„Für mich ist Glaube unbedingt auch ein Männer-Thema“
Religion Die Evangelische Kirche feiert Männersonntag. Kristian Kirschmann, Männerpfarrer im Kirchenbezirk Hall, erklärt, warum das Christentum nicht nur was für Frauen ist.
Kristian Kirschmann. Pfarrer in Sulzdorf. Ehemann. Vater. Und: seit zehn Jahren Bezirksmännerpfarrer. Das ist kein Beruf, aber ein Amt im Kirchenbezirk Schwäbisch Hall-Gaildorf. Er verrät, was ein Männerpfarrer macht und warum der 19. Oktober in seinem Kalender angestrichen ist.
Sie sind Bezirksmännerpfarrer. Glauben Männer anders als Frauen?
Kristian Kirschmann: Glaube ist immer persönlich und einzigartig, unabhängig vom Geschlecht. Schon in der Bibel gibt es unterschiedliche Männerrollen: den Krieger, den Forscher, aber auch den häuslichen Typ. Kirchliche Männerarbeit hat die Chance, mit Männern danach zu fragen, welche Rolle zu ihnen selbst passt und wie sich das auf ihre persönliche Art des Glaubens und des Lebens auswirkt.
Was sind Ihre Aufgaben und was macht Ihnen daran Freude?
Gelegentlich bin ich in Männergruppen zu Gast. Die Vielfalt von Männerarbeit in den Gemeinden begeistert mich immer wieder. Da gibt es etwa Männerwanderwochenenden, Vater-Kind-Camps, Männergesprächskreise, Männerkochgruppen, Männervesper, Ehepaararbeit. Besonders gerne feiere ich mit den Gemeinden den Gottesdienst zum jährlichen Männersonntag der EKD.Der Gottesdienst wird immer von Männern vor Ort kreativ vorbereitet. Er ist jedes Mal etwas ganz Besonderes. In diesem Jahr feiern wir einen Rock-Gottesdienst in Schwäbisch Hall-Steinbach, danach gibt es Weißwurst. Auf diesen Gottesdienst freue ich mich schon sehr. Als Bezirksmännerpfarrer gebe ich aber auch Infos aus dem Evangelischen Männernetzwerk EMNW an die Kirchengemeinden weiter.
Was brauchen – nach Ihrer Erfahrung – Männer, um sich in Kirchengemeinden oder Gottesdiensten wohlzufühlen?
Männer sind häufig Praktiker. Sie schaffen gerne mit und finden darüber ihren Platz in der Kirchengemeinde. In die Gottesdienste kommen sie dann, wenn sie sich dort mit ihren eigenen Themen wiederfinden: mit ihrer Musik, mit ihren Fragen, mit ihren Beziehungen, mit ihren Hobbys. Männer fühlen sich wohl, wenn sie sie selbst sein dürfen.
Im Kirchenbezirk Schwäbisch Hall-Gaildorf gibt es mehr männliche als weibliche Pfarrer. Dennoch sind in kirchlichen Gruppen, Gottesdiensten, Events oft mehr Frauen als Männer. Was ist Ihre These dazu?
Das hat Tradition. Noch mehr als heute, waren Männer in den Familien früher die Hauptverdiener, die Frauen waren fürs Häusliche und Soziale zuständig. Dazu zählt bei vielen auch die Religion. Der Hausvater hat vielleicht zu Hause noch das Tischgebet gesprochen, aber die religiöse Erziehung und ehrenamtliches Engagement in der Kirche waren wesentlich Frauensache. Heute kommt dazu: Durch den demografischen Wandel wird die Kirche im Schnitt älter. Männer sterben statistisch früher als Frauen. Das heißt, gerade bei Personen im höheren Alter, die eine viel höhere traditionelle Bindung an Kirche aufweisen, sind Frauen deutlich in der Überzahl.
Sind Männer im Unterschied zu Frauen eher „Unauffällig-Glaubende“?
Das ist mir zu pauschal. Wir haben tolle, engagierte Männer in unseren Kirchengemeinden. Manche davon sind mit ihrem Glauben öffentlich präsent. Andere halten sich lieber im Hintergrund. Das ist eine Typ-Sache.
Die Sache mit der religiösen Erziehung war zu biblischen Zeiten anders. Damals waren die Väter für die Glaubensbildung zuständig. Wir können davon ausgehen, dass Jesus beim Thema Glaube viel von seinem Vater Josef gelernt hat. Für mich ist Glaube unbedingt auch ein Männer-Thema.
Info Kirchliche Angebote für Männer bieten viele Gemeinden im Kirchenbezirk an, hier lohnt es sich, direkt in den Pfarrämtern zu fragen. Kontakte zu allen Kirchengemeinden finden sich unter www.kirchenbezirk-schwaebischhall-gaildorf.de/kirchenbezirk/gemeinden. Mehr zum EMNW unter www.emnw-maenner.de.