Pfusch am Bau?
Infrastruktur Die Baustelle des künftigen Pennymarkts in Michelbach/Bilz ruht seit Wochen. Offenbar haben Mängel am Rohbau die Arbeiten ausgebremst. Jetzt soll es aber bald weitergehen.
Seit einigen Wochen tut sich nichts mehr auf der Pennymarkt-Baustelle in Michelbach. Die Gerüchteküche in der Bürgerschaft brodelt, der verlassene und frei zugängliche Rohbau im Gewann Straßenäcker zieht Schaulustige an. So mancher zweifelt schon daran, dass der Markt jemals fertiggestellt wird.
Selbst Bürgermeister André Dörr musste in der jüngsten Ratssitzung am 21. Oktober auf die besorgte Nachfrage aus dem Gremium einräumen: „Ich habe seither keine Neuigkeiten.“ Grundstückseigentümer und Bauherr ist Dennis Niestroj aus Frankenhardt, ein in der Region bekannter Betreiber von drei Fitnessstudios – in Crailsheim, Blaufelden und in Schwäbisch Hall. Beim Anruf der Redaktion im Crailsheimer Studio erklärt Niestroj jedoch kurz angebunden, dass er nicht zum Thema befragt werden möchte.
Licht ins Dunkel bringt dagegen Uli Baka, Expansionsmanager bei Penny Deutschland. Sein Unternehmen, das zur Rewe Group gehört, wird Mieter des Marktes mit seinen 1443 Quadratmetern Gesamt- und 950 Quadratmetern Verkaufsfläche. Baka ist es wichtig, die Öffentlichkeit zu informieren.
„Der Investor hat sich für ein Rohbauunternehmen entschieden, das nicht unbedingt die oberste Qualität abgeliefert hat“, formuliert er die Fakten diplomatisch. Mauern wiesen falsche Abmessungen auf, die Bodenplatte liege zu tief, was im Endeffekt Auswirkungen auf alle übrigen Gewerke und die gesamte Außenanlage gehabt hätte.
Gutachter dokumentiert Mängel
Damit der Bauherr im Falle eines eventuell folgenden Rechtsstreits mit dem Rohbauunternehmen auf der sicheren Seite sei, habe ein Gutachter zunächst sämtliche Mängel dokumentiert, begründet der Penny-Expansionsmanager die lange Baupause. „Der Worst Case wäre gewesen, wenn man ganz von vorne hätte anfangen müssen“, so Baka weiter. „Aber das können wir zumindest ausschließen. Das Gebäude ist nicht einsturzgefährdet. Es ist alles zu beheben, damit es am Ende so ist, wie es sein soll.“
Der Rohbauer, der laut Baka aus Bayern kommt und noch nie einen Penny-Markt gebaut hat, habe zwar angeboten, die Mängel zu beseitigen. Dies werde aber nun ein anderes Unternehmen erledigen. Diese Woche gehe es mit dem Bau des Daches weiter, kann der Expansionsmanager ankündigen. Das sei jetzt der wichtigste Schritt, damit es nicht mehr in den Rohbau hineinregne. Am Wochenende war der Boden des künftigen Marktes noch mit tiefen Wasserlachen bedeckt. In zwei oder drei Wochen sollten dann die Arbeiten an den Fenstern, den Außentüren und an der Außenanlage beginnen. Diese Gewerke seien längst an Fachunternehmen vergeben.
Rewe will im Frühsommer öffnen
Die Eröffnung, die im September 2024 bei Vorstellung des Projekts im Michelbacher Gemeinderat auf Oktober 2025 datiert worden war, wird sich aufgrund der Umstände ins kommende Jahr verschieben. Baka hofft auf die Einweihungsfeier zum Beginn des zweiten Quartals 2026. „Wir freuen uns auf den neuen Standort und ich glaube, die Michelbacher freuen sich ebenso“, unterstreicht er. Bei der Gelegenheit lüftet er auch gleich das Geheimnis um die Bäckerei mit Café, die im Lebensmittelmarkt mit einziehen wird: Der Vertrag mit Gräter sei bereits unterschrieben. Das Traditionshaus mit Hauptsitz im benachbarten Rosengarten betreibt im Landkreis mehrere Filialen und Verkaufsstellen. Seine bisherigen Räume im Michelbacher Ortszentrum wird Gräter zugunsten der Filiale im künftigen Penny-Markt aufgeben, wie von Bäckermeister Markus Held zu erfahren ist.
Die Planungen für einen Lebensmittelmarkt in der Gemeinde liefen zuvor über Jahre hinweg – und das reichlich holprig. Was es verständlich macht, dass die Michelbacher in der Angelegenheit schnell mit dem Schlimmsten rechnen.
Ursprünglich hatte es so ausgesehen, als werde Netto in die Gemeinde kommen. Der zuständige Investor aus Frankfurt musste jedoch Anfang 2024 Insolvenz anmelden. Auch hatte es eine ganze Weile gedauert, bis die Flurstücke 151 und 103 im Mischgebiet Straßenäcker an der L 1055 am nördlichen Ortsausgang als Standort beschlossen werden konnten. Die Erschließung der Fläche begann im Frühjahr 2025.
Keinen Nahversorger seit 2022
Seit Uwe Ferdinand seinen Dorfladen im April 2022 aufgegeben hat, gibt es in der Gemeinde keinen Nahversorger mehr. Die Hofläden Maas im Hauptort und Burkart in Gschlachtenbretzingen sowie die Bäckerei Gräter allein können den täglichen Bedarf der rund 3500 Einwohner bei Weitem nicht decken. Zu dieser Einschätzung kam die GMA Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH aus Ludwigsburg, die noch im Auftrag der insolventen Schoofs Immobilien GmbH eine Studie für Michelbach erstellt hatte.
Das Gebäude ist nicht einsturzgefährdet. Es ist alles zu beheben, damit es so ist, wie es sein soll. Uli Baka Manager Penny Deutschland