Von der analogen Kraft des Theaters

Kultur Die Württembergische Landesbühne gastiert gleich sechsmal in Ilshofen. Intendant Marcus Grube stellt das Programm vor – und beschreibt die Faszination hinter der Kunstform.

Mit einem leidenschaftlichen Plädoyer beschwor Intendant Marcus Grube die analoge Kraft des Theaters und eröffnete den Einführungsabend zur neuen Spielzeit in Ilshofen. Darin stellten Grube und die beiden Schauspieler Elif Veyisoglu und Reyniel Ostermann die Stücke vor, welche die Württembergische Landesbühne in dieser Saison in Ilshofen zeigt.

Doch warum ist es überhaupt so bereichernd, ins Theater zu gehen? Grube hatte die Antwort: Theater sei ein Ort der Begegnung, der Erinnerung und der Debatte, sagte er. Und es ist analog in einer Zeit, in der digitale Räume immer lebensbestimmender werden. Im Theater gehe es nicht darum, wer besser oder schlechter dasteht, wer gewinnt oder verliert. Es gehe vielmehr darum, einander zuzuhören und sich auszuhalten – auch in Uneinigkeit. Theater lade dazu ein, die eigene Perspektive zu verlassen und sich in andere hineinzuversetzen – die Schuhe des anderen anzuziehen. Dadurch schaffe das Theater reale Erfahrungsräume, in denen echte soziale Beziehungen möglich werden.

Die fünf Stücke der kommenden Saison – von absurder Satire über politische Farce bis hin zu tragischer Tiefe und musikalischer Poesie – spiegeln diese Haltung wider. Und sie zeigen: Theater ist nicht nur Unterhaltung – es ist ein Angebot, die Welt mit neuen Augen zu sehen.

Die Ilshofener Theatersaison beginnt am 25. Oktober mit dem Stück „Das perfekte Geheimnis“ und zeigt ein Treffen von Freunden, die vereinbaren, alle eingehenden Nachrichten auf dem Smartphone öffentlich zu machen. „Würden Sie mitspielen?“, fragte Grube das Publikum. „Wenn Ihre Antwort spontan ‚Ja‘ ist, sage ich: Denken Sie nochmal darüber nach.“ Das nächste Stück heißt „Once“ und ist ein berührendes Musical über eine zufällige Begegnung, über echte Musik und verpasste Chancen, sagte Grube und setzte sich ans Piano. Die Besucherinnen und Besucher, die im Rathaus bei Getränken und Häppchen beisammensaßen, genossen den Musikbeitrag.

Stück über einen Reichsbürger

„I Hired a Contract Killer“ ist eine Bühnenadaption des bekannten Spielfilms von Aki Kaurismäki. Sie erzählt von einem Mann, der sich ins Leben verliebt, als er es eigentlich beenden will. „Der Reichskanzler von Atlantis“ führt in die Reichsbürgerbewegung und zeigt einen selbsternannten Reichskanzler in einem deutschen Wohnzimmer. Das Stück soll zu einem Theatererlebnis führen, „das zuerst zum Lachen bringt – und danach nachdenklich stimmt“, so Grube.

„Kassandra und die Frauen Trojas“ bringt sieben Frauen und nur einen Mann auf die Bühne und kehrt damit das gewohnte Rollenverhältnis um. Das Stück eröffnet damit neue Sichtweisen auf Krieg, Macht und die Suche nach Sinn in einer gewaltgeprägten Welt, führte Grube aus. Für die jüngsten Zuschauer gibt es diesmal einen Klassiker: „Räuber Hotzenplotz“. Er bringt Freundschaft und Mut auf die Bühne und zeigt den Kindern, dass das Gute oft dort auftaucht, wo man es am wenigsten erwartet.

„Wir freuen uns auf eine vergnügliche Theatersaison in Ilshofen“, sagte Bürgermeister Martin Blessing zum Schluss zu den Ilshofenern. „Bringen Sie viele Freunde mit!“

Die Rennpferde des kleinen Mannes

Geschichten über die „Rennpferde des kleinen Mannes“, wie etwa die Heimkehr der „Blau-Gehämmerten 889“ nach 630 Kilometern aus der französischen Normandie in unter acht Stunden in ihren heimischen Taubenschlag auf dem Trögelsberg, sind für kleine Kinder heute wie aus einer Märchenstunde. Es sei denn, sie kommen aus dem Bühlertal. Dort gibt es bis heute Brieftaubenzüchtervereine, auch wenn ihre aktiven Mitglieder mittlerweile an einer Hand abgezählt werden können.

Einer von ihnen ist Erich Berroth (70) vom Trögelsberg. Seit über 30 Jahren ist er Vorsitzender des Brieftaubenvereins „Auf ins Bühlertal“ Bühlerzell, dem heute noch drei weitere aktive Züchter angehören: Wolfgang Feil vom Zollhof, Andreas Stirner aus Rosenberg und Timo Hassel aus Gründelhardt. Der Verein ist in der Reisevereinigung Bühlertal organisiert, die eine Fluggemeinschaft mit Geislingen und der Ostalb betreiben, damit die Transportkosten für Distanzflüge bezahlbar bleiben.

Distanzflüge im Sommer

Apropos Distanzflüge: Sie entscheiden über Sieg oder Niederlage der Brieftaube. Der Startpunkt für die Flüge, im Fachjargon Auflass genannt, sind 13 festgelegte Orte mit Distanzen zwischen 135 und 630 Kilometern. Immer gen Westen gelegen und in den Monaten Mai bis Juli terminiert. Aus gutem Grund, denn das wichtigste Hilfsmittel der Taube, um wieder heim zu finden, ist ihr innerer Kompass, der nur bei gutem Wetter funktioniert, weil sie sich an der Sonne und am Erdmagnetismus orientiert. Erst in der Nähe ihres Heimatschlages erkennt die Brieftaube Landmarken, um direkt vor die eigene Haustüre zu finden.

Diese Fähigkeiten werden trainiert. Jungvögel starten mit kleinen Runden um den eigenen Taubenschlag und erkunden die Landschaft. Sie beenden ihre Flugsaison im Spätsommer bei einer Jungtaubenflugsaison mit Distanzen zwischen 40 und 235 Kilometern. Die Flugzeit wird elektronisch über einen Fußring gemessen, mit der Flugdistanz kombiniert und daraus die Fluggeschwindigkeit errechnet.

„1998 hatte ich den besten Vogel im Bezirk“ erinnert sich Berroth an seine „Nummer 67“. Eine Nummer als Name? „Ja“, Brieftauben haben Nummern, eingraviert auf einem Metallring am rechten Bein. „Ich habe gut 60 Reisetauben, Alt und Jung zusammen“, rechnet Berroth vor. Die Zucht hatte er als Zehnjähriger von seinem Vater übernommen, also vor 60 Jahren. Brieftauben können bis zu zehn Jahre alt werden, macht summa summarum 360 Tauben, die seinen Taubenschlag bislang durchlaufen haben. „Niemand hat so viele Namen parat“, sagt Berroth.

Auch ein Altenheim

Was passiert mit den Tauben, die zu alt für den Sport sind? „So gesehen, habe ich nicht nur eine Kinderstube und ein Leistungszentrum, sondern auch ein Altersheim“, sagt der Züchter. Am sportlichsten sind Tauben zwischen zwei und drei Jahren. Da leben sie im Reiseschlag. Nur diese Tauben fliegen frei. Danach ziehen sie in den Zuchtschlag um, der quasi auch das Altersheim ist.

Tagsüber sind die „Rentner“ in einem Freiflugschlag und müssen nur abends in den Zuchtschlag – wegen des Marders. Den habe man im Griff, im Gegensatz zu den Greifvögeln. Schnell wird klar, der Habicht ist ein Problem unter den Züchtern. Seinetwegen sind Georg Ott, Andreas Schneider, Rolf Funk und Anton Hieber von aktiven zu passiven Vereinsmitgliedern geworden.

„Es machte keinen Sinn mehr“, sagt Georg Ott (73) aus Holenstein. Bei ihm hocke der Habicht im Wald neben dem Taubenschlag. Dieser hatte die Fresszeiten auf die Trainingszeit der Tauben gelegt. Eine morgens, eine abends. Das mache etwas mit einem, schließlich seien die Tiere wie Haustiere, um die man trauert, wenn sie nicht mehr sind, erzählt Ott.

Doch dieser Tage wird nicht getrauert, sondern gefeiert. Denn der Verein ist am 25. September 100 Jahre alt geworden. Wurde das 50-jährige Jubiläum noch zwei Tage lang in der Rudolf-Mühleck-Halle mit dem ganzen Dorf groß gefeiert, findet die 100-Jahr-Feier im Vereinsheim „Grüner Baum“ bei Georg Ott in Holenstein statt. Nicht als Festakt, sondern jede Woche, wenn die Vereinsmitglieder zusammenkommen, um zu fachsimpeln.

Verein Noch vor 30 Jahren galt die Brieftaubenzucht im Bühlertal als Volkssport. Heute sind Züchter Exoten. Der Bühlerzeller Taubenverein besteht seit 100 Jahren.

Lea Geldner (Grüne) stellt Bildung in den Mittelpunkt

Mainhardt. Die Landtagskandidatin Lea Geldner von den Grünen diskutiert auf dem Riegenhof über Bildungschancen. Der Kreisverband hatte zu einem Frühstück eingeladen, dabei hatten die Besucher Gelegenheit, die Landtagskandidatin persönlich kennenzulernen.

Lea Geldner, Erzieherin, Diakonin und Sozialarbeiterin, sprach über Bildungschancen in Baden-Württemberg. Schnell entwickelte sich eine lebhafte und konstruktive Diskussion, schreibt der Kreisverband der Grünen. Einig waren sich alle, dass das Bildungssystem vor Herausforderungen steht. Genannt wurden Fachkräftemangel, fehlende finanzielle Mittel, aber auch eine überkommene Unterrichtsstruktur sowie unterschiedliche Bezahlung der Lehrkräfte und eine zu geringe Anpassung an gesellschaftliche Veränderungen.

„Unsere Gesellschaft ist vielfältig, besonders die jungen Generationen“, sagte Lea Geldner. „Das ist eine Chance, die aber auch entsprechende Antworten im Bildungssystem erfordert.“ Dabei sei Inklusion erwünscht, könne jedoch nur gelingen, wenn für alle Kinder passende Lösungen gefunden würden. Schulen müssten zu echten Lern- und Lebensorten werden, an denen multiprofessionelle Teams die Vielfalt der Gesellschaft widerspiegeln und Brücken zu ihr bauen.

Geldner wies darauf hin, dass Eltern häufig beide berufstätig sind, weshalb mehr Aufgaben in der Erziehung auf die Schule übergingen. Wichtige Aspekte seien die Kooperation mit Sportvereinen, die Begegnung zwischen den Generationen – etwa durch ehrenamtliches Engagement von Seniorinnen und Senioren – sowie die Demokratiebildung, damit Kinder lernen, Verantwortung zu übernehmen und ihre Stimme zu erheben.

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