30 bis 35 Wohnungen geplant

Planung Bewohner von Hessental reden noch vor dem Start eines Architektenwettbewerbs für den Haller Gartentreff mit. Sie mahnen eine maßvolle Bebauung an.

Leer, dunkel und eine Einladung, illegal Müll abzulagern. Wer am „Haller Gartentreff“ vorbeikommt, ahnt nichts mehr vom vergangenen Glanz. Bis zu 35 Wohnungen könnten auf dem ehemaligen Areal des Gartencenters an der Einkornstraße in Hessental entstehen. „Den Haller Gartentreff umweht eine Aura von etwas Besonderem. Wir bekommen es noch nicht so richtig gegriffen, worum es sich handelt“, gibt Dr. Tilman Sperle aus Stuttgart zu. Er managt den Architektur- und Stadtplanungswettbewerb, sammelt Anregungen von den mehr als 70 Bürgerinnen und Bürgern am Mittwochabend im evangelischen Gemeindehaus. Etwas von der alten Aura soll auch ins neue Wohnareal, das weiterhin „Haller Gartentreff“ heißen soll, hinübergerettet werden.

Die Bürgerinnen und Bürger im Saal nennen ihre Assoziationen: „Grün und bunt“; „Ehemaliges Gelände der Gärtnerei Scharpf“; „Weihnachtsbaumverkauf“; „ehemalige Mülldeponie“; „Treffpunkt, um Spaziergänge zu starten“. Viele Hessentalerinnen und Hessentaler im Saal wünschen sich für die Zukunft dort einen Treffpunkt für Jung und Alt und eine Bebauung, die sich in die bestehende Struktur einfügt. „Kann man die Wohnungen nicht woanders unterbringen? Wir Hessentaler wünschen uns dort einen schönen Dorfplatz“, schlägt ein Zuhörer vor. Über die Aura des Areals hinaus geht es natürlich um die harten Fakten. Wohnbau Laukenmann, ein Familienbetrieb aus Obersontheim, hat das brachliegende Areal vor einigen Jahren gekauft. Wer in Zeiten sprunghaft gestiegener Baukosten Projekte entwickeln und einigermaßen günstig verkaufen will, muss knapp kalkulieren. Tilman Sperle weist darauf hin, dass am Ende die Relation zwischen verkaufbarer Wohnfläche und wünschenswerter Außengestaltung in einem maßvollen Verhältnis zueinander stehen muss.

Eigentlich wäre die Entstehung des neuen Wohnareals schon weit vorangeschritten, doch die Stadt Hall hat den Investor für ein Wettbewerbsverfahren gewinnen können. Tobias Laukenmann sagt: „Ich bin selbst Architekt.“ Daher habe er ein großes Interesse an einer hochwertigen Lösung. Auf ein halbes Jahr mehr oder weniger bis zur Einweihung komme es jetzt auch nicht mehr an. Denn das Verfahren ist aufwendig und deutlich teurer als ein einfaches Immobilienprojekt.

Drei Aufträge verteilen

Dr. Tilman Sperle erläutert den Fahrplan. Die Anregungen der Bürger aus dem Abend würden in die Ausschreibung des Wettbewerbsverfahrens einfließen. Drei Bürogemeinschaften würden beauftragt, die zwingend aus Architekten, Stadtplanern und Landschaftsarchitekten bestehen. Zum Jahreswechsel legen die Büros los. Nächstes Jahr wird ein Preisträger ausgelobt, die Bevölkerung informiert, und der Gemeinderat bringt ein Bebauungsplanverfahren an den Start, das auf das Wettbewerbsergebnis zugeschnitten ist. „Ein Beteiligungsverfahren ist für uns als Stadt nichts Neues, aber bei einem privaten Bauträger etwas Besonderes“, sagt Christian Jankowski, Abteilungsleiter bei der Bauverwaltung von Hall.

Um den Architekten eine möglichst kreative Lösung zu entlocken, seien keine Kubaturen vorgegeben. Nur die Anzahl der Wohneinheiten für Singles, Senioren und Familien stehe fest: 30 bis 35 sollen es werden. Es entstünden auch Apartments, die den Anforderungen des geförderten Wohnens entsprechen. Ob Büros, Bäckerei mit Café oder Blumenladen: Im Erdgeschoss und möglicherweise auch in einem der oberen Stockwerke sei vieles möglich.

Das Grundstück gehört bereits dem Bauträger. Städtisches Gelände an der Straße und der nördliche Zipfel des Grundstücks – auf dem die Altglascontainer stehen – sind Teil des Planungswettbewerbs. Allerdings sei heute schon klar, dass ein Gehweg erhalten bleibe und der nördliche Zipfel nicht bebaut werden kann, da sich dort ein Regenrückhaltebecken befindet. Die Autos der Anwohner und Besucher müssten in einer Tiefgarage Platz finden.

Geht es hoch hinaus?

Gleich mehrere im Raum wollen den Planern entlocken, wie wuchtig die neuen Häuser daherkommen. Das könne man heute noch nicht sagen, antwortet Sperle. Die Vorgabe für die Architekten sei eine „angemessene und maßstäbliche“ Bebauung. Aber eben auch eine „klare Adresse zur Straße hin, die sich nicht wegduckt“. Bei so vielen Nachfragen lässt sich Tilman Sperle immerhin den Satz entlocken: „Mit zwei Stockwerken wird es nicht funktionieren.“ Es werde mit Sicherheit ein „größeres Volumen“.

Wichtig sei es, den „Haller Gartentreff“ als „Gelenkpunkt“ zu erhalten, der die Siedlungen verbindet. Denn sehr deutlich kommt in den Luftaufnahmen bei der Bürgerversammlung heraus: Hessental erstreckt sich von der Fassfabrik bis hin zum Flugplatz. Es fehlt eine Mitte, auf die alles hin zuläuft. Der Gartentreff bildet immerhin einen Übergang von einem Teil des Ortes in den nächsten. Daher sei es wohl jetzt schon sicher, dass sich die Bebauung des Gartentreffs nach außen öffnen müsse und nicht etwa als abgeschottetes Wohnareal daherkomme. Doch solche abschließenden Antworten erhoffen sich die Investoren eben genau von dem Architektenwettbewerb.

100 Jahre am Faden der Unterwelt

Bühne Auf den Tag genau feiert Gerhards Marionettentheater sein Jubiläum. Es wird eine kurze Szene aus dem Stück gezeigt, mit dem alles angefangen hat.

Es ist der 10. Oktober 2025. Man befindet sich in der Hölle. Der Fürst der Unterwelt, Pluto, und der Fährmann des Todes, Charon, geben dem armen Teufel Mephistopheles den Auftrag, eine neue Seele für die Hölle zu gewinnen. Mephistopheles schlägt vor, es mit Faust zu versuchen. Das Ensemble von Gerhards Marionettentheater huldigt mit der kurzen Sequenz aus „Faust“ der ersten Vorstellung vom 10. Oktober 1925, mit der Fritz Gerhards sein Marionettentheater in Wuppertal eröffnet hat.

„Auf den Tag genau vor 100 Jahren“, wie Thomas Lützelberger in seiner Begrüßungsansprache verkündet. In diesem Jahr habe es viele Jubiläen in Schwäbisch Hall gegeben. Aber wohl keiner habe es geschafft, es genau am Jubiläumsdatum zu feiern. Als Sprecher für die Sparkassenstiftung freut er sich darüber, dass die „größte und älteste Puppenbühne Baden-Württembergs“ jetzt in Schwäbisch Hall sei. „Das passt wunderbar zur reichen Kultur unserer Stadt.“ Für ihn selbst sei das Theater „gelebte Kultur und künstlerische Leidenschaft“, bei der die „Erwachsenen genauso verzaubert werden wie die Kinder“.

Am Anfang stand eine Vision

Die Kulturbeauftragte der Stadt Ute Christine Berger greift es in ihrer Ansprache auf und lässt die „Kleine Hexe“ sprechen, die auch zum Repertoire des Theaters gehört. „Werdet ihr erst einmal 127 Jahre so wie ich.“ Die Gründungsidee von Fritz Gerhards habe das Theater „durch die Zeiten getragen“. Der damals 29-jährige Gerhards „hatte eine Vision“. Er wolle den „hohen idealistischen Kunstgeist“ auf das Marionettentheater übertragen. Und das sei noch heute „in jeder Inszenierung zu spüren“. Sie dankt den wichtigsten Unterstützern des Theaters. „Wenn kein Publikum kommt, gibt es auch kein Theater.“

Birgit Pfitzenmaier von der Baden-Württemberg-Stiftung, die sich für die „Pflege und Bewahrung der Kunst und Kulturlandschaft“ einsetzt, möchte „diesen kulturellen Reichtum fördern und bewahren“. Claudia Bayer vom Freundeskreis Gerhards Marionettentheater erinnert daran, dass der kulturelle Reichtum „mit dem glücklich machenden Spiel am langen Faden“ auch finanziert werden muss. Sie bietet darum Patenschaften für die Puppen an. Die über 120 Mitglieder des Vereins würden sich über Verstärkung freuen, um das Theater auch weiterhin finanziell und personell zu unterstützen.

Neben der Sparkassenstiftung, der Bürgerstiftung und der Landkreis-Stiftung sind auch das Land Baden-Württemberg, die Werbegemeinschaft Hall Aktiv und natürlich die Stadt als Unterstützer tätig. Florian Schellhaas, als Fachbereichsleiter für Kultur, ist angetan von dem „kulturellen Schatz“ und den „kleinen Figuren, die auf der Bühne plötzlich zum Leben erwachen“. Er macht Werbung für den gemeinsamen Auftritt des Marionettentheaters mit dem Stadtorchester im Neubausaal. „Märchen, Musik, Magie: Weltpremiere in Schwäbisch Hall. Der Kaiser und die Nachtigall als Live-Familienerlebnis.“

Oberbürgermeister Daniel Bullinger dankt zum Jubiläumsfest den Marionettenspielern, die „leidenschaftlich jede Puppe zum Leben erwecken. Sie schaffen einen Ort, an dem sich die Menschen verzaubern lassen können. Sie entführen in eine Welt, die glücklich macht.“

Und diese Welt steht im Anschluss an den offiziellen Teil allen Besuchern offen. Ein beeindruckender Blick hinter die Kulissen, in die Werkstatt, in das Lager, in dem zahllose Puppen an ihren langen Fäden für eine spannende Reise in die Vergangenheit sorgen. „Ich hoffe auf weitere 100 Jahre“ wünscht der Oberbürgermeister den Theatermachern, die auf den Tag genau ihr Jubiläum feiern.

Christoph Klenk gibt Posten auf

Personalie Der 50-Jährige hat bei der Stadt Hall die Bereiche frühkindliche Bildung, Schulen und Sport verantwortet.

Schwäbisch Hall. Als der damals 43-Jährige im Januar 2019 in Hall gestartet war, gab es die drängenden Probleme bereits: Fachkräftemangel in den städtischen Kindergärten, die Frage nach kostenfreien Kitaplätzen und die Kritik mancher am Infans-Konzept. Christoph Klenk wusste also, worauf er sich einlässt. Klenk wurde Leiter des größten Fachbereichs innerhalb der Stadtverwaltung. Verantwortete in dieser Zeit Themen rund um Kindergärten, Schulen und auch Sportstätten.

Jetzt zieht der 50-Jährige die Reißleine. Er hat gekündigt, wie er auf Nachfrage der Redaktion bestätigt. Kommentieren möchte er diesen Schritt nicht. Auch nicht, wohin es ihn in naher Zukunft verschlägt. Nach Informationen, die der Redaktion vorliegen, hatte er sich auf die Stelle als neuer Sozialbürgermeister beworben. Allerdings kam er wohl nicht über die erste Auswahlrunde hinaus. Auch das will Klenk auf Nachfrage nicht kommentieren.

Nach Informationen der Redaktion hatte er sich bereits im Januar für die Postion in Stellung gebracht, die da noch nicht offiziell ausgeschrieben war. Auf eine mögliche Kandidatur angesprochen, teilt dieser damals mit: „Selbstverständlich verfolge ich als Führungskraft im Haller Rathaus die aktuelle Diskussion. Mehr als ein interessiertes Beobachten ist dies jedoch nicht, insbesondere da heute noch nicht klar erkennbar ist, welches Profil die Beigeordnetenstelle erhalten wird.“ Spekulationen über Ambitionen – „von wem auch immer“ – seien da sinnlos.

Inzwischen ist klar, dass Marcel Miara, der bisherige Chef der Haller Volkshochschule, den Posten als Sozialdezernent übernimmt und damit auch über Klenks Fachbereich für frühkindliche Bildung, Schulen und Sport steht. Statt selbst Bürgermeister zu werden, bekam Klenk nun also einen anderen Dezernenten vorgesetzt.

Miara hatte sich bereits im Januar klar geäußert, dass er kandidiert. In seiner Bewerbungsrede vor dem Gemeinderat hatte Miara auch betont, dass er intensiv auf den Bereich frühkindliche Bildung blicken will, der durch den Fachkräftemangel stark leidet.

„Dabei darf es keine Denkverbote geben, inklusive einer ergebnisoffenen Revision des pädagogischen Konzeptes Infans mit seinem hohen Dokumentationsaufwand.“ Hall müsse ein attraktiver Arbeitsort für Fachkräfte werden. Klenk hatte beispielsweise am Konzept Infans festgehalten.

Die Schwäbisch Haller Stadtverwaltung bestätigt auf Nachfrage: „Unser Fachbereichsleiter Christoph Klenk hat seine Kündigung eingereicht. Wann sein letzter Arbeitstag sein wird, steht derzeit noch nicht fest.“

Vor 40 Jahren: Diakonisse eingesegnet

Kirche Margarete Mühlbauer ist die jüngste von neun Diakonissen „im Feierabend“. Vor 40 Jahren startete sie in Hall.

Schwäbisch Hall. Viele Jahrzehnte gehörten sie zum Alltag in Schwäbisch Hall, nicht nur im Krankenhaus oder in Gemeinden – die Diakonissen. Vor 40 Jahren wurde letztmals eine Diakonisse, Margarete Mühlbauer, in Hall eingesegnet.

Als Pfarrer Hermann Faulhaber seit 1880 die Gründung eines Diakonissenhauses plante, war sein Ziel, ledige Frauen in der christlichen Krankenpflege auszubilden, die in den Gemeinden Kranke, Alte und Bedürftige kostenlos pflegen sollten. Am 1. Februar 1886 wurde schließlich in Hall das Diakonissenhaus eröffnet. Faulhaber nannte seine Schwestern zwar Diakonissen, sie waren es aber im heutigen Sinne nicht. Die Frauen sollten ohne Gelübde und ohne lebenslange Gemeinschaft eine Zeit lang für das Diak arbeiten. Sie erhielten dafür keinen Lohn, sondern wurden mit allem Notwendigen versorgt.

Echte Diakonissen

Nach der Krise von 1898/1899 übernahm Pfarrer Gottlob Weißer die Leitung des Diak und damit die Aufgabe, aus dem zerrütteten „Diakonissenhaus“ eine funktionierende „Diakonissenanstalt“ zu machen. Aus den Diakonissen auf Zeit wurden eingesegnete Diakonissen Kaiserswerther Prägung, die in einer Glaubens-, Lebens- und Dienstgemeinschaft eingebunden waren. Sie erhielten neben der krankenpflegerischen auch eine biblisch-diakonische Ausbildung.

Große Veränderungen waren seit den 1930er-Jahren zu beobachten: Die Diakonisseneintritte gingen ab 1937 drastisch zurück, und der Zweite Weltkrieg forcierte die Entwicklung noch – bis die Zahl 1969 bei null angelangt war. Der Beruf der Diakonisse war für junge Frauen unattraktiv. Zwischen 1978 und 1981 gab es vier Eintritte.

Heute gibt es neun Haller Diakonissen; die jüngste ist Schwester Margarete Mühlbauer. Zunächst hatte sie ab 1974 die Krankenpflegeausbildung im Diak absolviert. Dabei spürte sie die Berufung zur Diakonisse und wagte den Schritt 1978. Ihre Einsegnung zur Diakonisse und Diakonin erfolgte am 13. Oktober 1985. 2018 verabschiedete sich die stellvertretende Oberin und Leiterin der Ambulanten Dienste Margarete Mühlbauer in den Ruhestand – oder wie es bei den Diakonissen heißt: in den Feierabend.

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