte Natalie Hinderer über die Titel, was zum besseren Verständnis der Vorträge beitrug. Vor allem vom ersten Titel „Rockin Recorders“ von Nicholas Duron war das Publikum sehr angetan. Fünf Kinder ab dem Alter von neun Jahren trugen die beherrschende Stimmlage mit der Blockflöte vor, wobei die Kapelle sich beim Orchesterklang etwas zurückhielt. Mit der Zugabe Siyahamba“, einem Zulu-Lied aus Südafrika, endete der erste Teil.

Gespannt war man auf die Präsentation der Stammkapelle: Mit dem „Florentiner Marsch“ von Julius Fucik gelang dem Orchester ein erster Höhepunkt. Der Marsch ist weltbekannt und wird oft als Ouvertüre beim Zirkus und ähnlichen Events mit seiner mitreißenden Melodie gehört und endet mit einem großartigen Finale.

Anspruchsvolles Werk

Das Sahnestück des Konzerts war aber die Ouvertüre „Marinarella“, ebenfalls von Julius Fucik, der dabei seine Liebe zur Oper durchblicken ließ. Hintergrund ist ein Mädchen namens Marinarella, das bei einem Spaziergang viele Abenteuer erlebt, wie Regina Groß versiert bei ihrer Ansage informierte. Das Stück ist eine Herausforderung für jedes Orchester dank seiner schnellen Passagen, seiner Dynamik und unterschiedlichen Stimmungen. Der lang anhaltende Beifall des Publikums war der verdiente Lohn.

Die „Jupiter Hymn“ von Gustav Holm stammt aus dem vierten Satz der berühmten Orchestersuite „The Planets“, die Holst zwischen 1914 und 1917 komponierte, wie Regina Groß informierte. Inmitten eines lebhaften Satzes erklingt plötzlich erhabene Ruhe und klingt wie ein musikalischer Sonnenaufgang: weit, erhaben und erhebend. Die Musik spiegelt die Sehnsucht nach Frieden fast wie ein Gebet mit warmem Klang.

„Oregon“ spiegelt eine musikalische Reise durch den amerikanischen Westen mit dem Zug. Es öffnen sich unterschiedliche wilde und zarte Landschaften, die von der Musik interpretiert werden. Hufschläge, Pfeifen und Western- und Rockrhythmen mischen sich in die Klänge des Orchesters.

Hintergrund des Titels „Gullivers Travels“ ist der Roman „Gullivers Reisen“ von Jonathan Swift. Das Stück von Bert Appermont gliedert sich in die vier Teile Lilliput. Brobdingnag, Laputa und The Houyhnms. Teil eins und zwei sind musikalisch geprägt von Gegensätzen: Im Reich der Lilliputaner ist Gulliver ein Riese, danach im Reich der Riesen ein Zwerg. Die Musik wird dabei schwer und mächtig.

Mit zwei Zugaben endete das großartige Herbstkonzert der Stadtkapelle Gaildorf zusammen mit dem Jugendorchester der Gaildorfer und den Jugendlichen vom Musikverein Sulzbach-Laufen. Der lang anhaltende Beifall des Publikums mit Heinrich Reh als Vertreter der Stadt Gaildorf war für das Orchester Anlass genug für zwei Zugaben: „Mars der Medici“ von Johan Wichers und „Amen“ von Pavel Stanek.

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